die vermeidbare katastrophe die ersten warnzeichen ... - Die Gazette

Dr. Heinrich Berghaus' Physikalischer Atlas [...]
zu Alexander von Humboldts Kosmos [...]. Gotha: Justus Perthes, 2. Auflage1852. Privatsammlung München.
Klimawandel
in vielen Ländern der Welt begeistert aufgegriffen.
Auch in Deutschland werden heute jedes Jahr,
zurückgehend auf die Initiative Mortons, am „Tag
des Baumes“ mehrere Millionen Bäume gepflanzt.
Trotz dieser Maßnahmen in den USA in der zwei -
ten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen Zweifel an
der Theorie des Zusammenhangs zwischen Wald
und Klima auf. Grund dafür waren extreme
Trocken heiten Mitte der 70er Jahre und um 1885.
Im Jahr 1893 wurden die Bedingungen in manchen
Regionen so schlecht, dass eine regel rechte Panik
ausbrach und Tausende von Farmern ihr Land
flucht artig verließen. Mit den geschei terten Ver -
suchen der Wieder auffors tung geriet Anfang des 20.
Jahrhunderts die Frage nach den Folgen mensch -
lichen Handelns auf das Klima in Vergessenheit.
Auch die Erkenntnisse des schwedischen Wissen -
schaftlers Svante Arrhenius, dem „Vater“ der
Theorie der globalen Erwärmung erfuhren erst in
den letzten Jahren eine angemessene Bewertung. Im
Jahr 1896 hatte er die Theorie veröffentlicht, dass
die Anreicherung von CO 2 in der Atmosphäre die
Temperatur auf der Erde erhöhen könnte. Für ihn
war die Zeitskala, auf der sich solche Veränderun -
gen abspielen konnten, allerdings auf Zehn tau -
sende von Jahren gestreckt. Eine Gefahr sah er in
diesem Phänomen damals nicht.
Erst in den 30er Jahren des vergangenen
Jahrhunderts begannen Fach wissen schaftler erst -
mals einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg
des CO 2 und der damals beobacheten Klima erwär -
mung zu diskutieren. Und erst seit den 1950er
Jahren wird die Gefahr einer anthropogenen Erwär -
mung weltweit ernst genommen.
Alexander von Humboldt war vermutlich der
erste, der bereits vom Einfluss der durch die
Menschen verursachten „Gasmassen“ auf das Klima
sprach. Dass das CO 2 – von ihm fälsch lich als
„Kohlensäure“ bezeichnet – später als Hauptfaktor
des anthropogenen Klimawandels identifiziert
werden sollte, ahnte er allerdings nicht. Auch dass
die Wälder, die mehr als 90 Prozent der lebenden
Biomasse ausmachen, als Speicher für das CO 2
wichtig sind, das sie bei der Photosynthese aus der
Atmosphäre entnehmen, wusste Humboldt noch
nicht. Die Bedeutung des Waldes für das Klima und
für die künftigen Generationen allerdings hat er
erkannt. Er war der erste, der die drei
anthropogenen Klimafaktoren „Fällen der Wälder,
Veränderung der Verteilung der Gewässer und (...)
die Entwicklung großer Dampf- und Gasmassen“
in ihrem Zusammenhang und in ihrer Wirkung
richtig beschrieben hat. Andere Wissen schaftler,
vor allem Boussingault, Fraas, Marsh, Schomburgk,
und auch der anonyme Beauftragte der US-
Regierung, haben die grund legende Bedeutung von
Humboldts Erkenntnissen erfasst.
Erst vor wenigen Jahren begann eine Würdigung
der frühen Klimaforschung, für die Alexander von
Humboldt das Fundament gelegt hatte. Er hat mit
seinen Arbeiten „zum ersten Mal in der Geschichte
eine weltweite Diskussion über die Gefährdung des
Planeten Erde durch die Eingriffe des Menschen“
(E. Weigel) entfacht.
Es bleibt zu hoffen, dass dies nicht die letzte
Diskussion war, die durch die Ideen Humboldts
angestoßen wurde. In Deutschland hat die Wieder-
Entdeckung des Entdeckers gerade erst begonnen.
Für eine Überraschung ist er immer gut.
„Die Isothermkurven der Nördlichen Halbkugel“ (Alexander von Humboldt)
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