Forschungsbericht 2010 - ZfP Südwürttemberg
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Kurzbezeichnung:<br />
SCHU 1<br />
derjenigen in der Schweiz nach Ende des Zweiten Weltkriegs verglichen werden.<br />
Hierzu steht ein breiter Fundus noch unbearbeiteter historischer Quellen<br />
zur Verfügung. Gerade im ZPR gab es problematische personelle Kontinuitäten<br />
bis weit in die 1980er Jahre, die eine historische Aufarbeitung hemmten.<br />
Im Projekt soll die Entwicklung zu einer humaneren Behandlung der psychisch<br />
Kranken im gesellschaftlichen und ökonomischen Kontext der Entwicklung der<br />
jungen Bundesrepublik Deutschland analysiert werden. Wie kam es, ausgehend<br />
von der Hypothek des NS-Vernichtungsfeldzuges gegen die psychischen<br />
Kranken und geistig Behinderten (Zwangssterilisation, „Euthanasie“, Hungersterben“),<br />
zur Etablierung eines offenen psychiatrischen Fachkrankenhauses<br />
mit zeitgemäßen therapeutischen und rehabilitativen Möglichkeiten? Ein weiterer<br />
Schwerpunkt der Arbeit stellt die Entwicklung von Medizin und Ökonomie<br />
und deren Auswirkungen auf die südbadischen Anstalten nach 1945 dar.<br />
Wie haben sich die ökonomischen Rahmenbedingungen für die Psychiatrie seit<br />
1945 verändert? Seit den Gesundheitsreformen der 1990er Jahre haben ökonomische<br />
Denkansätze in der Medizin Einzug gehalten. Lassen sich Auswirkungen<br />
auf die Psychiatrie in Südbaden feststellen und sind ähnliche Entwicklungen<br />
in der Schweiz in diesem Zeitraum nachweisbar?<br />
Projekt: Akademische Qualifikationsarbeit.<br />
‘Inside and outside the walls of the asylum […]’. Die Heilanstalt<br />
Schussenried, ihre Patientinnen und Patienten und die anti-psychiatrische<br />
Debatte im Deutschen Reich (ca. 1875-1900)<br />
Beteiligte: Thomas Müller, Frank Kuhn<br />
Die Heilanstalt Schussenried ist eine der ältesten Anstaltsgründungen im ehemaligen<br />
Königreich Württemberg und nahm im Jahre 1875 ihre Funktion auf.<br />
Die zentrale Anlage der Anstalt fand bei Gründung im Gebäudekomplex des<br />
örtlichen Prämonstratenserklosters Aufnahme, das im Zuge der Mediatisierung<br />
in den Besitz des Landes übergegangen war. Zunächst schien die Großanlage<br />
eine ideale Nutzung als Anstalt des Königreichs zu erlauben. Die Gründung<br />
der Anstalt veränderte das Leben der recht kleinen Gemeinde Schussenried<br />
nachhaltig, auch vor dem Hintergrund einer gewissen Industrialisierung in den<br />
Jahren vor der Eröffnung der Heilanstalt. Im Rahmen der auswertbaren Quellen<br />
steht eine hauseigene Zeitschrift im Mittelpunkt, die sog. Schallwellen,<br />
publiziert von 1897 bis 1936. Diese Zeitschrift erweist sich als reichhaltige<br />
Quelle zur Aufarbeitung der Institutionsgeschichte. Ursprünglich zur Unterhaltung<br />
von Personal und Patienten ins Leben gerufen, diente die Zeitschrift<br />
bald auch der durchaus intendierten Übermittlung eines idealisierten Bilds<br />
von der Einrichtung an die Allgemeinbevölkerung der Region. In dieser Zeit-<br />
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