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Shintô und die Konzeption des japanischen Nationalwesens

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KAPITEL II<br />

keit“ (shôjiki) 63 <strong>und</strong> „Wahrheit“ (makoto). 64 Der Weg <strong>des</strong> Menschen<br />

dorthin führt über „Ehrfurcht“ (auch „Ernsthaftigkeit“)<br />

(tsutsushimi), bzw. „Verehrung“ (uyamai). Tsutsushimi wird<br />

durch „Innere <strong>und</strong> Äußere“, d.h. leibliche <strong>und</strong> geistige, Reinigung<br />

(harae) erreicht. 65 Der Mensch erhält <strong>die</strong> Verbindung zu den<br />

Gottheiten aufrecht durch das Gebet (kitô) <strong>und</strong> das Ritual.<br />

Der menschliche Weg als solcher ist geprägt durch <strong>die</strong> Fünf Beziehungen<br />

<strong>und</strong> Fünf Tugenden (gorin-gojô). Insbesondere <strong>die</strong><br />

ethische Beziehung zwischen Herrn <strong>und</strong> Vasall (kunshin) steht hier<br />

im Vordergr<strong>und</strong>. Hier zeigt sich wiederum in aller Klarheit <strong>die</strong><br />

konfuzianische Gr<strong>und</strong>haltung Koretaris, der in <strong>die</strong>sem Punkt <strong>die</strong><br />

größte Übereinstimmung mit Razan aufweist.<br />

Koretari führte bedeutende Daimyô, vor allem den einflußreichen<br />

Herrn <strong>des</strong> Aizu-han, Hoshina Masayuki, den wir bereits im<br />

Zusammenhang mit den regionalen Schrein-Reformen kennenlernten,<br />

in seine <strong>Shintô</strong>-Lehre ein. Masayuki gehörte zur Führungselite<br />

<strong>des</strong> Tokugawa-Staates, er war ein jüngerer Bruder <strong>des</strong> Tokugawa<br />

Iemitsu <strong>und</strong> Vorm<strong>und</strong> von Ietsuna <strong>und</strong> trug wesentlich zur<br />

Etablierung <strong>des</strong> baku-han-Systems bei. 66 Er erreichte in seinen<br />

<strong>Shintô</strong>-Stu<strong>die</strong>n bei Koretari <strong>die</strong> vierte <strong>und</strong> höchste Geheimnisstufe<br />

<strong>und</strong> wurde nach seinem Tode von <strong>die</strong>sem auf shintôistische Weise<br />

beerdigt (Sugiyama, Sakamoto 1994: 17; Taira 1972: 521); Koretari<br />

hatte vom bakufu ausdrücklich <strong>die</strong> Genehmigung für <strong>die</strong>se<br />

Beisetzung eingeholt (Taira 1972: 521). Es war Koretari, der am<br />

entschiedensten versucht hatte, den <strong>Shintô</strong> auf den Status einer<br />

Lehre (kyôgaku) zu heben, <strong>und</strong> er trug auf <strong>die</strong>se Weise, als Oberhaupt<br />

<strong>des</strong> Hauses Yoshida <strong>und</strong> Nachfolger <strong>des</strong> Yoshida-<strong>Shintô</strong>, zu<br />

der neuzeitlichen Entwicklung <strong>des</strong> shintô-konfuzianischen Synkretismus<br />

wesentlich bei.<br />

63 Zu shôjiki (chin. cheng-chih) vgl. u.a. Kap. „<strong>Shintô</strong> to shôjiki no toku” in Kishimoto 1972<br />

(1993): 181-185; Kracht 1986: 137, 295, 313, (s. cheng-chih); Ooms 1985: 66, 68, 92, 98, 100-<br />

101, 103 (shôjiki, „straight forwardness”). Shôjiki ist ethische Form von harae im Ise-<strong>Shintô</strong>:<br />

vgl. Kishimoto 1972, Kapitel 3.<br />

64 Vgl. Kracht 1986: 56, 205, 258.<br />

65 Die Bedeutung <strong>des</strong> Terminus tsutsushimi (vgl. Morohashi 1989: Nr. 13303) im Kontext<br />

<strong>des</strong> shintô-konfuzianischen Synkretismus ist unscharf. Ooms (1985: 255f.) bemerkt zur Verwendung<br />

<strong>die</strong>ses wichtigen Begriffes bei Yamazaki Ansai, der Weg, <strong>die</strong> Lehre <strong>und</strong> <strong>die</strong> Natur<br />

seien <strong>die</strong> drei f<strong>und</strong>amentalen Kategorien innerhalb der konfuzianischen Tradition. Die<br />

menschliche Natur, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Fünf Beziehungen <strong>und</strong> Tugenden gekennzeichnet sei,<br />

gründe zur Hauptsache in kei, der „Ehrfurcht” jap. tsutsushimi (”reverence, respect”). Pörtner,<br />

Heise (1995: 422): „kei, ching, (konf.) Reverenz, Ehrerbietung”; Chan (1973: 606f.):<br />

Kap. „Holding Fast to Seriousness (ching)”; Kracht, Leinss (1988: 374): kei „Achtung”,<br />

„Aufmerksamkeit” (chin. ching).<br />

66 Vgl. Ômori 1992: 171; Taira 1972: 521; Sugiyama, Sakamoto 1994: 17.

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