Forschungsbericht 2010 - ZfP Südwürttemberg
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Kurzbezeichnung:<br />
BERL 6<br />
Zur Geschichte der Abstinenz in der psychoanalytischen Behandlung.<br />
Wandel in Definition und praktischer Anwendung<br />
Beteiligte: Edith Schütz (Charité Berlin), Uta Kanis-Seyfried, Thomas Müller<br />
In diesem Projekt wird anhand einer vergleichenden Darstellung der therapeutischen<br />
Vorgehensweisen bedeutender Psychoanalytiker-Persönlichkeiten<br />
bzw. vor deren jeweiligem theoretischen Hintergrund die Entwicklung des<br />
Begriffs der Abstinenz in der psychoanalytischen Behandlung untersucht. Die<br />
Art und Weise, wie die Abstinenz, die als Bestandteil der psychoanalytischen<br />
Methode selbst angesehen wird, im Umgang mit neurotischen, ‚persönlichkeitsgestörten’,<br />
psychosomatisch kranken oder psychotischen Patienten gehandhabt<br />
wurde und wird, soll hierbei einer kritischen Betrachtung unterzogen<br />
werden. Dabei wird auf unterschiedliche analytische Therapieverfahren,<br />
bspw. die Einzelbehandlung, die Gruppenbehandlung, die körperorientierten<br />
Verfahren und auf die Psychotherapie von psychotischen Patienten eingegangen<br />
werden. Untersucht werden auch der wissenschaftshistorische Ursprung<br />
des Abstinenzbegriffs, die wichtigsten kontroversen Haltungen im diachronen<br />
Vergleich sowie die Veränderungen, die dieser Teilaspekt der psychoanalytischen<br />
Therapie im Verlauf seit ihrer Entstehung erfahren hat. Der aktuelle<br />
Stand dieser Aspekte wird dargestellt und diskutiert, wobei weitere Schwerpunkte<br />
des Interesses zur Rolle des Abstinenzbegriffs in Bezug auf mögliche<br />
Abhängigkeit des Patienten liegen, wie auch auf der Frage, inwieweit Patienten<br />
über die psychoanalytische Behandlungsmethode einschließlich möglicher<br />
Gefahren oder schädlicher Wirkungen im Vorhinein aufgeklärt werden – im<br />
Sinne einer rechtsgültigen Aufklärung herkömmlicher Art? Ein weiteres Interesse<br />
gilt der Frage, inwieweit neue Erkenntnisse im Hinblick auf den Abstinenzbegriff<br />
die Methode möglicherweise verändert haben und wie sie dies getan<br />
haben? Es macht Sinn, sich die Veränderungen, die die psychoanalytische<br />
Behandlungsmethode gerade im Hinblick auf den Abstinenzbegriff im Laufe<br />
ihrer Geschichte erfahren hat, zu vergegenwärtigen, weil es scheint, als ob<br />
die Art, wie die Therapie gerade in Bezug auf die Abstinenzregeln durchgeführt<br />
wird, wesentlich über den Therapieerfolg entscheidet. Die Bedeutung<br />
einer solchen Untersuchung ergibt sich folglich aus der Antwort auf die Frage,<br />
wie sich mit Hilfe der hier gewonnenen Erkenntnisse die psychoanalytische<br />
Behandlungsmethode zum Wohle der Patienten (und nicht zuletzt auch der<br />
Therapeuten) optimieren ließe.<br />
64 <strong>Forschungsbericht</strong> <strong>2010</strong>