Bibliotheca Kamtschatica Kulturstiftung Sibirien - Siberian-studies.org
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202<br />
Schestakofs bekannt geworden ist. Indessen scheint es mir doch nötig, hier auf einen<br />
Umstand aufmerksam zu machen, den ich daselbst unerwähnt lasse, dass nämlich<br />
die alten Überlieferungen der Tschuwanzen eine Schlacht gegen die Tschuktschen<br />
entschieden in Abrede stellen und dagegen behaupten, Schestakof habe seinen Tod<br />
im Kampfe gegen aufständische Korjaken gefunden, da die Tschuktschen durchaus<br />
nicht so weit nach Westen vorzudringen pflegten und es auch nicht könnten, weil sie<br />
dazu das ganze Gebiet der ihnen höchst feindlichen Korjaken hätten vorher durchziehen<br />
müssen. Das ist allerdings begründet, und sind die Tschuktschen von dieser<br />
Heldentat vollständig freizusprechen, so dass man, wenn man den unglücklichen<br />
Fall ausnimmt, der dem tapferen Pawluzkij durch Verrat seiner eigenen Leute das<br />
Leben kostete, nicht eine einzige Schlappe der Russen seitens der Tschuktschen in<br />
den Berichten verzeichnet findet.<br />
Jetzt aber haben auch die Korjaken schon längst alle [285] kriegerischen Gedanken<br />
aufgegeben und beschäftigen sich als nomadisierende ausschließlich mit Rentierzucht,<br />
als sitzende aber hier am äußersten Winkel des Ochotskischen Meeres außer<br />
Fisch- und Robbenfang noch sehr erfolgreich mit der Schmiedekunst, in welcher sie<br />
mit den primitivsten Werkzeugen höchst anerkennenswerte Dinge leisten. Ihr Werkzeug<br />
besteht in einem kleinen Blasebalg, der auf der Erde, in einer Grube liegend, von<br />
einem Arbeiter getreten wird, während der Meister selbst mit einigen Hammern und<br />
sonstigen höchst einfachen Geräten, in derselben Grube stehend, auf einem Stein,<br />
als Amboss, sein Eisen bearbeitet. Vorherrschend werden angefertigt Lanzenspitzen<br />
und allerhand Messer von verschiedenen Formen, wie sie von Tschuktschen und<br />
sonstigen Bewohnern jener Gegenden gebraucht werden; auch Ketten zum Anbinden<br />
der Hunde werden vielfach geschmiedet. An der Schestakofka konnte ich nichts<br />
Derartiges erhalten, da der Wirt selbst nicht Schmied war, mir auch riet, lieber in<br />
Kuél oder in Paren nachzufragen, wo sich die geschicktesten Schmiede befänden.<br />
Wohl aber konnte er mir einige Sachen zeigen, die von Korjaken-Schmieden angefertigt<br />
waren. Es wird natürlich nur Eisen verarbeitet, da sie die Kunst des Stahlens<br />
nicht kennen. Dafür aber pflegen sie das Eisen der Messerklingen sehr lange und sehr<br />
energisch in halbkaltem Zustande zu hämmern, ganz wie es die Jakuten tun. Durch<br />
diese Operation nimmt das Eisen einen sehr guten Schliff an, so dass die Messer<br />
haarscharf schneiden, fast nie schartig werden und sehr leicht wieder angeschärft<br />
werden können. Das können die Jakuten auch; aber sie verstehen es nicht, ihren Arbeiten<br />
die hübschen Verzierungen zu geben, wie das die Korjaken mit Messing und<br />
Kupfer zu tun pflegen. In das Eisen werden tiefe Linien in hübscher Verschränkung<br />
eingehauen, [286] diese mit Kupfer und Messing verhämmert und dann abgeputzt, so<br />
dass die Ware ein sehr hübsches Ansehen gewinnt. Auch setzen sie sehr kunstreiche<br />
Messergriffe unter Benutzung von Fischbein und Bergschafhorn zusammen, die bei<br />
den Tschuktschen sehr beliebt sind. Kurz, es ist eine rege Tätigkeit, deren Erzeugnisse<br />
bis zum Anui und bis zu den Kergaulen gehen und teilweise lieber genommen<br />
werden als die verstahlten Waren der Russen und Engländer, weil letztere nicht nur