Bibliotheca Kamtschatica Kulturstiftung Sibirien - Siberian-studies.org
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Das Walross und der Walfisch sind wohl die beiden einzigen Tiere des Polarmeeres,<br />
die an den Küsten Kam tschatkas gefunden werden, während der Narwal und der<br />
Eisbär hier niemals gesehen wurden, und wohl auch kaum südlich von der Bering-<br />
Straße vorkommen.<br />
Zu der Aufzählung der Landtiere übergehend, habe ich hier vorher noch die<br />
Seeotter, Lutra marina, zu nennen, die nur dem Ozean angehört und die Aleuten,<br />
die Kurilen, sowie die Ostküste Kam tschatkas vom Kap Lopatka bis Kap Kronozkij<br />
bewohnt, jedenfalls aber an der Küste Kam tschatkas nicht häufig zu sein scheint.<br />
Seetangreiche Riffe und Felspartien des Meeres scheinen von ihnen gern besucht zu<br />
werden. Am Kap Kronozkij sah ich eine kleine Schar Seeottern auf langen Fucus-<br />
Blättern, umgeben von Riffen und Steinen, sich in der Brandung wiegen. Mit Blitzesgeschwindigkeit<br />
tauchten die zierlichen, etwa 4 Fuß langen dunkelbraunschwarzen<br />
Tiere durch die Fucus-Massen auf und nieder. Scheu und vorsichtig blieben sie auf<br />
ihrem fast unnahbaren Standorte und verschwanden ganz, wenn man sich dennoch<br />
zu nähern versuchte. Die Seeotter (Morskoi bobr) liefert wohl unstreitig das schönste<br />
und kostbarste Pelzwerk, welchem höchstens nur der schwarze Fuchs gleichwertig<br />
sich gegenüberstellen kann. Auch diese Tiere scheinen stark in der [132] Abnahme<br />
zu sein und jetzt noch am häufigsten an den Aleuten vorzukommen. Steller fand an<br />
der Bering-Insel noch 1741 große Mengen von ihnen, deren Fleisch damals und in<br />
den folgenden Jahren häufig als Schiffsprovision mit der Rhytina zusammen gesalzen<br />
wurde.<br />
Die Lutra vulgaris (Flussotter), Wydra, gehört nicht zu den sehr häufigen Landtieren<br />
Kam tschatkas, kommt jedoch noch an vielen Flüssen vor. Das Fell wird nicht besonders<br />
geschätzt, jedoch von den Kaufleuten auch gern gekauft. Das Tier scheint von<br />
der europäischen Art nicht wesentlich verschieden zu sein und hat ganz dieselben<br />
Lebensgewohnheiten. Ebenso wenig häufig begegnet man dem Vielfraß (Gulo borealis<br />
– Rossomacha), wohl auch weil er ein nächtliches Tier und schon daher weniger<br />
sichtbar ist. Der Pelz hat nur ganz untergeordneten Wert und wird hauptsächlich von<br />
den Landesbewohnern selbst gebraucht. Von den Mustela-Arten ist die M. zibellina<br />
(Zobel) die häufigste und zugleich die allergeschätzteste. Die M. martes (Marder)<br />
ist die seltenste Art und die M. erminea (Hermelin – Gornostai) kommt nicht selten<br />
vor. Der Zobel ist jedenfalls das wertvollste Pelztier des Landes, einmal durch die<br />
Schönheit des sehr dunkelgefärbten und weichhaarigen Balgs und dann durch die<br />
Häufigkeit seines Vorkommens. Der kamtschatkische Zobel, sehr gern gesehen im<br />
Handel und von den Pelzhändlern gern gekauft, bringt dem Lande jährlich nicht<br />
unbedeutende Summen Geldes ein und ist bis zur Stunde noch eine reiche Quelle des<br />
Erwerbes für die Bewohner. Die Birkenwälder und Wiesen, der Lieblingsaufenthalt<br />
der Mäuse, sind auch der Tummelplatz der Zobel. Hier haben sie in hohlen Bäumen<br />
ihre geschützten Nester, hier sieht man sie auf die Bäume klettern und findet im<br />
Winter auf dem Schnee die zahlreichen Spuren dieses zierlichen kleinen [133] Raubtiers.<br />
Der Zobel scheint aber nicht animalische Nahrung allein zu suchen, sondern