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Bolzano vs. Savonarola und die Geschichte einer ... - Philosophie.ch

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ni<strong>ch</strong>t der Fall ist… Diese Eintheilung ist ganz ri<strong>ch</strong>tig; nur darf man ni<strong>ch</strong>t vergessen, was au<strong>ch</strong><br />

er selbst bemerkt,[ 7 ] daß ein <strong>und</strong> derselbe Trugs<strong>ch</strong>luß zu beiden Gattungen zuglei<strong>ch</strong> gehören<br />

könne. 8 In Kapitel 25 der Sophistis<strong>ch</strong>en Widerlegungen bespri<strong>ch</strong>t Aristoteles eine der Trug-<br />

s<strong>ch</strong>luss-Arten, <strong>die</strong> er zur zweiten <strong>die</strong>ser Gattungen zählt, <strong>die</strong> später sogenannte fallacia sec<strong>und</strong>-<br />

um quid et simpliciter. Ein sol<strong>ch</strong>er Fehls<strong>ch</strong>luss liegt vor, wenn in einem Argument „etwas, das<br />

mit <strong>einer</strong> Eins<strong>ch</strong>ränkung ausgesagt ist (3' &5+"1 4"6%&"'('), aufgefasst wird, als sei es ohne<br />

Eins<strong>ch</strong>ränkung gesagt (9) :*4.) ";+&? "@(+2"A' 2?,<br />

3*1(+2"A')? Kann derselbe Mens<strong>ch</strong> demselben Mens<strong>ch</strong>en zuglei<strong>ch</strong> gehor<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> ni<strong>ch</strong>t ge-<br />

hor<strong>ch</strong>en (>&? … *"BC"/C?1 2?, D*"1C"A')? 11<br />

Und er führt dann aus:<br />

[b] Wenn ein Mens<strong>ch</strong> in einem bestimmten Fall oder in <strong>einer</strong> gewissen Hinsi<strong>ch</strong>t eidestreu ist,<br />

so brau<strong>ch</strong>t er ni<strong>ch</strong>t simpliciter eidestreu zu sein. (Wer eidli<strong>ch</strong> gelobt hat, er werde eidbrü<strong>ch</strong>ig<br />

werden, <strong>und</strong> dann tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> einen Eid bri<strong>ch</strong>t, der hat zwar jenen besonderen Eid gehalten,<br />

aber er ist ni<strong>ch</strong>t [sc. simpliciter] eidestreu.) [c] Ebenso ist der Ungehorsame ni<strong>ch</strong>t gehorsam,<br />

bloß weil er einem bestimmten Befehl gehor<strong>ch</strong>t. 12<br />

Angenommen, Alkibiades legt im Frühjahr den Eid ab, dass er seinen Eid, <strong>die</strong> Feldzugspläne<br />

!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />

7 Aristoteles registriert das in SE 5: 167 a 35 <strong>und</strong> SE 33: 182 b 10-15.<br />

8 <strong>Bolzano</strong>, WL III 479 (Zitate aus WL in <strong>die</strong>sem Aufsatz immer kursiv <strong>und</strong> ni<strong>ch</strong>t eingerückt).<br />

9 SE 5, 166 b 37-167 a 20, hier: 166 b 38-167 a 1. Es ist s<strong>ch</strong>wer zu verstehen, wieso das ein Fehls<strong>ch</strong>luss der<br />

zweiten Gattung sein soll.<br />

10 Meine Beispiele.<br />

11 SE 25, 180 a 34-36. Hier <strong>und</strong> im Folgenden stammen <strong>die</strong> Übersetzungen aus dem Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en <strong>und</strong><br />

Lateinis<strong>ch</strong>en von mir. S<strong>ch</strong>on in [a] gibt es ein kleines Problem. Julius Hermann v. Kir<strong>ch</strong>mann, SE-(A) [s.<br />

Bibl.], <strong>und</strong> Eugen Rolfes, SE-(B), übersetzen <strong>die</strong> Verben in der zweiten Frage, 180 a 36, <strong>und</strong> in [c], 180 b 1,<br />

<strong>die</strong> i<strong>ch</strong> mit ‘gehor<strong>ch</strong>en’ <strong>und</strong> ‘ni<strong>ch</strong>t gehor<strong>ch</strong>en’ wiedergegeben habe, mit ‘glauben’ <strong>und</strong> ‘ni<strong>ch</strong>t glauben’.<br />

Aber im Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en der Zeit des Aristoteles kann zwar ‘*"BC"/C?1 -1'B’ sowohl jmdm. glauben als au<strong>ch</strong><br />

jmdm. gehor<strong>ch</strong>en heißen, aber für ‘D*"1C"A'’ ist nur <strong>die</strong> Verwendung im Sinne von ‘ungehorsam sein’<br />

bezeugt: vgl. LSJ. Die SE-Übersetzungen (C) <strong>und</strong> (D) tragen dem Re<strong>ch</strong>nung.<br />

12 SE 25, 180 a 38-180 b 2.

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