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Bibliotheca Kamtschatica Kulturstiftung Sibirien - Siberian-studies.org

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sen, obgleich das Meeresufer hier schon wieder mehr sich hebt und felsiger wird. Er<br />

entspringt am Fuße der beiden gleichnamigen Vulkane und durchströmt kurz vor<br />

seiner Mündung einen kleinen Landsee, der keine Haffbildung ist. Nicht fern vom<br />

Ssemjatschik stürzt über mäßig hohes Felsufer ein dampfender, heißer Bach vom<br />

Kichpinytsch herkommend ins Meer. Noch weiter in wieder niedrigerem Uferlande<br />

mündet der Krodakyng, der einzige Abfluss des größten Landsees Kam tschatkas, des<br />

Kronozker Sees. Als bedeutender Wasserfall stürzt dieser Abfluss aus dem See und<br />

mündet nach kurzem Lauf, ohne ein Haff gebildet zu haben, ins Meer. Ringsum von<br />

hohen, zum Teil tätigen Vulkanen und schroffen Felsufern umgeben, soll dieser See<br />

sehr beträchtliche Tiefe haben, und es wird sein Durchmesser hier im Lande auf circa<br />

40 Werst geschätzt. Jedenfalls ist dieser kolossale, fast ganz runde See ein vulkanischer<br />

Einsturzkrater und wohl doppelt so groß wie die Awatscha-Bai, die im Durchmesser<br />

17 Werst hat. Gewaltige vulkanische Katastrophen haben bei der Bildung der<br />

großen Seen hier im Lande gewirkt, so hier beim Kronozker See, bei der Awatscha-<br />

Bai, dem Kurilischen See, den Awatscha-Quellseen und manchen anderen kleineren.<br />

Alle diese jetzt mit Wasser gefüllten Bassins sind von vielen hohen Vulkanen umgeben,<br />

die zu ihrem Aufbau riesige Massen aus dem Innern der Erde an die Oberfläche<br />

förderten, hierdurch Höhlungen in der Tiefe bildeten, deren Überdeckung der eigenen<br />

Schwere folgend zusammenstürzen musste und so diese tiefen, kraterartigen<br />

Seen bildete. Eine uralte, in dieser Hinsicht hochinteressante Sage unter den Kamtschadalen,<br />

wie schon Steller und Krascheninnikof sie erzählen, und wie sie noch<br />

jetzt im Lande ganz [67] bekannt ist, mag hier folgen, da sie diese Entstehungsweise<br />

der genannten Seen zu bestätigen scheint. »An der Stelle, die jetzt der Kronozker See<br />

einnimmt, habe früher der Vulkan Schiweljutsch gestanden. Diesem Vulkan sei sein<br />

Standort unliebsam geworden, und sei er daher, mit Hinterlassung des tiefen Bassins,<br />

des jetzigen Sees, nach seinem heutigen Standort ausgewandert. Ebenso habe der<br />

Alaïd-Vulkan (Kurilische Insel) früher seinen Standort an der Stelle des Kurilischen<br />

Sees gehabt, und auch dieser sei ausgewandert und zwar ins Meer, wo die mit einem<br />

Vulkan gekrönte kleine Insel Alaïd sich jetzt findet. Der große See bezeichnet auch<br />

hier den vom Vulkan verlassenen Ort. Dem Vulkan sei es aber nicht leicht gefallen,<br />

sein altes Heim zu verlassen und habe er daher sein Herz zurückgelassen«. Es ist der<br />

noch jetzt mitten aus dem See emporstarrende Lavafels, der immer noch den Namen<br />

Alaïdskaja-Pupka oder Sserdze-Kamenj trägt. Aus der Sage klingt es nur zu auffallend<br />

heraus, dass bei Erhebungen vulkanischer Massen in der Nähe entsprechende<br />

Einsenkungen erfolgt sein müssen. Vom Abfluss des Kronozker Sees kommen wir<br />

nun an das breite, bergige und felsige Vorland des Kap Kronozkij und damit wieder<br />

an ein Meeresufer, wo nur kleine, unbedeutende Gewässer als Gebirgsbäche dem<br />

Ozean zueilen. Erst nördlich vom genannten Vorlande gelangen wir an die bedeutend<br />

größere Tschasma, die vom kleinen Tolbatscha und dem Kisimen ihre Quellbäche<br />

sammelt und zwischen den Kaps Kronozkij und Podkamenj ins Meer fällt. Mit<br />

dem letzten Kap nähert man sich rasch dem beschriebenen Kam tschatka-Strom mit

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