die vermeidbare katastrophe die ersten warnzeichen ... - Die Gazette
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wandel schon im Gang ist und noch<br />
dazu auf unumkehrbare Weise. Insbesondere<br />
ist er kein äußerer Feind an den<br />
Grenzen un serer Welt, eine Art Einbrecher,<br />
den man vertreiben („bekämpfen“)<br />
könnte, vielleicht mit noch mehr Energie-Aufwand,<br />
sondern wir selber haben<br />
ihn geschaffen und schaffen ihn weiterhin.<br />
Politisch in <strong>die</strong> Irre führt der Ausdruck,<br />
weil er gerade <strong>die</strong>se aggressive<br />
Machbarkeit suggeriert. Ende des<br />
Exkurses.<br />
Innerhalb des Kapitels ist dann<br />
von der „Bekämpfung“ des Klimawandels<br />
nicht mehr <strong>die</strong> Rede,<br />
sondern allenfalls (und zutreffender)<br />
vom „Klimaschutz“. Ein -<br />
drücklich legt <strong>die</strong>ser Abschnitt<br />
dar, dass <strong>die</strong> notwendige Verminderung<br />
der CO 2 -Emissionen<br />
„nicht in ei nem Sektor oder mit<br />
einer Technologie allein angegangen<br />
werden“ kann; <strong>die</strong> dafür no -<br />
wendigen, lan ge und streitig dis -<br />
kutier ten Schlüsselsektoren werden<br />
aufgezählt und in einer<br />
Ta belle erläutert: Ener gieversor -<br />
gung, Ver kehr, Gebäude, In dus -<br />
trie, Land- und Forst wirt schaft<br />
so wie Abfall. Nur in ih rem<br />
Zusammenwirken besteht eine<br />
ge wisse Chance, <strong>die</strong> Treibhausgasemissionen<br />
zu vermindern<br />
und <strong>die</strong> Erderwärmung zu verlangsamen<br />
und auf mittlere Sicht<br />
zu sta bi lisieren. Das Fingerzeigen<br />
auf an dere Schuldige sollte da mit<br />
als das entlarvt sein, was es im mer<br />
schon war: Interessenvertretung.<br />
Wenn etwa der ADAC darauf<br />
hinweist, dass der Straßenverkehr nur zu<br />
12,5 Prozent am CO 2 -Aufkommen be -<br />
teiligt ist (der Energiesektor aber zu 40<br />
Pro zent), dann be<strong>die</strong>nt etwa der Einwand<br />
gegen ein ge ne relles Tempolimit<br />
nur noch <strong>die</strong> eigene Kundschaft auf Kosten<br />
der Allgemeinheit.<br />
Mit schöner Klarheit wird hier auch<br />
zum angeblichen Ausweg aus dem<br />
Dilem ma durch mehr Kern kraft wer ke<br />
festge stellt:<br />
Schlagzeilen und Behauptungen, das das IPCC<br />
Atomkraft als Lösung der Klimafrage propagiert<br />
habe, sind falsch. Zweifellos ist <strong>die</strong> nukleare<br />
Stromerzeugung vergleichsweise emissionsarm.<br />
Dich das IPCC macht durch <strong>die</strong> neutrale Gegenüberstellung<br />
der begrenzten Potenziale für den<br />
Ausbau der Kernenergie und den Hinweis auf <strong>die</strong><br />
Probleme der nuklearen Entsorgung, der Verbreitung<br />
von Waffen und der Sicherheit von<br />
Kernkraftwerken einerseits und <strong>die</strong> großen Po -<br />
tenziale für den Ausbau Erneuerbarer Energien<br />
andererseits deutlich genug, dass Atomkraft<br />
nicht als Lösung der Klimafrage angesehen werden<br />
kann.<br />
Wirtschaftsminister Glos kennt <strong>die</strong>sen<br />
Text natürlich, befürwortet aber weiterhin<br />
den Ausbau oder <strong>die</strong> längere Laufzeit<br />
der Kernkraftwerke. In wessen Interesse?<br />
Eine eigenes Kapitel über <strong>die</strong> Klima-<br />
Enquête des Deutschen Bundestags<br />
vom Dezember 1990 zeigt, sozusagen<br />
wieder Willen, wie wenig seitdem<br />
erreicht wurde. Das Ziel,<br />
<strong>die</strong> Treibhausgase um 30 Prozent bis zum Jahr<br />
