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die vermeidbare katastrophe die ersten warnzeichen ... - Die Gazette

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tion vielmehr auf einen Dialog mit den „Kunden“,<br />

also den Wählerinnen und Wählern. Ziel ist also eine<br />

zweiseitige, annähernd symmetrisch Kommunikation<br />

sowohl bei interner, als auch externer Kommunikation.<br />

Hier liegt der größte Unterschied zur, leider<br />

noch allzu oft anzutreffenden TOP-DOWN<br />

(einseitig asymmetrischen) Kommunikation in der<br />

wirtschaftlichen Kommunikation.<br />

Cornelia Pieper (FDP): Politische Kommunikation<br />

kann für sich kein exklusives Wahrnehmbarkeitsfenster<br />

bei den Bürgerinnen und Bürgern beanspruchen.<br />

Politische Kommunikation steht deshalb<br />

mit wirtschaftlicher Kommunikation im Wettbewerb<br />

um das Interesse der Menschen. Klar ist aber,<br />

dass politische Kommunikation erheblich weniger<br />

finanzielle Mittel zur Verfügung hat.<br />

Matthias Machnig (ehm. BBDO Consulting<br />

GmbH): <strong>Die</strong> Budgets für politisches Marketing<br />

sind vergleichsweise niedrig und das Produkt „Politik“<br />

sowie seine Macher sind schwer im Zaum zu<br />

halten. <strong>Die</strong> Herausforderung, täglich schnell und<br />

flexibel in einer heterogenen Me<strong>die</strong>nlandschaft zu<br />

reagieren, unterscheidet politische Kommunikation<br />

von der Marken-Kommunikation. <strong>Die</strong><br />

schnelle Abfolge von Ereignissen und handelnden<br />

Personen schafft eine wahrscheinlich einzigartige<br />

Wettbewerbssituation. Parteien können in <strong>die</strong>sem<br />

Umfeld finanziell und organisatorisch in keiner<br />

Weise mit der wirtschaftlichen Kommunikation<br />

mithalten.<br />

Wir sind schon da<br />

Privatarmeen<br />

Das US-Verteidigungsministerium hat der privaten<br />

Sicherheitsfirma Blackwater Personenschutz-Aufträ -<br />

ge im Irak und in Afghanistan übertragen (Kosten<br />

insgesamt: etwa eine Milliarde US-Dollar). Nach der<br />

Erschießung von 17 Zivilisten durch Blackwater-<br />

Angestellte verlangte der Irak Ende Oktober, <strong>die</strong><br />

Firma solle das Land verlassen. Der Journalist Jeremy<br />

Scahill nennt Blackwater „<strong>die</strong> mächstigste Söldner-<br />

Ar mee der Welt“. Der Blackwater-Gründer Erik<br />

Prince hält dagegen: „Ich bin Amerikaner und arbeite<br />

für Amerika“ (und gern sagte er auch noch „Unser<br />

Blut ist rot, weiß und blau“, in den Farben der amerikanischen<br />

Flagge). Auch beim Hurrikan Katrina<br />

über New Orleans 2005 war Blackwater aktiv.<br />

Jeremy Sca hill erklärt in einem Interview mit Bill<br />

Moyers, wie das abging (http://www.pbs.org/moyers):<br />

Jeremy Scahill: Also, ich war in New Orleans kurz<br />

nach dem Hurrikan Katrina. Und ich schaute<br />

sozusagen durch ein Fenster in eine mögliche<br />

Zukunft. Sehen Sie, ich stand da an einer Stra -<br />

ßenecke an der Bourbon Street, im Französischen<br />

Viertel. Und ich redete gerade mit zwei Polizisten,<br />

<strong>die</strong> aus New York gekommen waren, um zu helfen.<br />

Und das war nur einige Tage nachdem der Hurrikan<br />

zugeschlagen hatte. Und da rast <strong>die</strong>ser Wagen neben<br />

uns daher. Kein Nummernschild dran, ein<br />

Kleinwagen. Und dann steigen da drei mas sige Kerle<br />

aus. Und sie haben M-4-Sturm gewehre, kugel -<br />

sichere Westen und Khaki-Hosen, Wrap-around-<br />

Sonnenbrillen, Baseball mützen. Und sie kommen<br />

zu uns her und fragen <strong>die</strong> Poli zisten: „Wo sind <strong>die</strong><br />

