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die vermeidbare katastrophe die ersten warnzeichen ... - Die Gazette

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schen Industrie, sondern auch aus weiterverarbeitenden<br />

Chemie-Branchen wie Zement-, Automobil-,<br />

Textil-, und Pharma-Industrie. <strong>Die</strong> Lobbytätigkeit<br />

der USA war ein historischer Höhepunkt an Einmischung<br />

in europäische Angelegenheiten. Robert<br />

Donkers, der von der EU-Kommission 2003 in <strong>die</strong><br />

USA entsandt wurde, um den Amerikanern REACH<br />

zu erläutern, schlug mir vor, ich solle mit das einmal<br />

umgekehrt vorstellen: Europäische Regierungsvertreter<br />

fliegen in Washington ein und machen Stimmung<br />

gegen ein Gesetz, das gerade im Kongress beraten<br />

wird. „Das würde nicht durchgehen“, sagte er,<br />

„nach zehn Minuten wären wir draußen!“<br />

Kampfblatt<br />

Der Sozialstaat als Misserfolgsgeschichte<br />

In ihrer Broschüre Initiative Kompakt. Das kleine<br />

1x1 der Sozialen Marktwirtschaft baut <strong>die</strong> sogenannte<br />

„Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“<br />

(INSM) den Sozialstaat ab – mit falschen Zahlenspielen.<br />

Wo selbst <strong>die</strong> Frankfurter Allgemeine Zeitung<br />

2007 ein mittleres Netto-Einkommen von 59<br />

Prozent der Bruttosumme errechnet, behauptet <strong>die</strong><br />

INSM, von jedem Euro gehe mehr als <strong>die</strong> Hälfte an<br />

den Staat. Was liegt da näher, als <strong>die</strong> „erfolglose“<br />

Sozialhilfe abzuschaffen und <strong>die</strong> Bedürftigen sich<br />

selbst und dem Markt zu überlassen?<br />

Wir könnten uns zur Abwechslung einmal dazu<br />

durchringen, das Konzept der Marktwirtschaft auch<br />

wirklich umzusetzen – und nicht immer nur eine<br />

abgespeckte Variante davon. Mehr Marktwirtschaft,<br />

das hieße vor allem: weniger Staat. Doch<br />

warum eigentlich? Warum soll sich der Staat soweit<br />

es geht zurückziehen und dem Markt Platz machen?<br />

<strong>Die</strong> Antwort lautet: 5. Juli 2006, 5 Uhr 35. Das<br />

nämlich ist nach Berechnungen des Bundes der<br />

Steuerzahler exakt der Zeitpunkt, bis zu dem alle<br />

Deutschen ihr gesamtes Einkommen, das sie bis<br />

dahin in <strong>die</strong>sem Jahr erwirtschaftet haben, in Form<br />

von Steuern und Sozialabgaben an <strong>die</strong> Staatskassen<br />

abführen. Von den 365 Tagen des Jahres 2006 arbeiten<br />

wir also 186 Tage ausschließlich für den Staat –<br />

und nur 179 Tage fürs eigene Portemonnaie. Oder<br />

anders gerechnet: Von jedem einzelnen Euro Ver<strong>die</strong>nst<br />

geht mehr als <strong>die</strong> Hälfte an den Staat. Keine<br />

Frage, ohne Staat geht es auch nicht. Wir, <strong>die</strong> Gesellschaft,<br />

brauchen <strong>die</strong> Polizei, <strong>die</strong> Bundeswehr, Ämter<br />

und Behörden, <strong>die</strong> Justiz, Universitäten, Straßen<br />

und dergleichen mehr. Das alles kostet Geld. Was<br />

aber ist mit jenen Abermilliarden Euro, <strong>die</strong> der Staat<br />

und <strong>die</strong> Sozialkassen jedes Jahr von den Bundesbürgern<br />

und den Unternehmen einsammeln, nur um<br />

sie dann – im Namen der Gerechtigkeit – über Subventionen<br />

und Sozialleistungen wieder an <strong>die</strong> Bürger<br />

und Betriebe zurückzugeben? Ist <strong>die</strong>se Umverteilung,<br />

wie Ökonomen das Ganze nennen,<br />

überhaupt noch sinnvoll?<br />

Machen wir <strong>die</strong> Probe aufs Exempel: Das deutsche<br />

Sozialbudget hat sich seit 1960 von damals rund 33<br />

Milliarden Euro auf mittlerweile fast 696 Milliarden<br />

Euro erhöht. <strong>Die</strong>ses Geld fließt in <strong>die</strong> Renten-,<br />

