Bolzano vs. Savonarola und die Geschichte einer ... - Philosophie.ch
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Und sie kann na<strong>ch</strong> der ges<strong>ch</strong>ilderten Festlegung au<strong>ch</strong> so formuliert werden:<br />
Neg E (#) Ni<strong>ch</strong>t ' <strong>die</strong> Proposition, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ser (!) Satz ausdrückt, ist wahr.<br />
Leider verblüfft <strong>Bolzano</strong> seine Leser am Ende der <strong>Savonarola</strong>-Anmerkung mit der These,<br />
dass mit den beiden folgenden Sätzen (im selben Kontext) Propositionen ausgedrückt werden,<br />
<strong>die</strong> einen kontradiktoris<strong>ch</strong>en Gegensatz bilden (80 30-34):<br />
B(c) Was i<strong>ch</strong> so eben behaupte, behaupte i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
B(d) Was i<strong>ch</strong> so eben behaupte, behaupte i<strong>ch</strong>.<br />
Dabei gilt do<strong>ch</strong> das, was er über (S1) <strong>und</strong> (S2) sowie über (c) <strong>und</strong> (d) gesagt hat, au<strong>ch</strong> von <strong>die</strong>-<br />
sem Satzpaar. (Darauf hat Jan Berg längst hingewiesen. 126 ) Drücken Äußerungen von B(c)<br />
Propositionen aus, so ist <strong>die</strong> Proposition, von der x zu t mit B(c) sagen würde, sie werde von ihm<br />
ni<strong>ch</strong>t als wahr hingestellt, vers<strong>ch</strong>ieden von der Proposition, von der x zu t mit B(d) sagen würde,<br />
sie werde von ihm als wahr hingestellt: jene enthält den Sinn des Negationsoperators, <strong>die</strong>se<br />
ni<strong>ch</strong>t. <strong>Bolzano</strong>s abs<strong>ch</strong>ließende These ist also fals<strong>ch</strong>.<br />
Wie der nä<strong>ch</strong>ste <strong>und</strong> letzte Satz s<strong>einer</strong> Anmerkung über <strong>Savonarola</strong>s Erörterung der F-<br />
Antinomie verrät, war er hier wohl zu ungeduldig: Do<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on genug von <strong>die</strong>ser Spitzfindigkeit!<br />
3.3 Selbstbezügli<strong>ch</strong>e Sätze in deduktiven Argumenten.<br />
Wenden wir uns nun <strong>einer</strong> Besonderheit selbstbezügli<strong>ch</strong>er Sätze zu, <strong>die</strong> <strong>Bolzano</strong> ni<strong>ch</strong>t erwähnt.<br />
Sie betrifft ihr Verhalten in deduktiven Argumenten. Anhand der folgenden fünf Beispiele kön-<br />
nen wir uns <strong>die</strong>se Besonderheit vergegenwärtigen.<br />
Wenn ein selbstbezügli<strong>ch</strong>er Satz, der mit dem Prolog ‘Es ist wahr, dass’ beginnt, eine<br />
Wahrheit ausdrückt, dann ist es mögli<strong>ch</strong>, dass das Resultat der Tilgung <strong>die</strong>ses Prologs eine fal-<br />
s<strong>ch</strong>e Proposition ausdrückt. So geht man z.B. in dem Argument<br />
(A1) Es ist wahr, dass der erste Bu<strong>ch</strong>stabe des Alphabets in <strong>die</strong>sem (!) Satz<br />
siebenmal vorkommt.<br />
Also (?):<br />
Der erste Bu<strong>ch</strong>stabe des Alphabets kommt in <strong>die</strong>sem (!) Satz siebenmal vor<br />
von Wahrem zu Fals<strong>ch</strong>em über.<br />
Drückt ein selbstbezügli<strong>ch</strong>er Satz eine Wahrheit aus, so kann das Resultat der Voranstel-<br />
lung des Prologs ‘Es ist wahr, dass’ eine fals<strong>ch</strong>e Proposition ausdrücken. So ist z.B. in dem Ar-<br />
gument<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
126 Berg (1962) 60-61 <strong>und</strong> (1985) 16.