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Bolzano vs. Savonarola und die Geschichte einer ... - Philosophie.ch

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de of this paper is [true].’ I turned it over & fo<strong>und</strong> the words: ‘the statement on the other side<br />

of this paper is false’. We then proceeded to polite conversation. 119<br />

Aber verlassen wir <strong>die</strong>ses Minenfeld 120 für einige Zeit, um uns Fällen von Selbstbezügli<strong>ch</strong>keit<br />

zuzuwenden, <strong>die</strong> ni<strong>ch</strong>t antinomie-anfällig sind.<br />

3. PARADOXIENFREIER SELBSTBEZUG.<br />

3. 1 Die Negation eines selbstbezügli<strong>ch</strong>en Satzes.<br />

<strong>Bolzano</strong> zeigt, dass au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t-paradoxe Sätze, in deren Subjecte oder Prädicate eine Beziehung<br />

auf sie selbst, oder nur auf irgend einen ihrer Bestandtheile vorkommt (80 18-20), logico-<br />

semantis<strong>ch</strong> bemerkenswerte Eigens<strong>ch</strong>aften haben. Die Sätze, um <strong>die</strong> es dabei zunä<strong>ch</strong>st geht, sind<br />

Wortverbindungen (79 4-7), <strong>und</strong> dementspre<strong>ch</strong>end sind <strong>die</strong> fragli<strong>ch</strong>en Subjekte <strong>und</strong> Prädikate Be-<br />

standteile von (sc. spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en) Sätzen. <strong>Bolzano</strong> unters<strong>ch</strong>eidet an der gerade zitierten Stelle vier<br />

Varianten der Selbstbezügli<strong>ch</strong>keit: [1] Der Subjekt-Term des Satzes s enthält den Selbstbezug,<br />

<strong>und</strong> [1a] <strong>die</strong>ser Term bezei<strong>ch</strong>net s oder [1b] einen Teil von s, oder [2] der Prädikat-Term des<br />

Satzes s (i.e. das, was auf <strong>die</strong> Kopula in s folgt) enthält den Selbstbezug, <strong>und</strong> [2a] <strong>die</strong>ser Term<br />

trifft auf s oder [2b] auf einen Teil von s zu. Die folgenden vier Sätze exemplifizieren <strong>die</strong>se Wei-<br />

sen des Selbstbezugs, wenn (was das Pfeilsymbol andeuten soll) das Demonstrativpronomen<br />

oder <strong>die</strong> demonstrative Kennzei<strong>ch</strong>nung der Bezugnahme auf den Satz <strong>die</strong>nen, in dem sie vor-<br />

kommen:<br />

(1a) Dies (!) ist ein deuts<strong>ch</strong>er Satz<br />

(1b) Das letzte Wort in <strong>die</strong>sem (!) Satz ist ein Substantiv<br />

(2a) Der Satz in Zeile (2a) auf S. 34 ist identis<strong>ch</strong> mit <strong>die</strong>sem (!) Satz<br />

(2b) Der letzte Bu<strong>ch</strong>stabe des Alphabets ist ein Bestandteil <strong>die</strong>ses (!) Satzes.<br />

(Das Symbol ‘(!)’ ist kein Bestandteil des jeweiligen Satzes, – es soll nur an <strong>die</strong> inten<strong>die</strong>rte<br />

Interpretation erinnern.)<br />

!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />

119 Zit. na<strong>ch</strong> Garcia<strong>die</strong>go (1992) 166; vgl. Russell (1967) 147; u. Grattan-Guinness (1977) 50. [Dieses<br />

Paradox wird meist Philipp Jourdain zuges<strong>ch</strong>rieben, dessen amüsante Präsentation in Grattan-Guinness<br />

176-178 abgedruckt ist. Russell erweist George Godfrey Berry (1867-1928) in (1908) 60 wegen eines<br />

ganz anderen semantis<strong>ch</strong>en Paradoxons seine Reverenz.] Wenn man <strong>die</strong> beiden Sätze auf Berrys ‘Visitenkarte’<br />

zu einem Bikonditional zusammenzieht: ‘Die linke Seite <strong>die</strong>ses (!) Bikonditionals drückt genau<br />

dann eine fals<strong>ch</strong>e Proposition aus, wenn seine re<strong>ch</strong>te Seite eine wahre ausdrückt’, wird aus reziprokem<br />

Bezug Selbstbezug [Ri<strong>ch</strong>ard G. Heck (2007) 3, ‘propositionalisiert’; i<strong>ch</strong> danke Pierluigi Minari für<br />

den Hinweis auf <strong>die</strong>sen Aufsatz.] Heutzutage ist Kripkes ‘Watergate’-Beispiel wohl <strong>die</strong> bekannteste Variante<br />

von Buridans Paradoxie: Kripke (1975) 691-92 / repr. 54-55.<br />

120 Einen konzisen Überblick über alle Mitglieder der Antinomien-Familie, deren prominentestes Mitglied<br />

<strong>die</strong> F-Antinomie ist, findet man in Beall & Glanzberg (2011) § 1.

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