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Bibliotheca Kamtschatica Kulturstiftung Sibirien - Siberian-studies.org

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se Schalamainik-Dickichte sehr treffend abgebildet sind. Die wichtigsten Pflanzen,<br />

die diese Dickichte bilden, sind vor allen die Spiraea kamtschatica, der Schalamainik<br />

der Bewohner, mit ihren sehr großen, weichen, glanzlosen Blättern und einer langen<br />

Blütendolde, die aus kleinen weißlichen Blüten zusammengesetzt ist; ferner Senecio<br />

cannabifolius, von den Bewohnern Barannik genannt, weil das Kraut als Zutat beim<br />

Braten und Zubereiten des Fleisches vom wilden Schaf (Argali) der Speise einen angenehmen,<br />

aromatischen Beigeschmack geben soll. Die Blätter sind auch ziemlich<br />

groß und von eigentümlich dreieckiger Gestalt, die Blüten hellgelb und in Menge<br />

gedrängt an der Spitze des Stängels. Die Stängel beider werden nicht sehr dick, wogegen<br />

ihre außerordentliche Höhe absticht. Reiter, die durch dieses dichteste Pflanzengewirr<br />

hindurch reiten, werden vollständig versteckt und überdeckt. Hoch über dem<br />

Kopf sieht man die Blütendolden an der Spitze der langen, schlanken, sehr zerbrechlichen<br />

Stängel hinüberragen und zusammenschlagen. Zu diesen beiden wichtigsten<br />

Pflanzen der Dickichte tritt, fast immer vertreten, das Heracleum [85] dulce (Sslatkaja-Trawa)<br />

hinzu, weniger hoch als die beiden ersten, da die höchsten Blütenstängel<br />

mit ihren breiten, weißlichen Blütendolden wohl kaum mehr als 8–9 Fuß hoch<br />

werden. Dafür aber breiten sich die riesig großen, sehr stark ausgezackten Blätter<br />

seitlich nach allen Seiten sehr stark aus, und es nimmt jede Pflanze viel Raum ein. Im<br />

vorigen Jahrhundert spielte diese Pflanze im Haushalte Kam tschatkas eine Rolle, indem<br />

die süßlichen Stängel derselben zur Branntweinbrennerei Verwendung fanden.<br />

Obgleich nun diese drei Pflanzen überall, wo auf der ganzen Halbinsel diese häufig<br />

vorkommenden Dickichte sich finden, den Hauptstock der dichten Pflanzenanhäufung<br />

bilden, so treten doch, obschon örtlich, noch einige andere hinzu. So treten hier<br />

und da in Gemeinschaft mit den vorigen eine sehr lang werdende, nicht brennende<br />

Nessel, die hier wie Flachs und Hanf Verarbeitung findet, und die Cacalia hastata<br />

mit ihren schönen, großen Blättern auf. Selten mischen sich hinein, bei trockenem<br />

Terrain, Aconitum kamtschaticum mit seinen blauen Blumen, eine Artemisia, eine<br />

Pulmonaria und das bis 4 Fuß hoch werdende Epilobium angustifolium, bei nassem<br />

Boden auch eine blaublühende Iris. Das Epilobium (Kiprei) gehört auch wieder ganz<br />

in den kamtschatkischen Haushalt. Das Mark der Pflanze wird herausgeschabt, zu<br />

großen, flachen Kuchen zusammengestampft, an der Luft getrocknet und dann als<br />

eine Art Dessert zum Winter aufbewahrt. Der Kiprei ist dann von grünlicher Farbe<br />

und hat einen faden, süßlichen Geschmack.<br />

An den Rändern dieser schönen Wälder, wo die Bedingungen für das Gedeihen<br />

derselben wohl nicht mehr so fördernd sind, besonders an den Grenzen zu den Meeren<br />

oder nach der Erhebung zu den Gebirgen, nehmen die Birken bald an Schönheit<br />

und Größe ab und verlieren ihr [86] schmuckes Laubunterholz, welches nun immer<br />

mehr durch Zirbelgesträuch (Pinus Cembra pumila oder Marta) ersetzt wird. Nicht<br />

selten, und besonders weiter nach der Höhe zu und zum Meer, werden die Birkenwälder<br />

von einer ganzen Region von Zirbeln begrenzt, unter denen sich einzelne Gesträuche<br />

von Ebereschen und Bergerlen (Alnus incana) einstellen. Örtlich, besonders

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