Bibliotheca Kamtschatica Kulturstiftung Sibirien - Siberian-studies.org
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rer Stelle erwähnt habe. Schon bald nach den Zeiten Berings beginnen die Versuche<br />
mit dem Anbau der Cerealien (Gerste, Hafer, Roggen) und gehen bis zum heutigen<br />
Tage fort, leider aber immer mit den ungenügendsten Resultaten. Nur im kleinsten<br />
Maßstabe und wieder nur auf kleinen Plätzen in unmittelbarer Nähe der Häuser, also<br />
in den Gärten, sind genügende Ernten erzielt worden. Wo aber der Feldbau größere<br />
Ausdehnung gewinnen sollte, d. h. wo ausgebreitete Felder angelegt wurden, um<br />
womöglich den ganzen Bedarf des Landes an Brotfrucht zu decken, da waren die<br />
Ernten nur eine Ausnahme, während Misserfolge zur Regel wurden. Der Sache liegt<br />
eine Tatsache zugrunde, die von den Bewohnern des Landes schon lange erkannt<br />
ist, leider aber von den Befehlshabern nicht geglaubt wird, so dass nach wie vor die<br />
gehorsamen Leute hier auf Befehl ihre Äcker bestellen, dabei aber genau wissen, dass<br />
die Arbeit eine vollständig nutzlose ist. Unendlich viel Arbeit, Mühe und Geld sind<br />
hier vergeudet worden, welche anders verwandt dem Lande schon lange den größten<br />
und wirksamsten Vorteil gebracht hätten. Hätte man die große, schwere Arbeit<br />
der Ackerwirtschaft auf die Viehzucht, d. h. auf Ausbreitung und Verbesserung der<br />
Wiesen und Wälder verwandt, so hätte der Handel mit den Produkten dieser Viehzucht,<br />
vereint [105] mit den Errungenschaften der Fischerei und Jagd, schon lange<br />
das nötige Quantum an Brotfrüchten aus den Häfen des Stillen Ozeans herbeigeführt<br />
und noch ganz erhebliche Summen Geldes darüber. Man hätte längst aufgehört,<br />
für sehr teures Geld und mit den unerhörtesten Mühsalen und Gefahren Mehl<br />
aus Transbaikalien zu Lande Tausende von Werst weit zu schleppen. Die Tatsache<br />
aber, um die es sich hier handelt, ist eine höchst einfache, und Jedem, der das Land<br />
einigermaßen kennenlernt, in die Augen springende. Die Schneemassen, die in Kamtschatka<br />
jeden Winter fallen, von den überallher wehenden Winden herangetrieben,<br />
sind ganz ungewöhnlich groß. Nur langsam und allmählich werden im Frühling die<br />
Sonnenstrahlen Herr dieser Massen, so dass oft noch im Mai die Erde nicht ganz frei<br />
wird. Infolge dessen kann an eine Beackerung und Bestellung der Felder kaum vor<br />
Anfang des Juni gedacht werden. Hierdurch aber verkürzt sich die Vegetationsperiode<br />
so sehr, dass die Blütezeit, und besonders die Zeit der Reife des Getreides, schon<br />
in den Anfang des August gedrängt wird, in welcher Zeit die starken Nachtfröste<br />
unerbittlich eintreten und alles töten oder doch unbrauchbar machen. Dieses ist das<br />
ganze große Geheimnis. Man führt nun dagegen an, dass es doch Jahre gegeben hat,<br />
wo ganz gute oder doch sehr erträgliche Ernten v<strong>org</strong>ekommen sind, vergisst aber,<br />
dass diese besseren Ernten fast regelmäßig nur eintraten, wenn es starke vulkanische<br />
Eruptionen im Lande gab, und die großen Feuerschlünde das Land weit und breit mit<br />
Asche stark bestreuten. Die von der dunklen Asche bestreuten Schneemassen, stärker<br />
erwärmt durch die Sonnenstrahlen, wichen in solchen Jahren sehr viel rascher,<br />
die Beackerung konnte früher begonnen werden, und durch die längere Vegetationsperiode<br />
konnte das Getreide vor dem Eintreten der Fröste reifen! Sapienti sat!