GESCHICHTE VERSTEHEN
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Kapitel IV<br />
wurde. Um 500.000 Tschechen wurden zur<br />
Zwangsarbeit nach Deutschland verschickt<br />
(die Häftlinge in Konzentrationslagern und<br />
Zuchthäusern nicht mitgerechnet).<br />
Die Bedeutung des Protektorats Böhmen<br />
und Mähren für die Kriegswirtschaft des<br />
nationalsozialistischen Deutschlands wurde<br />
an dem Umstand erkennbar, dass sich auf<br />
dessen Territorium ganze 70% der<br />
Industrieproduktion der ehemaligen<br />
Tschechoslowakei befanden, in erster Linie<br />
das Hüttenwesen und der Maschinenbau. In<br />
den Jahren 1941 - 1944 wurde ein Teil der<br />
reichsdeutschen Rüstungsindustrie in das<br />
Protektorat verlagert, denn dies Gebiet war<br />
– im Unterschied zu dem von Luftangriffen<br />
bedrohten Deutschland – relativ sicher und<br />
konnte genügende Mengen von<br />
qualifizierten Arbeitskräften aufweisen. Das<br />
Protektorat sicherte somit einem Teil der<br />
reichsdeutschen Industrie günstige<br />
Produktionsbedingungen. Aus den Angaben<br />
über die Beschäftigung der Bevölkerung<br />
lässt sich der Schluss ziehen, dass das<br />
Protektorat an der Gesamtproduktion des<br />
„Großdeutschen Reiches“ zu 9 - 12%<br />
beteiligt war. Obwohl die<br />
Arbeitsproduktivität im Protektorat im<br />
Verlauf des Krieges sank, stieg sein Anteil an<br />
der Industrieproduktion des Großdeutschen<br />
Reiches an. Es wird geschätzt, dass die<br />
Die Zerschlagung der ČSR, das Protektorat und die<br />
Genese der Aussiedlung<br />
136<br />
Industrieproduktion des Jahres 1944 im<br />
Vergleich zum Jahr 1939 um ein Fünftel<br />
gestiegen war. Dies wurde durch den<br />
Nachdruck der deutschen<br />
Okkupationsverwaltung auf die<br />
Entwicklung der Schwerindustrie erreicht,<br />
die im Frühjahr 1945 65,3% der<br />
arbeitstätigen Bevölkerung im Protektorat<br />
beschäftigte. Oft überstiegen schon die<br />
reichsdeutschen Rüstungsaufträge seit der<br />
Errichtung des Protektorats die<br />
Produktionskapazitäten der tschechischen<br />
Die Sieger ergötzten sich schon immer an der Entehrung des Gegners. Auf diese<br />
„scherzhafte“ Weise wurden die Büsten der Repräsentanten der Tschechoslowakei von den<br />
beschlagnahmten Schulen und Ämtern in den Sudetengebieten zurechtgemacht.<br />
Rüstungsbetriebe. Deshalb wurde eine<br />
Reihe von Industriebetrieben erweitert,<br />
insbesondere seit dem Jahr 1941. Es waren<br />
nicht nur große Unternehmen wie z.B. die<br />
Škoda-Werke, ČKD (Kolben-Daněk<br />
Gesellschaft), die Poldina huť (Poldi-Hütte)<br />
und die Ringhofferovy závody (Ringhoffer-<br />
Tatra Werke), sondern auch kleinere<br />
Unternehmen. Insgesamt handelte es sich<br />
um 527 Unternehmen. 330 Industriefirmen<br />
wurden in Betrieb genommen – viele davon<br />
wurden aus Deutschland oder anderen<br />
okkupierten Staaten in das Protektorat<br />
verlagert. Die Industrieunternehmen des<br />
Protektorats stellten eine breite Palette von<br />
militärischem Material für die deutschen<br />
Streitkräfte her, z.B. Munition, Panzer,<br />
Kampfwagen, Flugzeugmotoren,<br />
Raketenwerfer oder Komponenten für die