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Kapitel I Historische Wurzeln<br />

antiken Literatur und logischen<br />

Deduktionen die Betrachtung der<br />

Vergangenheit.<br />

Sowohl die deutsche als auch die<br />

tschechische Historiographie wandte sich<br />

auch den ältesten Abschnitten der<br />

Geschichte zu und suchte dort eine mögliche<br />

Verbindung mit der antiken Welt. In der<br />

tschechischen Geschichtsschreibung war die<br />

Erkenntnis, dass nicht die Slawen die ersten<br />

Bewohner von Böhmen waren, sondern dass<br />

die Germanen sich dort als erste<br />

Die zentrale Person der Spaltung auf der Universität wie auch später in der Kirche war<br />

Johannes Hus, der 1415 als Ketzer für die Verkündung der Reformgedanken<br />

John Wyclifs verbrannt wurde.<br />

Ein Jahr darauf wurde sein Universitätskollege Hieronymus von Prag verbrannt,<br />

einer der ersten Theoretiker des tschechischen Nationalismus,<br />

(zweiter von links auf dem rechten Bild).<br />

niederließen, eine fundamentale<br />

Entdeckung. So erschien es notwendig, die<br />

Ansiedlung der Tschechen in eine frühere<br />

Zeit zu verschieben, irgendwohin in die<br />

ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung.<br />

Zuletzt einigte man sich auf das 6. - 7.<br />

Jahrhundert, da dies mit den römischen<br />

Angaben leicht zu vereinbaren war. In<br />

Anlehnung an die antike Auffassung, wie sie<br />

vor allem die Germania von Tacitus<br />

präsentierte, übernahmen tschechische<br />

humanistische Autoren auch die Vorstellung,<br />

auf welche Weise das Land Böhmen<br />

22<br />

kultiviert und zivilisiert worden war. Der<br />

damaligen Vorstellung nach waren die alten<br />

Slawen – im Unterschied zu den Germanen<br />

– Ackerbauern. Sie waren es also, die das<br />

Land landwirtschaftlich kultivierten, und sie<br />

waren es auch, die darin eine weit<br />

differenzierte Gesellschaft und einen Staat<br />

schufen, an dessen Verwaltung auch die<br />

Ständegesellschaft neben dem Herrscher<br />

ihren Anteil hatte. Nach damaliger Ansicht<br />

führten diese beiden Hauptgründe dazu,<br />

dass Böhmen Vaterland der Tschechen und<br />

nicht der Deutschen wurde. Zugleich war es<br />

auch nötig geworden, zu erklären, wie die<br />

Ansiedlung der beiden Ethnien auf<br />

böhmischem Gebiet gewechselt hatte. Nach<br />

vorherrschenden Meinung war das Land<br />

kontinuierlich besiedelt. Es schien so, als ob<br />

nicht sehr viele Deutsche auch in der Zeit<br />

zwischen dem Wegzug der Germanen und<br />

dem Zuzug der Tschechen im Lande<br />

geblieben wären. Dies aus dem Grund,<br />

damit das Land nicht „öde“würde, was – mit<br />

versteckter Berufung auf die Bibel – eine der<br />

denkbar negativsten Bewertungen des

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