Bolzano vs. Savonarola und die Geschichte einer ... - Philosophie.ch
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eine Geige’ (‘Heute ist Samstag’) etwas Wahres <strong>und</strong> mit ‘Das da ist eine Violine’ (‘Heute ist<br />
Sonnabend’) etwas Fals<strong>ch</strong>es behaupten kann.<br />
Es gibt no<strong>ch</strong> eine zweite (eher künstli<strong>ch</strong>e) Strategie, das mit einem selbstbezügli<strong>ch</strong>en Satz<br />
Gesagte zu negieren. Sie arbeitet mit dem Konzept der externen Negation. <strong>Bolzano</strong> selber unter-<br />
s<strong>ch</strong>eidet es sorgfältig von demjenigen der internen Negation, das er in s<strong>einer</strong> <strong>Savonarola</strong>-<br />
Anmerkung verwendet. Wenn P <strong>die</strong> Proposition ist, dass Sokrates dumm ist, dann ist <strong>die</strong> interne<br />
Negation von P <strong>die</strong> Proposition [Sokrates hat <strong>die</strong> Bes<strong>ch</strong>affenheit, ni<strong>ch</strong>t dumm zu sein], <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />
externe Negation von P ist <strong>die</strong> Proposition [P hat <strong>die</strong> Bes<strong>ch</strong>affenheit, fals<strong>ch</strong> zu sein]. 122 Die ex-<br />
terne Negation der Proposition, <strong>die</strong> ein Satz S ausdrückt, kann dur<strong>ch</strong> ‘Ni<strong>ch</strong>t’ gefolgt von S aus-<br />
gedrückt werden. Wenn wir nun no<strong>ch</strong> verabreden, dass das Zei<strong>ch</strong>en ‘'’ den Skopus der reflexiv<br />
gebrau<strong>ch</strong>ten demonstrativen Kennzei<strong>ch</strong>nung auf den Satz begrenzt, der auf <strong>die</strong>ses Zei<strong>ch</strong>en folgt,<br />
dann können wir z.B. das mit (S1) Gesagte mit dem Satz<br />
Neg E (S1) Ni<strong>ch</strong>t ' das vorletzte Wort in <strong>die</strong>sem (!) Satz ist ein Artikel.<br />
negieren. Hier haben wir dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Skopus-Konvention dafür gesorgt, dass <strong>die</strong> demonstrative<br />
Kennzei<strong>ch</strong>nung denselben Gegenstand – denselben Satz in specie – wie in (S1) bezei<strong>ch</strong>net. Aber<br />
<strong>die</strong>se Konvention ist eingestandenermaßen stipulativ, – i<strong>ch</strong> bezweifle, dass wir sie in der Alltags-<br />
spra<strong>ch</strong>e befolgen. Ihr Vorteil besteht darin, dass sie das Verneinen von der Kontextabhängigkeit<br />
befreit, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> erste Strategie <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong> ist. 123 !<br />
3. 2 Mit <strong>Bolzano</strong> gegen <strong>Bolzano</strong>.<br />
Am Ende s<strong>einer</strong> <strong>Savonarola</strong>-Anmerkung versu<strong>ch</strong>t <strong>Bolzano</strong>, seine Überlegungen zur Negation<br />
selbstbezügli<strong>ch</strong>er Sätze auf das anzuwenden, was zwis<strong>ch</strong>en ihm <strong>und</strong> dem Frate strittig ist. Wie<br />
wir sahen, sind sie si<strong>ch</strong> darin einig, dass ein Wahrheitskandidat genau dann wahr ist, wenn er<br />
ni<strong>ch</strong>t fals<strong>ch</strong> ist. Aber nur <strong>Bolzano</strong> hält dafür, dass Äußerungen von (c) Propositionen ausdrücken<br />
(<strong>und</strong> zwar fals<strong>ch</strong>e). Er fragt nun, ob <strong>die</strong> Propositionen, <strong>die</strong> der Spre<strong>ch</strong>er x zur Zeit t mit den Sät-<br />
zen<br />
(c) Was i<strong>ch</strong> so eben behaupte, ist fals<strong>ch</strong><br />
(d) Was i<strong>ch</strong> so eben behaupte, ist wahr<br />
ausdrücken könnte, einen kontradiktoris<strong>ch</strong>en Gegensatz bilden. Wenn der komplexe Subjekt-<br />
Term überhaupt etwas bezei<strong>ch</strong>net, so bezei<strong>ch</strong>net er jeweils <strong>die</strong> Proposition, <strong>die</strong> dur<strong>ch</strong> den ganzen<br />
Satz im M<strong>und</strong>e von x zu t ausgedrückt wird. Die erste <strong>die</strong>ser Propositionen, kurz: [c] x/t, handelt<br />
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122 WL II 16, 44 ff., 63, 269, 419.<br />
123 Mein Skopus-Begrenzer ‘'’ hat <strong>die</strong>selbe Funktion wie das Zei<strong>ch</strong>en ‘(’ in der formalen Spra<strong>ch</strong>e von<br />
Jon Barwise & John Et<strong>ch</strong>emendy (1987) 33, – i<strong>ch</strong> wollte ein drittes Pfeilsymbol vermeiden.