die vermeidbare katastrophe die ersten warnzeichen ... - Die Gazette
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Thema Klimawandel<br />
<strong>Die</strong> Erde hat Fieber. Der Klimawandel<br />
ist das stärkste Virus, das <strong>die</strong> Menschheit in <strong>die</strong><br />
öko logische Selbstzerstörung treibt. Damit stehen<br />
wir an einem Wendepunkt. Zwar hat im letzten<br />
Jahrhundert ein gewaltiges Wachstum einem Teil<br />
der Welt großen Wohlstand, hohe Lebensqualität<br />
und mehr Demokratie gebracht. Das ging jedoch<br />
zu Lasten der Natur, plünderte <strong>die</strong> Ressourcen aus<br />
und führte zu einer stetigen Erwärmung der Atmo -<br />
sphäre, <strong>die</strong> sich in den letzten Jahr zehnten drama -<br />
tisch beschleunigt hat. <strong>Die</strong>ser Weg kann nicht<br />
weitergegangen werden. <strong>Die</strong> Party auf Kos ten der<br />
Dritten Welt, der Natur und künftiger Genera -<br />
tionen ist vorbei. <strong>Die</strong>ses Zeitalter der Ex pansion<br />
muss beendet werden, künftig geht es um Qualität.<br />
Damit rückt in unserer endlichen und schnell<br />
zusammenwachsenden Welt <strong>die</strong> ökologische<br />
Modernisierung ins Zentrum der nationalen,<br />
europäischen und internationalen Politik. Drei<br />
Gründe sind besonders hervorzuheben:<br />
Erstens: Wir nähern uns einer Naturschranke, <strong>die</strong><br />
nur um den Preis einer Katastrophe überschritten<br />
werden kann. Das ist der Kern der<br />
Herausforderung aus dem vom Menschen<br />
verursachten Klimawandel, der schneller und<br />
härter kommt als erwartet. In den nächsten 100<br />
Jahren werden <strong>die</strong> globalen Temperaturen<br />
wahrscheinlich um drei Grad Celsius steigen. Was<br />
das heißt, macht der geschichtliche Vergleich klar:<br />
In den letzten 200000 Jahren schwankten <strong>die</strong><br />
Temperaturen zwischen den Tiefstwerten einer<br />
Eiszeit, <strong>die</strong> bei rund 10 Grad Celsius lagen und<br />
unser Land zu einer einzigen Eistundra machten,<br />
und den Warmzeiten von rund 16 Grad, wahrlich<br />
blühende Landschaften, <strong>die</strong> mit dem Para<strong>die</strong>s oder<br />
Garten Eden beschrieben wurden, lediglich in<br />
einer Bandbreite von 6 Grad. Ein Plus von 3 Grad,<br />
aus dem nach pessimistischen Szenarios des<br />
Weltklimarates sogar 6 Grad werden könnten,<br />
packt auf eine Warmzeit gleichsam eine zweite<br />
Warmzeit drauf. Das ist in Geschwindigkeit und<br />
Eine Party auf Kosten der Zukunft<br />
<strong>Die</strong> aufhaltsame Katastrophe<br />
Der Autor, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in Berlin,<br />
wendet sich hier gegen <strong>die</strong> Illusion eines bloß noch quantitativen Wirtschaftswachstums. Er plä<strong>die</strong>rt angesichts verschärfter<br />
weltweiter Ungerech tigkeiten für einen europäischen „New Deal“, eine auch sozialverträgliche Entwicklung.<br />
Von Michael Müller<br />
Höhe ein gefährliches Experiment mit der<br />
Zerbrechlichkeit der Erde.<br />
Beschleunigt durch <strong>die</strong> Globalisierungsprozesse<br />
und <strong>die</strong> nachholende Industrialisierung großer<br />
Teile der Welt werden <strong>die</strong> Grenzen des quanti -<br />
tativen Wachstums erreicht. Dabei stehen große<br />
und bevölkerungsreiche Staaten erst am Beginn<br />
der industriellen Entwicklung. Bald werden statt<br />
der 6,7 Milliarden Menschen rund neun<br />
Milliarden auf unserer ungleichen, überbevöl -<br />
kerten und verschmutzten Erde leben. Jährlich<br />
kommen rund 75 Millionen dazu. <strong>Die</strong>ses<br />
Bevölkerungswachstum entfällt nahezu<br />
ausschließlich auf <strong>die</strong> Entwick lungs- und<br />
Schwellenländer. Dort brauchen <strong>die</strong> Menschen<br />
mehr Energie und Rohstoffe, um ein menschen -<br />
würdiges Leben führen zu können. Kurz: Der<br />
Handlungsbedarf wächst rasant, denn mit der<br />
Teilung der Welt in Arm und Reich werden soziale<br />
Ungleichheiten explosiv, zugleich erreicht <strong>die</strong><br />
Umweltzerstörung eine neue Qualität.<br />
<strong>Die</strong> Überlastung der Stoffkreisläufe betrifft zwar<br />
<strong>die</strong> ganze Welt, doch <strong>die</strong> armen Regionen können<br />
sich gegen <strong>die</strong> Öko-Krise viel weniger schützen als<br />
<strong>die</strong> Hauptverursacher, <strong>die</strong> Industriestaaten auf der<br />
nördlichen Erdhalbkugel. Der Klimawandel<br />
erhöht vor allem in der Dritten Welt, insbesondere<br />
in Afrika, den Druck zur Migration, was aber auch<br />
dazu führt, dass <strong>die</strong> wohlhabenden Länder, in<br />
denen <strong>die</strong> Angst vor den Fremden und das<br />
Misstrauen gegen <strong>die</strong> Armen wachsen, ihre<br />
Grenzen schärfer kontrollieren und sich<br />
abschotten.<br />
Zweitens: <strong>Die</strong> Endlichkeit in der Nutzung der<br />
erschöpflichen Rohstoffe wird deutlich. Vieles<br />
spricht dafür, dass wir uns dem Scheitelpunkt der<br />
Ölförderung nähern. Der „Peak Oil“ bezeichnet<br />
den Zeitpunkt, an dem <strong>die</strong> Ölförderung ihren<br />
höchsten Stand erreicht und – erst langsam, aber<br />
unaufhaltsam – zurückgeht. <strong>Die</strong> Bundesanstalt für<br />
Geowissenschaften geht davon aus, dass <strong>die</strong><br />
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