GESCHICHTE VERSTEHEN
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Die Zwangsaussiedlung und ihre rechtlichen<br />
Aspekte<br />
Ungarn zu werden oder die sich z.B. als<br />
Kinder zu so einem Vorgang gar nicht<br />
äußern konnten. Einige Prozesse gingen bis<br />
ans höchste Verwaltungsgericht (Oberster<br />
Verwaltungsgerichtshof ), das in dieser<br />
Angelegenheit einige wichtige Urteile fällte.<br />
Nachfolgende Dekrete betrafen vor allem<br />
Eingriffe in die Vermögensverhältnisse der<br />
Personen deutscher und ungarischer<br />
Nationalität:<br />
Dekret Nr. 5/1945 Sb. vom 19. 5. 1945<br />
über die Ungültigkeit einiger<br />
vermögensrechtlicher Rechtsgeschäfte aus<br />
der Zeit der Unfreiheit und über die<br />
Nationalverwaltung der Vermögenswerte<br />
der Deutschen, Magyaren, Verräter und<br />
Kolloaborateure und einiger Organisationen<br />
und Institutionen;<br />
Dekret Nr. 12/1945 Sb vom 21. Juni 1945<br />
über die Konfiskation und beschleunigte<br />
Verteilung des landwirtschaftlichen<br />
Vermögens der Deutschen und Magyaren<br />
sowie der Verräter und Feinde der<br />
tschechischen und slowakischen Nation;<br />
Dekret Nr. 28/1945 Sb. vom 20. Juli 1945<br />
über die Besiedlung des landwirtschaftlichen<br />
Bodens der Deutschen, Magyaren und<br />
anderer Staatsfeinde durch tschechische,<br />
slowakische und andere slawische<br />
Landwirte;<br />
Verstaatlichungsdekrete Nr. 100-<br />
103/1945 Sb. vom 24. Oktober 1945;<br />
Dekret Nr. 108/1945 Sb. vom<br />
25. Oktober 1945 über die Konfiskation des<br />
feindlichen Vermögens und über die Fonds<br />
der nationalen Erneuerung.<br />
Das Dekret des Präsidenten der Republik<br />
Nr. 5/1945 Sb. vom 19. Mai 1945 „über die<br />
Ungültigkeit einiger vermögensrechtlicher<br />
Rechtsgeschäfte aus der Zeit der Unfreiheit und<br />
über die Nationalverwaltung der<br />
Vermögenswerte der Deutschen, Magyaren,<br />
Verräter und Kollaborateure und einiger<br />
Organisationen und Institutionen“ erklärte,<br />
dass Vermögensübertragungen und<br />
Rechtsgeschäfte, die bewegliches,<br />
unbewegliches, öffentliches oder privates<br />
Vermögen betreffen,ungültig seien, soweit<br />
sie nach dem 29. September 1938 „unter dem<br />
Druck der Okkupation oder nationaler,<br />
rassischer oder politischer Verfolgung<br />
vorgenommen wurden“. Das angeführte<br />
Prinzip ging von der gemeinsam von den<br />
Alliierten am 5. Januar 1943 verabschiedeten<br />
243<br />
Kapitel VII<br />
Erklärung aus, die die Enteignungen in den<br />
vom Feind besetzten oder kontrollierten<br />
Gebieten betraf. Die Alliierten behielten<br />
sich darin das Recht vor, über die Gültigkeit<br />
der Vermögensüberführungen sowie über<br />
den Umgang mit dem Vermögen in den<br />
okkupierten oder vom Feind kontrollierten<br />
Gebieten zu entscheiden, und zwar<br />
einschließlich der „scheinbar“ legalen<br />
Transaktionsformen. Die<br />
tschechoslowakische Exilregierung beschloss<br />
schon am 17. Oktober 1941 den Erlass einer<br />
Regierungserklärung über die<br />
Vermögensübertragungen unter dem Druck der<br />
feindlichen Okkupation. Erst das Gesetz<br />
Nr. 128/1946 Sb. vom 16. Mai 1946 über die<br />
Ungültigkeit von bestimmten<br />
vermögensrechtlichen Rechtsgeschäften in<br />
der „Zeit der Unfreiheit“ brachte die<br />
endgültige Regelung der<br />
Nachkriegsrestitutionen.<br />
Das Vermögen von „staatlich<br />
unzuverlässigen Personen“ sollte für<br />
nachfolgende Konfiskationen,<br />
Verstaatlichungen oder Restitutionen unter<br />
die sog. Nationalverwaltung gestellt werden.<br />
Die Nationalverwaltung bedeutete eine<br />
Einschränkung in der Ausübung der<br />
Eigentümerrechte. Die Unternehmen und<br />
Vermögensbestände kamen unter staatliche<br />
Verwaltung, bei denen es „der kontinuierliche<br />
Fortgang der Produktion und des<br />
wirtschaftlichen Lebens erfordert, insbesondere<br />
in Betrieben, Unternehmen und<br />
Vermögensbeständen, die verlassen wurden, oder<br />
solchen, die sich in Besitz, unter der Verwaltung,<br />
in Miete oder in Pacht von staatlich<br />
unzuverlässigen Personen befinden“.Als<br />
„staatlich unzuverlässige Personen“ galten<br />
Personen deutscher oder ungarischer<br />
Nationalität sowie „Personen, die eine<br />
Tätigkeit entfalteten, die sich gegen die<br />
staatliche Souveränität, Selbständigkeit,<br />
Integrität, die demokratisch-republikanische<br />
Staatsform, die Sicherheit und Verteidigung der<br />
Tschechoslowakischen Republik richtete, die zu<br />
einer solchen Tätigkeit angestiftet haben oder<br />
andere Personen dazu zu verleiten suchten und<br />
vorsätzlich auf irgendeine Art und Weise die<br />
deutschen und ungarischen Okkupanten<br />
unterstützten“. Dabei handelte es sich<br />
beispielsweise um Mitglieder der<br />
tschechischen faschistischen Organisation<br />
Vlajka, der slowakischen Hlinka-Garde, der