Forschungsbericht 2010 - ZfP Südwürttemberg
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Kurzbezeichnung:<br />
WEIS 7<br />
choanalytische Ausbildung. Aufgrund ihres Interesses an der Kinderanalyse<br />
wechselte sie 1929 zu Anna Freud nach Wien. Ihr Ehemann starb wenige Jahre<br />
nach der Heirat. Aufgrund der politischen Entwicklung emigrierte sie 1938 in<br />
die USA. In New York wurde sie eine renommierte Spezialistin und Ausbilderin<br />
im Bereich der Kinderpsychoanalyse.<br />
Die Lehrerin und Fürsorgerin Steff Bornstein absolvierte ihre psychoanalytische<br />
Ausbildung ebenfalls am Berliner Institut. Sie interessierte sich für pädagogische<br />
Fragestellungen, auch im Sinne der Disposition und Ausbildung<br />
von Erzieherinnen. 1933 emigrierte sie ebenfalls, jedoch nach Prag, wo sie<br />
im Rahmen der Tätigkeit der dortigen psychoanalytischen Studiengruppe ein<br />
einschlägiges Seminar als Ausbilderin leitete. Im Zuge der politischen Entwicklungen<br />
in Mitteleuropa heiratete sie 1937/38 für wenige Monate den<br />
jüdisch-tschechischen Psychiater Emmanuel Windholz, um die tschechische<br />
Staatsbürgerschaft zu erhalten, mithilfe derer sie die Flucht in die USA anzutreten<br />
gedachte. Sie konnte jedoch nicht mehr ausreisen und starb offenbar<br />
an einem Herzinfarkt. Als Töchter einer jüdischen Kaufmannsfamilie waren<br />
beide mit dem Beginn der nationalsozialistischen Expansionspolitik existentiell<br />
bedroht und erlitten ein ungleiches Schicksal. Insbesondere wird die Tätigkeit<br />
der beiden in den innovativen europäischen Instituten und psychoanalytischen<br />
Zirkeln Gegenstand der Arbeit sein, wie auch im Falle Berta Bornsteins<br />
ihre wissenschaftliche Aktivität in den USA.<br />
Forschungsprojekt: Akademische Qualifikationsarbeit: Projektierter Bearbei-<br />
tungszeitraum: 2008 – 2012<br />
Geschichte und Gegenwart von Zwangsmaßnahmen in der Psychiatrie.<br />
Die klinische und symbolische Bedeutung des sog. Käfigbetts<br />
im europäischen Vergleich. (AT)<br />
Beteiligte: Anna Schiller, Uta Kanis-Seyfried, Tilman Steinert, Thomas Müller<br />
In diesem Forschungsprojekt wird zunächst ein aktueller Stand der Anwendung<br />
der Zwangsmaßnahme „Käfigbett“ in der Psychiatrie erarbeitet, die in<br />
einigen europäischen bzw. auch EU-Staaten zur Vergangenheit gehört, in anderen<br />
noch immer angewendet wird und deren Indikation in vielen Kontexten<br />
zu engagiert geführten Diskussionen geführt hat und weiterhin führt. Interessant<br />
an diesem Forschungsgegenstand ist darüber hinaus seine emblematische<br />
Bedeutung in der (Geschichte der) Psychiatrie: Auf Zwangsmaßnahmen von<br />
der Art des sog. Käfigbetts beziehen sich psychiatriekritische Äußerungen aus<br />
der Ärzteschaft, seitens der Vertreter des Rechts und der Anliegen der Patienten,<br />
wie auch aus der übrigen Zivilgesellschaft, regelmäßig und bevorzugt.<br />
Historisch sind Beziehungen zwischen dem Aspekt der Zwangsmaßnahmen und<br />
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