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Bibliotheca Kamtschatica Kulturstiftung Sibirien - Siberian-studies.org

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sich der Fallen und zum Schießen der Bogen und Büchsen, welche letzteren sie durch<br />

den Handel mit den Russen in reichlicher Menge erhalten haben. Das wilde Rentier,<br />

das Bergschaf (Argali) und der Bär sind besonders erwünschte Beute, sonst wird<br />

aber noch jede Gattung von Pelztieren gejagt, um dafür Schieß-Material, Tabak, altes<br />

Eisen, kupferne Kessel, Nadeln und allerlei [9] Buntwerk zu erhandeln. Bei weitem<br />

ausgebildeter jedoch ist bei ihnen die Jagd auf Seetiere und die Fischerei. Zu diesem<br />

Behuf erbauen sie sich Fell-Boote (Baidaren), d. h. es wird ein in Bootform zusammengestelltes<br />

Holzgestell, dessen Verband einzig durch Riemen und Fischbein hergestellt<br />

ist, mit den behaarten Häuten von Seehunden über zogen, und zwar so, dass die raue<br />

Seite nach außen und der Strich der Haare nach hinten gekehrt ist. Die so konstruierten<br />

Baidaren sind unverdeckt, äußerst leicht, weshalb sie ohne große Mühe von Wenigen<br />

weit über Land getragen werden können, und zeichnen sich besonders durch<br />

rasche Bewegung auf dem Wasser aus: zwei sehr wichtige Eigen schaften, da einmal<br />

die Baidaren nach vollendeter Jagd weit aufs Trockene gebracht werden müssen,<br />

um nicht von den Wellen zertrümmert und von der in diesen Teilen des Ochotsker<br />

Meeres bis 20 Fuß hochsteigenden Flut erreicht zu werden, dann aber, da sie besonders<br />

zum Verfolgen der Seetiere bestimmt sind. Eine große Baidare wird von 9 bis 11<br />

Mann bestiegen, von denen 8 bis 10 rudern, während der Erfahrenste am Steuer steht.<br />

So werden oft tagelange Seereisen von ihnen aus geführt, teils weit ins Meer einen<br />

Walfisch verfolgend, teils an den Küsten hin, um zu fischen und Robben zu fangen.<br />

In diesem letzten Fall wird immer am Lande genächtigt, um das zarte Fahrzeug nicht<br />

an spitzigen Steinen zu zerreißen. Sollte aber ein Leck dennoch entstehen, so wird sogleich<br />

auf die geschick teste Weise das Loch mit rohem Fisch, den sie zu diesem Zweck<br />

immer mit sich führen, verstopft.<br />

Walfische, kleinere Cetaceen, worunter besonders der schöne weiße Delphinus<br />

leucas (Pall.) [die Bjeluga der Russen] und verschiedene Robbenarten [von diesen<br />

besonders Phoca ochotensis (Pall.) Акибъ; Ph. largha (Pall.) Ларга; Ph. nautica<br />

(Pall.) Лахтахъ geben den Jägern eine gute Beute ab. Die Robben werden entweder<br />

auf dem Ufer, den Steinen und Riffen des Meeres beschlichen und dann erschossen<br />

oder erschlagen, oder man fängt sie in starken, aus Riemen gefertigten Netzen<br />

in den Mündungen der Flüsse, wohin sie den Fischen nachziehen. Die Bjeluga, welche<br />

an der [10] Küste Kam tschatkas in ungeheurerer Mengen herumschweift und in<br />

jedem Flusse, in welchen die Flut des Meeres dringt, mit derselben aufsteigt, wird<br />

ebenfalls in solchen Riemen-Netzen gefangen, außerdem aber noch geschossen und<br />

harpuniert. Die Walfische endlich werden harpuniert oder durch Kugeln verwundet.<br />

Dieses Anschießen der Walfische ist eine auf ganz Kam tschatka verbreitete Jäger-<br />

Spekulation. Die Wunde des Tieres heilt nicht in dem salzigen Wasser des Meeres,<br />

sondern vergrößert sich rasch und ist in kurzer Zeit Ursache des Todes. Durch den<br />

nächsten Sturm wird das Tier ans Land geworfen und fällt den Jägern in die Hände.<br />

Diese Jagd ist wohl eine, welche am wenigsten Egoismus verrät, denn nur selten wird<br />

der Walfisch an derselben Küste, wo er die tödliche Kugel erhielt, ausgeworfen. Das

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