Bibliotheca Kamtschatica Kulturstiftung Sibirien - Siberian-studies.org
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CARL VON DITMAR –<br />
EIN GEOLOGE AUS LIVLAND IN RUSSISCHEN DIENSTEN<br />
Erki Tammiksaar 1<br />
Mit dem vorliegenden Beitrag soll eine bedeutende Persönlichkeit Livlands v<strong>org</strong>estellt<br />
werden, und zwar der aus einer deutschen Familie stammende Geognost – heute<br />
würde man den Begriff Geologe verwenden – und Forschungsreisende Carl von<br />
Ditmar, der von 1851 bis 1855 auf der Halbinsel Kamčatka forschte. Über Ditmar hat<br />
bislang vornehmlich der Autor dieses Beitrages publiziert (Tammiksaar 1995, 2003,<br />
2008, 2010). Die hier v<strong>org</strong>elegte Neuausgabe von Ditmars Werken bot die Gelegenheit,<br />
Ditmar in diesem neu überarbeiteten und mit Ergänzungen versehenen Beitrag 2<br />
erstmals umfassender in deutscher Sprache zu würdigen.<br />
Biografie<br />
Woldemar Friedrich Carl von Ditmar war das einzige Kind aus der Ehe von Woldemar<br />
Friedrich Carl von Ditmar (1794–1826) mit Charlotte von Ditmar (geborene von<br />
Stackelberg, 1804–1880). Er kam im livländischen Gouvernement des Russischen Reiches<br />
in der Ortschaft Fennern (heute Vändra in Estland) am 27. August 1822 (julian.)<br />
bzw. dem 8. September 1822 (gregorian.) zur Welt.<br />
Carls Vater hatte von 1812 bis 1815 Philosophie und Recht an der Kaiserlichen Universität<br />
zu Dorpat (heute Tartu) studiert und vollendete von 1815 bis 1817 seine Ausbildung<br />
an den Universitäten in Königsberg (Dr. phil. 1815), Berlin und Heidelberg (Dr.<br />
jur. 1817). In der Zeit seines Deutschlandaufenthalts kam Woldemar von Ditmar in<br />
Kontakt mit damals bekannten Schriftstellern wie Jean Paul (Johann Paul Friedrich<br />
Richter), Elisabeth von der Recke und Christoph August Tiedge, die sein Weltbild<br />
beeinflussten (Schroeder 1893: 265). Nach Livland zurückgekehrt unterrichte Woldemar<br />
von Ditmar für ein Jahr an der Universität Dorpat (1818–1819) livländisches<br />
und römisches Recht sowie Strafrecht, danach zog er um nach Gut Alt-Fennern. Von<br />
1819 bis 1826 war Ditmars Vater als Assessor am Landgericht in Pernau (heute Pärnu)<br />
tätig und beschäftigte sich daneben auch mit dem Sammeln estnischer Folklore sowie<br />
deren Publikation sowohl in der Heimat als auch im Ausland (Pustoroslev 1902:<br />
1 Universität Tartu, Abteilung für Geografie; Estonian University of Life Sciences, Centre for<br />
Science Studies. Dieses Projekt wurde vom Estnischen Bildungsministerium (SF0180049s09)<br />
und der Estonian Science Foundation (ETF 7381) unterstützt.<br />
2 Übersetzung aus dem Russischen von Olaf und Marju Mertelsmann. Eine frühere russische<br />
Fassung dieses Beitrags erschien unter dem Titel “Karl Ditmar. Geolog iz Lifljandii na russkoj<br />
službe.” in Kasten (Hg.) 2010: 107–122. Die Transliteration folgt in diesem Beitrag mit Ausnahme<br />
gebräuchlicher Eigennamen den Duden-Regeln, Ortsnamen der damaligen amtlichen<br />
Bezeichnung, also Dorpat anstelle von Tartu.