Bibliotheca Kamtschatica Kulturstiftung Sibirien - Siberian-studies.org
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werfend, nach Norden und Osten. Schon 66 Jahre nach Jermak wird 1644 Nishne-<br />
Kolymsk gegründet; 118 Jahre nach Jermak wird 1696 Kam tschatka entdeckt, und<br />
206 Jahre nach diesem ersten Eroberungszuge haben die Abenteurer bereits den Ozean<br />
überschritten, die Aleuten-Inseln nach vielem Blutvergießen unterjocht und sich<br />
1796 in Sitcha auf amerikanischem Boden angesiedelt.<br />
In 200 Jahren hatte der russische Staat das ganze unermessliche <strong>Sibirien</strong> bis an<br />
den Ozean und bis an das Amur-Festland erworben, und zwar mit verhältnismäßig<br />
nur sehr geringen Opfern an Geld und Menschenleben. Aber das kolossale Land war<br />
wüste und leer, Private hatten sich bereichert, der Staat aber nur geringen Nutzen<br />
davongetragen, und bis zum heutigen Tage ist es noch Aufgabe der Regierung, das<br />
weite Land zu bevölkern, zu zivilisieren und nutzbar zu machen.<br />
Die obigen, in den ganz allgemeinsten Zügen gegebenen Daten über den Hergang<br />
der Eroberung <strong>Sibirien</strong>s sind der Geschichte <strong>Sibirien</strong>s von Johann Eberhard Fischer<br />
(St. Petersburg 1768, 2 Teile) entnommen. Die nun folgenden Mitteilungen beziehen<br />
sich speziell auf die Entdeckung und Annektierung Kam tschatkas, und ich folge<br />
hierbei als Hauptquelle Gerhard Friedrich Müller (Sammlung russischer Geschichte<br />
Band 1–9. St. Petersburg 1732–1764) und ferner den Werken: Stellers, Krascheninnikofs,<br />
Pallas und Coxes.<br />
Wie schon angeführt wurde das 1632 vom Kosaken [152] Beketow gegründete und<br />
durch eine Holzburg befestigte Jakutsk, nachdem die Züge nach Süden gegen die<br />
Grenzen Chinas immer mehr und mehr gehindert wurden, ein Hauptausgangspunkt<br />
für die Eroberungszüge nach Norden und Osten. 1633 erhoben sich die Jakuten unter<br />
ihrem tapferen Führer Mymok nochmals in Massen und belagerten die Burg mit<br />
großer Energie, wurden aber 1634 in offener Feldschlacht von dem Kosakenanführer<br />
Galkin geschlagen und verließen darauf in großer Anzahl ihre alten Wohnsitze bei<br />
Jakutsk, um an den Wilui, die Olekma und das Eismeer überzusiedeln.<br />
Mit dem Jahr 1636 hatte man begonnen, von Jakutsk aus die Lena stromabgehend<br />
das Eismeer zu befahren. Die Flüsse Jana, Indigirka, Alaseja und Kolyma wurden in<br />
rascher Folge bekannt und es erwachte nun auch die Lust, zu erfahren und zu entdecken,<br />
was für Flüsse noch östlich von der Kolyma strömen und die Völker daselbst<br />
zinsbar zu machen. Um zu diesen Zwecken an der Kolyma einen sicheren Ausgangspunkt<br />
zu gewinnen, hatte der Jakutsker Kosak Michail Staduchin 1644 den Ostrog<br />
Nishne-Kolymsk gegründet; hier sammelten sich die Unternehmer weiterer Entdeckungsreisen.<br />
1646 geschah die erste Fahrt nach Osten von der Kolyma. Eine Gesellschaft<br />
von Promyschlenniki unter Anführung des Isai Ignatief aus Mesen machte sich<br />
in an Ort und Stelle erbauten Fahrzeugen auf die Reise. Die See war voll Eis und nur<br />
in einer schmalen Wasserrinne am Ufer ging die Reise 48 Stunden ununterbrochen<br />
weiter nach Osten, wo die Promyschlenniki an einer Bucht Tschuk tschen fanden. Der<br />
Sprache unkundig und das Volk nicht kennend wagten sie keinen Verkehr, sondern<br />
legten nur ihre Waren ans Ufer. Die Tschuktschen wählten sich davon, was ihnen zusagte,<br />
und legten als Gegengabe [153] Walrosszähne und aus diesen gefertigte Gegen-