Elektronisch überwachter Hausarrest - Fh-guestrow.de

Erschwerend kommt hinzu, dass der Täter oft der einzige in dem
Haushalt Lebende ist, der sich an einen vereinbarten Wochenplan
halten muss. Der Alltag in der Familie ändert sich vollends, weil
der Hausarrestant für alltägliche Besorgungen, wie Einkaufen oder
Behördengänge, nicht eingeplant werden kann. Auch bisherige
Freizeitgestaltungen sind unter Umständen nicht mehr möglich.
Dagegen muss der Betroffene nun mehr Zeit zu Hause verbrin-
gen, wodurch sich Konflikte innerhalb der Familie ergeben können.
Spannungen können sich in Aggressionen gegenüber der
Familie äußern oder ein Abbau findet durch den Konsum von Alkohol
oder Drogen statt. 156
Insgesamt kann der Betroffene den "Eindruck bekommen, weniger
Rückzugsmöglichkeiten zu besitzen, als der in einer Anstalt Inhaf-
tierte". 157
Die Familienmitglieder, so Mayer zum Modellversuch in Hessen,
waren mit der Maßnahme zufrieden und akzeptierten die mit der
Maßnahme einhergehenden Einschränkungen. Spannungen im
Sinne eines "Hauskollers" traten, wie von vielen Gegnern behauptet,
nicht auf. 158
Weitere psychische, aber auch organisatorische Belastungen ergeben
sich bei der Kontrolle der Arrestzeiten. Das Überwachungspersonal
führt unangekündigte Besuche durch. Der Gedanke,
es könne jederzeit an der Tür klingeln, ist nicht nur für den
Überwachten selbst, sondern auch für die anderen im Haushalt
lebenden Personen eine psychische Belastung.
Als Vorteil dagegen ist anzusehen, dass den Angehörigen der
Gang ins Gefängnis erspart bleibt und die damit verbundenen
156 Vgl.: Redlich, Manja: Die elektronische Überwachung. A. a. O., S. 119 f.
157 Bundesrat- Drucksache 698/97, S. 4.
158 Vgl.: Mayer, Markus: Modellprojekt Elektronische Fußfessel. Studien zur
Erprobung einer umstrittenen Maßnahme. A. a. O., S. 301.
- 61 -