Kranken-, Pflege-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung,<br />

es wird ausgegeben für Beamtenpensionen,<br />

Altershilfen für Landwirte, <strong>die</strong> Entgeltfortzahlung<br />

bei Krankheit, Kindergeld, Erziehungsgeld,<br />

soziale Entschädigungen, Wohngeld, Jugendhilfe<br />

und Sozialhilfe.<br />

Jahr für Jahr gibt Deutschland mehr und mehr<br />

Geld dafür aus, <strong>die</strong> Risiken des Lebens abzusichern<br />

und abzufedern. Mit Erfolg? Mitnichten! <strong>Die</strong> Rentenversicherungen<br />

hangeln sich von Monat zu<br />

Monat; <strong>die</strong> Pflegeversicherung ist ein finanzielles<br />

Desaster; das deutsche Gesundheitssystem verschlingt<br />

Milliarden, gilt aber nach internationalen<br />

Maßstäben als ineffizient; <strong>die</strong> Arbeitslosigkeit ist<br />

trotz ABM, Frühverrentung und all der anderen<br />

Programme gestiegen und gestiegen; und <strong>die</strong> Förderung<br />

der Familie über Kinder-und Erziehungsgeld<br />

hat alles Mögliche bewirkt – nur nicht den dringend<br />

benötigten Anstieg der Geburtenrate und der Frauenerwerbstätigkeit.<br />

Politik als Marken-Ware<br />

Man muss sie nur richtig verkaufen<br />

Eine Umfrage aus der Münchner Dissertation Politische<br />

Kommunikation. Analyse und Perspektiven<br />

eines sich verändernden Kommunikations-Genres<br />

von Hans Peter Ketterl, M.A. (Neuere Deutsche Literatur,<br />

Wintersemester 2003/2004) zu der Frage, wie<br />

man Politik richtig vermarktet::<br />

1. Wie beurteilen Sie <strong>die</strong> Möglichkeit, eine Partei<br />

wie eine Produkt-Marke zu führen?<br />

Olaf Scholz (SPD): Eine Partei unterliegt anderen<br />

Gesetzen als eine Produkt-Marke, ihre Führung<br />

erfolgt nach politischen Urteilen und Abwägungen.<br />

Kommunikative Überlegungen fließen in <strong>die</strong>se<br />

Abwägungen ein.<br />

Laurenz Meyer (CDU): Mit Blick auf ein zeitgemäßes<br />

Politikmarketing ist <strong>die</strong> Wiedererkennbarkeit<br />

der „Marke CDU“ natürlich von zentraler Be -<br />

deu tung. <strong>Die</strong> CDU hat 2002 ihre Corporate<br />

Identity behutsam modernisiert (Logo etc.). Alle<br />

Verbände haben ein „Markenhandbuch“ erhalten,<br />

um <strong>die</strong> Einheitlichkeit dezentral erstellter Kommunikationsmittel<br />

zu gewährleisten.<br />

Dr. Thomas Goppel (CSU): Mit einer Marke verbinden<br />

Konsumenten idealer Weise verschiedene<br />

Eigenschaften. <strong>Die</strong>s gilt selbstverständlich auch für<br />

den Wähler im Bezug zu einer Partei.<br />

Steffi Lemke (Bündnis 90/<strong>Die</strong> Grünen): Eine Partei<br />

ist natürlich vielschichtiger und dynamischer als<br />

eine reine Produkt-Marke. Deshalb ist nur begrenzt<br />

möglich, eine Partei im klassischen als Marke zu<br />

betrachten. Allerdings sind klassische „Markeneigenschaften“<br />

wie Markenattraktivität, Abgrenzung<br />

zu anderen Marken, ein Logo und ein corporate<br />

design auch für Parteien notwendig.<br />

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