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Shintô und die Konzeption des japanischen Nationalwesens

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150<br />

KAPITEL II<br />

gemeint, <strong>die</strong> aus den Theorien Hirata Atsutanes hervorgegangen<br />

ist. Wie bereits angedeutet, hat er insbesondere durch <strong>die</strong> Systematisierung<br />

der Jenseitskonzeption (mit der Gottheit Ôkuninushi im<br />

Zentrum) den religiösen Charakter <strong>des</strong> <strong>Shintô</strong> betont. Auf der<br />

Basis <strong>die</strong>ser theologisch-politischen Ideenwelt entfaltete sich<br />

schließlich <strong>die</strong> kaiserliche Restaurations-Bewegung (ôseifukko) der<br />

bakumatsu-Zeit; es dauert jedoch bis zum März <strong>des</strong> Jahres 1868<br />

(Keiô 4), daß das Wort „Fukko-<strong>Shintô</strong>“ offiziell benutzt wurde.<br />

Im Verlaufe <strong>die</strong>ser Bewegung hat, wie bereits dargestellt, <strong>die</strong><br />

Familie Shirakawa <strong>die</strong> Interpretationen der kokugaku im Sinne der<br />

Hirata-Schule adoptiert <strong>und</strong> konnte so ihren Machtbereich erweitern.<br />

Angesichts <strong>die</strong>ser Situation fühlte sich auch <strong>die</strong> Familie Yoshida,<br />

um <strong>die</strong> Unterstützung der Schreinpriester zu gewinnen, genötigt,<br />

den Hirata-Schüler Yano Harumichi zu berufen, um damit<br />

zu zeigen, daß auch <strong>die</strong> Yoshida zum „alten reinen Weg“ (junsuikodô)<br />

zurückgekehrt (fukko) seien. Fukko bedeutet in <strong>die</strong>sem Fall<br />

nicht den Weg vor Einführung <strong>des</strong> Buddhismus <strong>und</strong> Konfuzianismus<br />

im Altertum, sondern, konkret, den „alten reinen Weg“<br />

vor Etablierung <strong>des</strong> mittelalterlichen Synkretismus im Sinne der<br />

Yoshida- <strong>und</strong> Shirakawa-Schulen. Ein Hauptziel <strong>die</strong>ser Bewegung<br />

bestand in der Forderung nach einer Restauration der machtvollen<br />

Position <strong>des</strong> ritsuryô-jingikan-Systems durch <strong>die</strong> kokugaku-Wissenschaftler<br />

der Hirata-Schule; theologisch wurde vor allem <strong>die</strong><br />

Einheit von Religion <strong>und</strong> Herrschaft, bzw. Politik (saisei-itchi)<br />

propagiert, mit der Idee <strong>des</strong> Jimmu-tennô als dem Gründer-Ahnen<br />

<strong>des</strong> Staates im Mittelpunkt.<br />

In der Meiji-Zeit wurden <strong>die</strong>se kokugaku-Wissenschaftler der<br />

Hirata-Schule als Anhänger der Fukko-Schule bezeichnet.<br />

Die Nachfolger <strong>des</strong> Hirata Atsutane, wie der genannte Yano Harumichi<br />

(1823-87) 152 , setzten somit <strong>die</strong> Gedanken <strong>die</strong>ser Schule in<br />

der bakumatsu-Zeit in praktische Ideologie um (vgl. Inoue 1994:<br />

537). Geboren als erster Sohn eines Samurai <strong>des</strong> Ôzu-han in der<br />

Provinz Iyô, stu<strong>die</strong>rte Yano zunächst Philologie bei Ban Nobutomo,<br />

um dann in <strong>die</strong> Hirata-Schule in Edo einzutreten. Im Jahre<br />

1862 wurde er Lehrer im Rahmen der <strong>Shintô</strong>priester-Ausbildung<br />

der Familie Shirakawa <strong>und</strong> im Jahr 1867 schließlich Leiter der Yoshida-Schule.<br />

Zur theoretischen Untermauerung der Restauration<br />

<strong>des</strong> alten kaiserlichen politischen Systems verfaßte er <strong>die</strong> program-<br />

152 Kishimoto (1956: 46) liest Yano Gendô, den er als „great leader of the Hirata School“<br />

bezeichnet.

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