2005 zu verringern, wurde 1990 gemeinsam von<br />
CDU/CSU, FDP und der SPD im Bundestag<br />
be schlossen. Damals gehörten <strong>die</strong> Grünen dem<br />
Bun des tag nicht an. Beim Klimaschutz gab es ei -<br />
ne große Übereinstimmung zwischen den Re gie -<br />
rungsfraktionen und den oppositionellen Sozial -<br />
demokraten, <strong>die</strong> noch weitergehende Maßnahmen<br />
wollten. Anders war das in der Zeit der<br />
rot-grünen Bundesregierung. Alle 18 Gesetze<br />
und Intiativen zum Klimaschutz, von der öko -<br />
logi schen Steuerreform bis zum Erneuerbare-<br />
Energien-Gesetz, wurden von der CDU/CSU<br />
und FDP im Bundestag abgelehnt und – wo sie<br />
es konnten – erst einmal im Bundesrat blockiert.<br />
Mit anderen Worten: Wir waren in<br />
Deutschland schon mal weiter in der<br />
De batte über den Klimawandel. Aber, so<br />
erläutert das Kapitel, „im Zuge der deut -<br />
schen Einigung und des Wirtschaftsabschwungs<br />
gerieten <strong>die</strong>se Vorschläge und<br />
Programme in den Hintergrund. (...)<br />
Mit te der neunziger Jahre machte Kohl<br />
eine radikale Kehrtwende gegen mehr<br />
Umwelt- und Klimaschutz.“ Und <strong>die</strong><br />
Aussichten, <strong>die</strong>ses Gemeinsamkeit<br />
wie der zu erreichen, sind beim<br />
derzeitigen Dauer-Hickhack über<br />
Kinder kram-Themen nicht eben<br />
rosig.<br />
Erwähnenswert ist in <strong>die</strong>sem<br />
Band auch ein<br />
Text von Franzjosef Schaf hausen,<br />
Der Emissionshandel, das unbe -<br />
kannte Wesen. Er erklärt das the o -<br />
retische Konzept, <strong>die</strong> in zwischen<br />
ge machten Erfah run gen und den<br />
künf tigen Handlungsbedarf.<br />
Zuletzt muss aber noch ein völlig<br />
überflüssiger Artikel in dem<br />
Buch erwähnt werden, <strong>Die</strong><br />
Zukunft der Klimafor schung<br />
(Autorin ist <strong>die</strong> am tie rende<br />
Forschungsministe rin). Es sieht so<br />
als spräche sie über das Thema,<br />
nämlich so:<br />
Der Klimawandel stellt uns vor große<br />
Herausforderungen. In Forschung und<br />
Innovation liegen <strong>die</strong> Schlüssel, <strong>die</strong>ser<br />
Herkulesaufgabe zu begegnen. Es ist das<br />
Ziel des BMBF, der komplexen und langfristigen<br />
Herausforderung des Klimawandels<br />
mit einem differenzierten und<br />
strategisch angelegten Forschungskonzept<br />
entgegenzu tre ten. Das BMBF baut auf <strong>die</strong><br />
In novationskraft von Unter neh men, politischen<br />
Institutionen, vi talen Regionen und Kommunen<br />
und al ler verantwortlichen Bürgerinnen und<br />
Bürger, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, um<br />
so <strong>die</strong> nötigen Erfolge bei der Eindämmung des<br />
Klimawandels zu erreichen.<br />
Hier hat wohl der Redenschreiber einen<br />
alten, schon damals alten Text über Glo -<br />
balisierung, Energieknappheit, Jugendgewalt,<br />
<strong>die</strong> Maul-und Klauen-Seuche oder<br />
sonst ein Übel hergenommen und an den<br />
richtigen Stellen stattdessen „Klimawandel“<br />
eingesetzt? Oder steht im Keller des<br />
Ministeriumseine sinnfrei rotierende<br />
Text-Ma schi ne? Merke: Eine Politik, <strong>die</strong><br />
eine solche Un sprache in <strong>die</strong> Welt setzt,<br />
darf sich nicht wundern, wenn ihr keiner<br />
mehr zuhört.<br />
Und doch: Von allen hier besprochenen<br />
Büchern ist Der UN-Weltklimareport<br />
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