Bibliotheca Kamtschatica Kulturstiftung Sibirien - Siberian-studies.org
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in Aufruhr, die Häuptlinge Ewonta, mit seinem Sohne Ewulchut, sowie Alik und Tekiettog hätten<br />
sich erhoben, auch gehe die Kunde, der Mönch Flavian nebst Begleitung sei ermordet worden.<br />
Als nun dazu noch die Nachricht aus Oklansk kam, schickte er zwar sogleich den Offizier Peter<br />
Proschin mit 120 Mann den Oklanskern zur Hilfe, schrieb aber auch nach Ochotsk, dass man den<br />
Schutz der Länder am Ochotskischen Meere von dort aus bes<strong>org</strong>en müsse, da er nicht Mannschaften<br />
genug habe, um erfolgreich nach Norden und Süden Krieg führen zu können. Er hätte wohl<br />
alles bewältigen können, wenn er seine Kraft an die Korjaken gesetzt und die Tschuktschen so<br />
lange in Ruhe gelassen hätte, aber die Tschuktschen-Gefahr steckte damals allen nun einmal in den<br />
Gliedern, und so kam es, dass der im Jahre 1745 ausgebrochene Aufstand vier volle Jahre anhalten<br />
konnte, bis zum Jahre 1756, wo er endlich als beendet angesehen werden durfte. Ging Pawluzkij<br />
nicht selbst gegen die Korjaken, so hätte er wenigstens einen tüchtigen Mann hinschicken sollen,<br />
deren er ja manche hatte, er glaubte dieselben aber alle gegen die Tschuktschen nötig zu haben und<br />
übertrug die wichtige Aufgabe dem elenden Proschin, der trotz seiner 120 Mann keine entscheidenden<br />
Schritte wagte und somit die Korjaken nur noch übermütiger und siegessicherer machte.<br />
In Oklansk langte er erst Ende Februar an, als die unglückliche Besatzung sich schon längst [664]<br />
von Netzen, Riemen und Schuhsohlen nährte, dann ging er weiter, während die Korjaken stets<br />
langsam vor ihm zurückwichen. Schließlich fing er an mit ihnen zu unterhandeln und erhielt auch<br />
das Versprechen, dass sie wieder Jassak zahlen und die Waffen niederlegen wollten. Als er aber den<br />
Jassak verlangte, sagten sie, gegenwärtig könnten sie nicht zahlen, denn ihre Hände seien noch<br />
blutig vom Morde der Russen und das sei nach Erklärung ihrer Schamanen ein Unglückszeichen.<br />
Und mit dieser unglaublichen Antwort gab sich Proschin zufrieden und ging nach Anadyrsk zurück,<br />
nachdem er die Besatzung in Oklansk verstärkt hatte. Die Korjaken waren aber durch diesen<br />
Erfolg so ermuntert, dass sie jetzt überall hin Boten schickten und zum Aufstande aufforderten. Ihr<br />
Bote Tschingin sollte überall erklären, die Häuptlinge hätten sich erhoben, weil ein bei den Russen<br />
gefangen gewesener Korjake, der etwas russisch verstehe und aus der Gefangenschaft entlaufen sei,<br />
gehört habe, wie die Kosaken und ihre Geistlichen untereinander gesprochen hätten, es sei Befehl<br />
gekommen, alle Korjaken gefangen zu nehmen, gewaltsam zu taufen und ihnen dabei Weiber und<br />
Töchter abzunehmen. Als später, nachdem der Aufstand schon niedergeschlagen war, einige Korjakenführer<br />
zur Folter verurteilt wurden, gestanden sie, dass das gar nicht der Grund des Aufstandes<br />
gewesen sei, sie hätten aber allerdings diese Nachricht, die sie selbst erfunden, verbreiten lassen,<br />
um ihre Landsleute dadurch zu entflammen und zur Empörung zu bewegen. Jedenfalls gelang der<br />
Versuch, und sämtliche Stämme von Tauisk an bis zur Olutora erhoben die Waffen. Als Pawluzkij<br />
im August von seinem Tschuktschen-Feldzuge zurückkehrte, steckte er allerdings Proschin ins Gefängnis<br />
und ordnete eine Untersuchung an, aber das Unglück war doch schon geschehen und wurde<br />
in demselben [665] Jahre noch vergrößert durch den Fall von Oklansk. Dort hatte nämlich die<br />
kleine Besatzung, anstatt ruhig zu sitzen oder ihre Tätigkeit auf die nächste Umgegend der Festung<br />
zu beschränken, es sich beikommen lassen, allerhand Streifzüge zu unternehmen, wobei freilich<br />
den Korjaken mancher Schaden zugefügt wurde, aber schließlich war sie auf einen Haufen von 150<br />
Mann gestoßen, gegen den sie selbst sechzehn Mann stark v<strong>org</strong>ing. Dabei erlitt sie so bedeutende<br />
Verluste, dass der Befehlshaber beschloss, die Festung zu verlassen und sich mit den wenigen Menschen,<br />
die er noch hatte, nach Anadyrsk durchzuschlagen. Die Kanonen, die sie hatten, und das<br />
Pulver, das sie nicht mitnehmen konnten, vergruben sie und machten sich dann auf den Weg, der<br />
viele Monate dauerte, da sie sich überall vor den Korjaken verbergen mussten. Schließlich gelangten<br />
im März 1747 von allen nur vier ausgehungerte Gestalten in Anadyrsk an; Oklansk jedoch wurde<br />
von den Korjaken zerstört. Am 15. März 1747 fiel Pawluzkij nach heldenhafter Gegenwehr durch<br />
Verrat der Seinen in einem Gefecht gegen die Tschuktschen, und erst am 6. Dezember 1748 traf<br />
sein Nachfolger Kekeref in Anadyrsk ein. Dieser Befehlshaber schien endlich eingesehen zu haben,<br />
dass die Korjaken die gefährlicheren Feinde seien und kehrte sich daher mit seiner Macht zuerst<br />
gegen sie. Am 30. Januar 1749 brach er mit 236 Kosaken, 146 Korjaken und 88 Jukagiren gegen