die vermeidbare katastrophe die ersten warnzeichen ... - Die Gazette
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Klimawandel<br />
- <strong>Die</strong> zunehmenden Knappheiten belasten <strong>die</strong><br />
Lebenschancen künftiger Generationen und<br />
engen deren Gestaltungs- und Freiheitsraum<br />
massiv ein.<br />
- Schließlich baut sich immer komplexer und mit<br />
weitreichenden Folgen eine Katastrophe auf, <strong>die</strong><br />
immer schwieriger abzuwenden wird.<br />
An <strong>die</strong>sem Limes stellt sich <strong>die</strong> Frage, ob <strong>die</strong><br />
Menschheit bei <strong>die</strong>sen Herausforderungen<br />
handelt, bevor uns <strong>die</strong> verheerenden Folgen der<br />
noch aufhaltbaren Katastrophe einholen. Erneut<br />
geht es, wie Norbert Elias <strong>die</strong> wichtigste Aufgabe<br />
für eine humane Zivilisation beschrieben hat, um<br />
<strong>die</strong> soziale Bändigung von Gewalt. „Make poverty<br />
history, make conflicts and wars history, make<br />
environment destruction history, make human<br />
abuse history“, definierten 1945 <strong>die</strong> Vereinten<br />
Nationen <strong>die</strong> Aufgaben der Menschheit, <strong>die</strong><br />
unverändert aktuell sind. Aber viel Zeit bleibt<br />
nicht mehr.<br />
<strong>Die</strong> bisherigen Formen von Wachstum und<br />
Wohlstand können keine Zukunft haben. Das<br />
Doppelgesicht der Moderne wird deutlich: Das<br />
quantitative Wachstum war zwar der Treiber einer<br />
gewaltigen wirtschaftlichen Dynamik und ein<br />
Motor von Internationalisierung und Globa -<br />
lisierung, aber es ist nicht vereinbar mit der<br />
Endlichkeit der Erde und den Regenerations -<br />
fristen der Natur. Mit ihnen wird der ökologische<br />
Raubbau zur Achillesferse der modernen Welt.<br />
Wie in einem Brennglas zeigt sich das in dem vom<br />
Menschen verursachten Klimawandel. <strong>Die</strong><br />
Ergebnisse des Intergovernmental Panel of<br />
Climate Change (IPCC) sind eindeutig: <strong>Die</strong><br />
Erwärmung steigt auf bald 0,2 Grad Celsius pro<br />
Jahrzehnt und wird schon bald <strong>die</strong> kritische 2-<br />
Grad-Grenze erreichen.<br />
Doch ohne Gegenmaßnahmen wird der globale<br />
Temperaturanstieg mit einer sehr hohen<br />
Wahrscheinlichkeit um 3 Grad Celsius in <strong>die</strong>sem<br />
Jahrhundert gegenüber 1850 ansteigen. Schon<br />
heute ist eine Erwärmung um mindestens 1,3<br />
Grad Celsius nicht mehr zu verhindern <strong>Die</strong><br />
Wetterextreme werden in den nächsten drei bis<br />
vier Jahrzehnten weiter zunehmen. Sprunghaft<br />
kann sogar eine noch sehr viel größere<br />
Schadensdimension eintreten, wenn<br />
beispielsweise <strong>die</strong> massenhafte Freisetzung von<br />
Methan aus den auftauenden Permafrostgebieten<br />
den Klimawandel rasant beschleunigt. Ein anderes<br />
Beispiel ist das denkbare Wegrutschen der heute an<br />
Land gebundenen Eisschichten in den nördlichen<br />
und südlichen Polarzonen durch <strong>die</strong> Fließgewässer<br />
aus dem schmelzenden Gletschereis. Al Gore<br />
spricht von „tipping points“. Auf jeden Fall sind<br />
<strong>die</strong> Wechselwirkungen einer Vielzahl von<br />
Prozessen bisher nicht ausreichend bekannt und<br />
erforscht.<br />
Wenn nicht gegengesteuert wird, beziffert der<br />
Stern-Report, der <strong>die</strong> ökonomischen Folgen<br />
erforscht hat, <strong>die</strong> künftigen Einbußen durch <strong>die</strong><br />
Klimafolgen auf mindestens 5 Prozent des<br />
globalen Bruttoinlandsprodukts. Der frühere<br />
Chefökonom der Weltbank kann sogar einen<br />
Verlust bis zu 20 Prozent nicht ausschließen, wenn<br />
für Millionen von Menschen Hunger, Wasser -<br />
mangel, Unbewohnbarkeit und Überschwem -<br />
mungen eintreten. Auch der Weltklimarat zeigt<br />
auf: <strong>Die</strong> Kosten einer Stabilisierung des Klimas<br />
sind beträchtlich, aber sie sind tragbar. Verzö -<br />
gerungen sind nicht zu verantworten, denn sie<br />
kommen uns künftig sehr viel teurer. <strong>Die</strong><br />
Endlichkeit der Rohstoffe und <strong>die</strong> Überlastung der<br />
Stoffkreisläufe limitieren wirtschaftliches<br />
Wachstum. Damit kehren sich <strong>die</strong> Vorteile des<br />
quantitativen Wachstums um.<br />
Dabei ist <strong>die</strong> knappste Ressource nicht einmal<br />
Gas oder Öl. Knapp wird vor allem <strong>die</strong> Zeit, <strong>die</strong> ein<br />
Umbau braucht.<br />
Der innovative und effiziente Umgang<br />
mit den natürlichen Ressourcen wird zur<br />
Schlüsselfrage der nächsten Jahrzehnte. Im<br />
Jahrhundert der Ökologie wird er zum<br />
Überlebensgebot. Vor allem <strong>die</strong> Energiepolitik<br />
rückt ins Zentrum der Wirtschafts- und<br />
Gesellschaftspolitik. Notwendig ist ein neues<br />
Denken und Handeln im Umgang mit Energie<br />
Noch immer aktuell: ein Buch von 1972<br />
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