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Bolzano vs. Savonarola und die Geschichte einer ... - Philosophie.ch

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von <strong>einer</strong> anderen Proposition als <strong>die</strong> zweite, [d] x/t; denn nur <strong>die</strong> Proposition, von der [c] x/t han-<br />

delt, enthält den Sinn von ‘fals<strong>ch</strong>’. Der Subjekt-Term bezei<strong>ch</strong>net also in <strong>einer</strong> Äußerung von (c)<br />

ni<strong>ch</strong>t denselben Gegenstand wie in <strong>einer</strong> Äußerung von (d). Die dur<strong>ch</strong> zwei singuläre Prädikati-<br />

onen mit demselben Subjekt-Term ausgedrückten Propositionen können nun aber nur dann in<br />

kontradiktoris<strong>ch</strong>er Opposition stehen, wenn <strong>die</strong>ser Term in beiden Sätzen denselben Gegenstand<br />

bezei<strong>ch</strong>net. Diese Bedingung wird von unserem Satzpaar (c) <strong>und</strong> (d) aber ni<strong>ch</strong>t erfüllt. Also ist<br />

<strong>die</strong> Proposition [d] x/t au<strong>ch</strong> bei Voraussetzung der Zweiwertigkeit ni<strong>ch</strong>t das contradiktoris<strong>ch</strong>e<br />

Gegentheil der Proposition [c] x/t (80 30-33). Dieselbe Argumentation ist mutatis mutandis au<strong>ch</strong> auf<br />

das Satzpaar<br />

(") Die Proposition, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ser (!) Satz ausdrückt, ist fals<strong>ch</strong><br />

(&) Die Proposition, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ser (!) Satz ausdrückt, ist wahr<br />

anwendbar. Soweit ist <strong>Bolzano</strong>s Argumentation vollkommen einleu<strong>ch</strong>tend, <strong>und</strong> er ver<strong>die</strong>nt das<br />

folgende Lob: „<strong>Bolzano</strong> hat … den wi<strong>ch</strong>tigen Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en [dem] ‘Wahrsager’ <strong>und</strong><br />

[der] Negation des ‘Lügners’ erkannt <strong>und</strong> damit auf eine zentrale Struktureigens<strong>ch</strong>aft selbstbe-<br />

zügli<strong>ch</strong>er Sätze hingewiesen.“ 124<br />

Und wie kann man <strong>die</strong> dur<strong>ch</strong> (") ausgedrückte Proposition bestreiten? Au<strong>ch</strong> hier gibt es<br />

wieder zwei Strategien, von denen <strong>die</strong> zweite eine Stipulation voraussetzt. Wir können <strong>die</strong> frag-<br />

li<strong>ch</strong>e Proposition mit Hilfe eines fremdbezügli<strong>ch</strong>en Satzes verneinen, in dem <strong>die</strong> demonstrative<br />

Kennzei<strong>ch</strong>nung auf den Satz (") verweist:<br />

Neg I (") Die Proposition, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ser (") Satz ausdrückt, ist ni<strong>ch</strong>t fals<strong>ch</strong>.<br />

Wir können <strong>die</strong> Negation von ["] aber au<strong>ch</strong> mit Hilfe des Zei<strong>ch</strong>ens für <strong>die</strong> externe Negation <strong>und</strong><br />

eines selbstbezügli<strong>ch</strong>en Satzes ausdrücken, in dem <strong>die</strong> Rei<strong>ch</strong>weite der demonstrativen Kenn-<br />

zei<strong>ch</strong>nung dur<strong>ch</strong> einen Skopus-Begrenzer festgelegt ist: 125<br />

Neg E (") Ni<strong>ch</strong>t ' <strong>die</strong> Proposition, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ser (!) Satz ausdrückt, ist fals<strong>ch</strong>.<br />

Dasselbe gilt mutatis mutandis für <strong>die</strong> Negation der dur<strong>ch</strong> (#) ausgedrückten Proposition. Sie<br />

kann mit Hilfe eines fremdbezügli<strong>ch</strong>en Satzes ausgedrückt werden, in dem <strong>die</strong> demonstrative<br />

Kennzei<strong>ch</strong>nung auf den Satz (#) verweist:<br />

Neg I (#) Die Proposition, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ser (") Satz ausdrückt, ist ni<strong>ch</strong>t wahr.<br />

!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />

124 Brendel (1992) 44. I<strong>ch</strong> habe mir erlaubt, <strong>die</strong> in § 1 motivierten Anführungszei<strong>ch</strong>en des Unbehagens<br />

einzufügen. Dass ihre Wiedergabe des englis<strong>ch</strong>en terminus te<strong>ch</strong>nicus ‘truth-teller’ <strong>die</strong>ser Distanzierung<br />

ebenfalls bedarf, ist der Vfn. (vgl. op. cit. 5) bestimmt klar: der Wahrsager wird im Englis<strong>ch</strong>en nun einmal<br />

‘soothsayer’, ‘diviner’ oder ‘fortune teller’ genannt <strong>und</strong> gewiss ni<strong>ch</strong>t ‘truth-teller’. Wie wär’s mit ‘der<br />

Wahres-Sager’ <strong>vs</strong>. ‘der Fals<strong>ch</strong>es-Sager’?<br />

125 Vgl. Barwise & Et<strong>ch</strong>emendy (1987) 33; Brendel (1992) 136.

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