übrigen Blackwater-Leute?“ Ich drehe mich er -<br />

schrocken zu ihnen um, ich hörte nicht mal <strong>die</strong><br />

Antwort, ich konnte einfach nicht glauben, was ich<br />

da hörte: „Wo sind <strong>die</strong> übrigen Blackwater-Leute“<br />

Dann steigen sie wieder ein und rasen davon. Und<br />

ich fragte den Polizisten: „Wieso Blackwater? Sind<br />

das nicht Kerle im Irak und in Afghanistan?“ Und sie<br />

sagten: „Klar, <strong>die</strong> sind hier auf Schritt und Tritt.“<br />

Also sagte ich: „Ich würde gern mit ihnen reden. Wo<br />

sind sie?“ Und sie sagten: „Gehen Sie einfach <strong>die</strong><br />

Straße entlang, rauf oder runter“, was so viel hieß<br />

wie überall. Also ging ich etwas weiter ins<br />

Französische Viertel hinein, und tatsächlich traf ich<br />

auf weitere Blackwater-Leute. Ich redete mit ihnen,<br />

und sie sagten mir, sie wären hier, um Verbrechen<br />

und Plünderungen zu ver hindern.<br />

Bill Moyers: Wer hatte sie angefordert?<br />

Jeremy Scahill: Ja, das ist der interessante Teil. Erik<br />

Prince schickte sie da hin, ohne dass er schon einen<br />

Auftrag hatte. Ungefähr 180 Blackwater-Leute wur -<br />

den hingeschickt. Sie waren noch vor der<br />

(Katastrophenschutzbehörde) FEMA da. Sie waren<br />

auf jeden Fall vor der FEMA da, also bevor es über -<br />

haupt irgendeine wirkliche Rettungs maß nah me<br />

gab.<br />

Bill Moyers: Hatte das Prince das so entschieden?<br />

Jeremy Scahill: Prince schickt sie erst einmal hin.<br />

Innerhalb einer Woche hatte Blackwater dann vom<br />

Heimatschutz-Ministerium einen Vertrag über <strong>die</strong><br />

Erbringung von Sicherheitsmaßnahmen innerhalb<br />

New Orleans. Irgendwann hatte Blackwater dann<br />

sechshundert Leute im Einsatz da unten, von Texas<br />

über Mississippi bis ans Meer. Sie nahmen 420000<br />

Dollar pro Tag ein. Ein paar von den Leuten waren<br />

zwei Wochen vorher noch im Irak gewesen, zum<br />

Schutz des amerikanischen Botschafters. Und jetzt<br />

sind sie plötzlich in New Orleans. Sie sagen mir, sie<br />

sehen das als ein Urlaub an. Einer beschwerte sich<br />

bei mir sogar darüber, dass da überhaupt nichts los<br />

sei. Und dann sagten sie mir auch noch, sie bekämen<br />

350 Dollar pro Tag und dazu eine Tagespauschale.<br />

Bill Moyers: Vom Heimatschutz-Ministerium?<br />

Jeremy Scahill: Sie wurden von Blackwater bezahlt.<br />

Als ich dann den Vertrag von Blackwater und dem<br />

Heimatschutz-Ministerium bekam, stellte sich<br />

heraus, dass Blackwater dem amerikanischen<br />

Steuerzahler 950 Dollar pro Mann im Hurrikan-<br />

Gebiet in Rechnung stellte.<br />

Bill Moyers: Ein Gewinn von 600 Dollar.<br />

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