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Bibliotheca Kamtschatica Kulturstiftung Sibirien - Siberian-studies.org

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nicht von ihnen erbeutet wurden, sondern weither durch Handel von den südlicher auf der Halbinsel<br />

wohnenden Kam tschadalen herrührten, so beschloss man natürlich auch diese sich dienstbar<br />

zu machen. Im genannten Jahre ging zuerst der Kosak Zarizyn nach Kam tschatka, ihm folgten<br />

andere und bestätigten die von ihm gebrachten [630] Nachrichten aber den Reichtum des Landes<br />

an kostbarem Pelzwerk. Als 1695 Wladimir Atlassof Kommandant von Anadyrsk wurde, schickte<br />

er im folgenden Jahre den Kosaken Luka Morosko mit 16 Mann nach Kam tschatka, um die Korjaken<br />

mit Jassak zu belegen. Das tat Morosko auch, hielt sich aber natürlich nicht für gebunden die<br />

Korjaken allein zu unterwerfen, sondern setzte seinen Weg fort unter die Kam tschadalen bis fast<br />

an den Fluss Kam tschatka. Sein Bericht interessierte Atlassof in so hohem Grade, dass dieser im<br />

Jahre 1697 selbst aufbrach, mit der Absicht, der russischen Herrschaft unter den Korjaken und den<br />

mit denselben stets verbundenen Kam tschadalen eine feste und sichere Grundlage zu geben. Bis<br />

dahin hatte man nämlich die Korjaken nur von Zeit zu Zeit heimgesucht und ihnen Jassak abgenommen,<br />

so viel sie geben wollten, es war das aber immer eine sehr unzuverlässige Sache. Atlassof<br />

erst wandte seine Aufmerksamkeit dem sehr wichtigen Umstande zu, dass sowohl die Korjaken als<br />

auch die Kam tschadalen, unähnlich allen anderen Stämmen des jakutskischen Gebiets, befestigte<br />

Stammesniederlassungen hatten, die sehr verteidigungsfähig waren. Es ist nicht recht ersichtlich,<br />

wie viele solcher Burgen existierten, aber mit großer Wahrscheinlichkeit kann man annehmen,<br />

dass jeder Häuptling, deren es unter ihnen eine große Anzahl gab, eine solche besaß und dort<br />

auch seinen ständigen Aufenthalt hatte. Häufig waren diese Burgen so gelegen, dass in der Nähe<br />

derselben sich auch Futterplätze für Rentiere befanden, notwendig war das aber nicht; das Volk im<br />

Großen und Ganzen lebte in Zelten oder an der Küste und den größeren, fischreichen Flüssen in<br />

festen Jurten, wie das noch heute seine Gewohnheit ist. Fest steht jedenfalls, dass die Korjaken eine<br />

bedeutende Anzahl von Burgen [631] am Ufer des Meeres, ja auf unzugänglichen Klippen desselben<br />

besaßen, die so fest waren und so gut verteidigt wurden, dass an ein Erstürmen derselben nicht<br />

gedacht werden konnte, und eine Bezwingung daher nur durch Hunger möglich war. Da kam es<br />

denn darauf an, wem die Lebensmittel im wüsten Lande eher ausgingen, den Belagerern oder den<br />

Belagerten. Durch ihre Kunst Burgen zu errichten, dieselben zu verteidigen und auch ihrerseits<br />

mit Erfolg zu belagern, unterscheiden sich die Korjaken und Kam tschadalen wesentlich von den<br />

Tschuktschen, die von dieser Art Kriegsführung nicht den mindesten Begriff haben. Das beeinflusste<br />

aber auch das V<strong>org</strong>ehen gegen die südlich vom Anadyr sitzenden Völkerschaften: einerseits<br />

waren sie fassbar, man konnte mit ihnen kämpfen und, da man den Vorteil der besseren Waffen<br />

hatte, sie auch besiegen. Aber die Feldzüge gegen sie erforderten große Anstrengungen und geordnete<br />

Kriegszucht: war letztere bei den Kosaken vorhanden, so waren ihre Unternehmungen stets<br />

siegreich, fehlte sie aber, wie das bei dem zügellosen Kriegsvolk häufig vorkam, so erlitten sie vom<br />

schlauen und hinterlistigen Feinde höchst empfindliche Niederlagen.<br />

Atlassof begann nun damit, dass er drei Hauptburgen Oklansk, Kamensk und Ustj-Talofsk mit<br />

festem Jassak belegte und sich darauf nach Süden wandte. Er hatte mit sich sechzig Kosaken und<br />

ebenso viel Jukagiren. Von diesen teilte er dem Morosko dreißig Mann zu und schickte ihn nach<br />

Osten zu den dortigen Burgen und namentlich zu der sehr bedeutenden Korjakenfestung Olutorsk,<br />

selbst aber ging er längs dem Ufer, auch dort die Burgen mit Jassak belegend. Am Tigil vereinigte<br />

er sich wieder mit Moroskos Abteilung und drang bis zum Flusse Kam tschatka vor, an dessen oberen<br />

Laufe er die Festung Werchne-Kamtschatsk [632] errichtete und eine Besatzung von fünfzehn<br />

Kosaken unter dem Befehl des Potap Sserjukof zurückließ. Gegen drei Jahre hielt sich Atlassof in<br />

Kam tschatka auf und zog endlich im Jahre 1700 nach Anadyrsk zurück. Dass er nicht umsonst gearbeitet<br />

hatte, dafür dient als Beweis, dass er für die Krone 3 200 Zobel, viele hundert Füchse, gegen<br />

hundert Seeotterfelle mitbrachte und außerdem noch für sich selbst eine Sammlung von 400 Zobeln<br />

anlegte. Wie treu aber die neuen Untertanen zur Festung Anadyrsk sich zu verhalten gedachten,<br />

beeilten sie sich sofort zu beweisen. Potap Sserjukof fand es nämlich nicht angenehm länger in<br />

Werchne-Kamtschatsk zu verbleiben, sondern machte sich, sobald er erfahren hatte, dass Atlassof

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