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Untersuchung von reziproken Strukturen valenter Substantive in der

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Teubert hat den Nom<strong>in</strong>alisierungsansatz anhand <strong>der</strong> deutschen Sprache aus folgenden Gründen<br />

heftig kritisiert: 26<br />

- Es ist nicht möglich die substantivische Valenz im Ganzen durch Nom<strong>in</strong>alisierung<br />

zugrundeliegen<strong>der</strong> Verben zu erklären. Es gibt zahlreiche valente <strong>Substantive</strong>, die nicht<br />

als Ableitungen gelten können, z.B. Straße nach Rom.<br />

- Das Ableitungsverhältnis ist auch oft problematisch. Es ist auch nicht leicht e<strong>in</strong>zusehen,<br />

warum z.B. das Substantiv Absicht synchron gesehen nicht vom Verb absehen, son<strong>der</strong>n<br />

vom Verb beabsichtigen abgeleitet ist.<br />

- Es gibt ferner Ergänzungsklassen, die nur bei <strong>Substantive</strong>n, nicht aber bei Verben o<strong>der</strong> bei<br />

Adjektiven vorkommen, z.B. Genitivus partitivus als Stoffergänzung, wie e<strong>in</strong> Glas<br />

We<strong>in</strong>/e<strong>in</strong> Glas kühlen Biers, Personenergänzung, wie Peters Vater/ihre Nachbar<strong>in</strong>,<br />

Benennungsergänzung, wie die Regierung Brandt.<br />

- Außerdem gibt es Probleme bei <strong>der</strong> Realisierbarkeit <strong>von</strong> Agentiv- und Objektergänzungen<br />

beim ambigen genitivischen Attribut, z.B. Entdeckung <strong>von</strong> Kolumbus vs. Entdeckung <strong>von</strong><br />

Amerika.<br />

- Schließlich lassen sich verbale Ergänzungen nicht systematisch und durch generelle<br />

Regeln <strong>in</strong> substantivische Ergänzungen überführen, d.h. die Valenz <strong>der</strong> <strong>Substantive</strong><br />

stimmt nicht <strong>in</strong> allen Fällen mit <strong>der</strong> Valenz des zugrunde liegenden Verbs bzw. Adjektivs<br />

übere<strong>in</strong>, z.B. jmdm helfen vs. Hilfe für jmdn, o<strong>der</strong>: jmdm danken vs. Dank an jmdn.<br />

Nach Teubert (ebd.) bedeutet die Nom<strong>in</strong>alisierung für das Deutsche etwas an<strong>der</strong>es als für das<br />

Englische. Im Deutschen gehört die Nom<strong>in</strong>alisierung e<strong>in</strong>deutig <strong>in</strong> den Bereich <strong>der</strong><br />

Wortbildung (mit den produktiven Ableitungsmustern auf -ung für deverbale und auf -<br />

heit/keit für deadjektivische <strong>Substantive</strong>), während die Gerundien im Englischen <strong>in</strong> den<br />

Bereich <strong>der</strong> Morphologie fallen. Die Morphologie ist grundsätzlich regelbasiert, während die<br />

Wortbildung zwischen Regel- und Listenbasiertheit steht. Die Anwendung des<br />

Nom<strong>in</strong>alisierungsansatzes im Deutschen ist deswegen laut Teubert nur bei den<br />

substantivierten Inf<strong>in</strong>itiven und nicht- lexikalisierten ad-hoc- Bildungen berechtigt. In <strong>der</strong><br />

Suche nach weiterer Regelhaftigkeit liegt <strong>der</strong> Reiz des Nom<strong>in</strong>alisierungsansatzes. Über die<br />

dargestellten Kritikpunkte h<strong>in</strong>aus ist es aber nach Teubert (ebd.) notwendig, die<br />

Substantivvalenz als e<strong>in</strong> „System sui generis“ zu beschreiben.<br />

26 Vgl. Teubert (1979): 13 und (2003): 829f.<br />

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