Bibliotheca Kamtschatica Kulturstiftung Sibirien - Siberian-studies.org
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und hier nur vom Kinkil und Pallan bis südlich nach Itscha, sonst aber nirgend in<br />
ganz Kam tschatka. Jede Pflanze setzt nur eine einzige Wurzelknolle an, die etwa<br />
1/2 bis 1 Zoll im Durchmesser erreicht, rundlich, etwas länglich abgeplattet ist. Das<br />
Fleisch ist gelblich, mehlig, von konzentrisch-schaliger Textur; der Geschmack angenehm<br />
süßlich, kastanienähnlich. Jährlich treibt die Knolle einen Stängel hervor, der<br />
im Herbst wieder abstirbt. Die Kemtschiga wird sehr häufig in dem Bau der Sammelmäuse<br />
gefunden und diesem entnommen. Die Bewohner schätzen sie sehr hoch und<br />
setzen sie ihren Gästen als eine besonders gute Speise vor. Leider hatten auch meine<br />
Nachforschungen nur sehr dürftige Resultate, obgleich ich die Knollen oft gegessen<br />
und auch versucht habe, sie zu konservieren und im Peterpaulshafen zu kultivieren,<br />
welches letztere mir aber nicht gelungen ist.<br />
Endlich habe ich noch unter den waldlosen Ebenen des Landes der eigentlichen<br />
Wiesen zu gedenken. Überall im Lande treten dieselben in Begleitung der Wälder,<br />
insbesondere der schönen Birkenwälder, auf. Bald die Wälder durchkreuzend, bald<br />
dieselben in breiten Gürteln umgebend, ziehen diese herrlichen, blütenreichen Grasfluren<br />
oft viele Werst weit dahin. Gleich anmutig und lieblich haben diese Wiesen mit<br />
den schönen Birkenwäldern in der Hauptsache denselben reichen Pflanzenschmuck.<br />
Bald treten die höheren [96] Bäume mehr zurück, werden undichter im Bestand, und<br />
nun breitet sich die flache Wiese mehr aus; oder umgekehrt – die Zahl der Bäume mit<br />
ihren Unterhölzern nimmt zu, und die Wiese verwächst wieder zum Birkenwalde.<br />
So bald dichter, bald mehr eben werdend verschwimmen die Birkenwälder und Wiesen<br />
ineinander, in fortwährenden Übergängen zu und ineinander. Überall erheben<br />
sich über den dichten, üppigen und hohen Teppich schöne Gräser und Stängel bunt<br />
blühender Pflanzen, das Ganze belebend (Geranium, Epilobium, Thalictrum, Delphinium,<br />
Aconitum, Artemisia, Achillaea, Cypripedium (Kuckucksschuh), Pulmonaria,<br />
Polygonum, Potentilla, Viola, Veronica und zahlreiche Fritillarien und Lilien). Ebenso<br />
treten aus dem Walde in die Wiesen hinüber die schönsten Unterholzgesträuche mit<br />
ihren dichten Laube, ihren Blüten und Früchten und schmücken als Solitärpflanzen<br />
oder sich zierlich gruppierend parkartig die grüne Fläche. Es wären besonders<br />
hervorzuheben zwei Rosenarten, die eine mit kleiner runder Frucht, die andere mit<br />
großen, plattgedrückten Hagebutten; die schöne Lonicera coerulea und eine andere<br />
Lonicera mit kleinen roten Beeren, Crataegus, Straucheberesche mit großen, länglichen<br />
Beeren und Tschernotalnik (Weide mit großen, rundlichen, dunklen Blättern).<br />
Wo die Wiese feuchter wird, finden sich nicht selten die hohen Staudengewächse der<br />
Schalamainik-Gruppe ein (Spiraea kamtschatica, Senecio und meist solitär das Heracleum<br />
dulce in mächtigen, üppigen Büschen). Dagegen wechselt der Charakter dieser<br />
Grasflächen, wo dieselben in die höheren Täler und in die Gebirge eintreten. Hier<br />
zeigt sich der alpine Charakter, die Gräser werden kürzer und überdecken sich mit<br />
den zierlichsten Blüten der Bergflora, den großen Argali-Herden die schönsten Weideplätze<br />
bietend (Gentiana, Clematis, Primula, [97] Anemone, Poa, Aster, Myosotis,<br />
Carex, Silene, Saxifraga, Geum, Orchis, Arabis, Salix arctica, Rhododendron, Allium