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Bibliotheca Kamtschatica Kulturstiftung Sibirien - Siberian-studies.org

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glückstrahlenden Gesichtern begrüßt. Überall ruft man sich in freudigster Erregung<br />

zu: Die Tschawytscha ist da! die Tschawytscha ist da! Gott sei Lob, nun zieht wieder<br />

Leben ins Land. Überall hört man die Frage: »Wer war der Glückliche, der den ersten<br />

Fisch gefangen?« und der betreffende Fischer wird mit Lob und Glückwünschen<br />

überhäuft. Die Tschawy tscha kommt zuerst nur in einzelnen Exemplaren heran und<br />

auch später nie in sehr dichten Scharen, sondern stets höchstens zu 4–6 zusammen;<br />

dieses geschieht aber ziemlich häufig hintereinander. Alle Flüsse des Ostufers von<br />

Kam tschatka, bis inklusive der Kam tschatka-Strom, sind nun bald von diesem Fisch<br />

besetzt, und auch einige der südlichsten Flüsse des Westufers werden von ihm heimgesucht,<br />

jedoch scheint er im Ochotskischen Meer selten und wird je weiter nach<br />

Norden immer seltener, bis er mit dem 55° gar nicht mehr vorkommt; ebenso wird<br />

er nördlich vom Kam tschatka-Strom [112] am Ostufer kaum noch gefunden. Die<br />

Tschawytscha ist demnach ein Fisch, der dem Ozean ganz besonders anzugehören<br />

scheint, höchstens bis zum Kam tschatka-Strom, in den er noch in großer Menge einsteigt,<br />

reicht und durch die Kurilen in die südlichen Teile des Ochotskischen Meeres<br />

zieht. An dem Nordufer dieses Meeres, bei Ochotsk, Ishiginsk, fehlt sie ganz und gar.<br />

Nun folgen noch im Mai, in rascher Folge, zuweilen sogar zusammen und untermischt,<br />

die bei Weitem kleineren Lachse, die die Länge von 2–2 1/2 Fuß kaum übersteigen:<br />

Die Krassnaja (Salmo Lycaodon), auch im Lande Ksiwutsch und Arabutsch,<br />

in Ochotsk und Ishiginsk Nerka genannt; dann der Chaiko (Salmo lagocephalus) in<br />

Ochotsk und Ishiginsk Keta genannt, bei dem der Oberkiefer kürzer ist als der Unterkiefer,<br />

welcher mit großen Hakenzähnen besetzt ist; darauf die Gorbuscha (Salmo<br />

proteus), die als gerader Fisch aus dem Meere kommt, aber durch die Anstrengung<br />

beim Stromaufziehen gleich hinter dem Kopf eine bucklige Erhöhung des Rückens<br />

erhält. Diese drei Lachse ziehen fast den ganzen Sommer hindurch in die Flüsse, jedenfalls<br />

im Juni und Juli; endlich folgt noch der letzte der fünf, der Kisutsch (Salmo<br />

sanguinolentus), dessen Zugzeit schon am Ende des Juli zu beginnen pflegt und bis<br />

zum Ende des August andauert; bei diesem Fisch greift der Oberkiefer hoch gewölbt<br />

über den Unterkiefer. Auch dieser Lachs reicht nicht so weit nach Norden wie die drei<br />

vorhergenannten, denn im Ozean geht er wohl auch nur bis in den Kam tschatka-<br />

Strom, und im Westen, im Ochotskischen Meer, wird er wohl ebenfalls die Grenzen<br />

der Tschawytscha einhalten. In Ishiginsk ist der Fisch ganz unbekannt. In allen Landesteilen,<br />

in welchen er die Gewässer bevölkert, gehört er zu den wichtigsten in der<br />

kam tschadalischen Hauswirtschaft, erstens weil seine Anzahl eine ganz ungeheuer<br />

[113] große ist, dann aber auch, weil er bis sehr spät in den Herbst noch lebend in<br />

den Flüssen anzutreffen ist. Die Lachse streben immer weiter ins Land hinein und<br />

erheben sich dabei bis in die höchst gelegenen Bäche und Seen, wo man an offenen<br />

Stellen, wenn auch sehr ausnahmsweise, noch kurz vor Weihnachten lebende Fische<br />

fangen kann. Man kann nicht selten die Fische in seichten Bächen der höheren Gebirge<br />

treffen, wo sie schon ganz erschöpft, die halben Köpfe über Wasser, auf dem<br />

Kies der Bachsohlen sich weiter stromauf zu schieben versuchen.

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