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Bibliotheca Kamtschatica Kulturstiftung Sibirien - Siberian-studies.org

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fige Erscheinung ist. Von Ishiginsk bis Lopatka und wiederum von Lopatka bis hoch<br />

nach Norden steigt diese Phoca weit in die Flüsse den Zugfischen nach. Im Tigil-Fluss<br />

geht sie über 30 Werst ins Land hinauf und im Kam tschatka-Fluss sind noch 300<br />

Werst von der Mündung stromauf diese Seehunde erlegt worden. Dieser große, hellgefärbte<br />

Seehund spielt eine nicht unwichtige Rolle im Haushalt der Kam tschadalen,<br />

und Fett und Fleisch findet vielfache Verwendung. Die jungen Tiere, Mojez genannt,<br />

werden besonders geschätzt. Die Phoca ochotensis (Akiba) klein, schmutzig weiß;<br />

Pho ca largha (Largha, Tschornaja), auch klein, dunkelgefärbt; Phoca canina (Nerpa)<br />

auch bunt; Ph. albigena (Golaja Nerpa) – sind besonders im Ochotskischen Meer und<br />

also an der Westküste Kam tschatkas zu Hause. Dagegen kommt die Ph. dorsata nur<br />

an der Nordostküste der Halbinsel (Olutora bis zum Anadyr) vor, und endlich die<br />

Otaria Stelleri (Ssiwutsch), der Seelöwe, [130] findet sich auf den Kurilen und dann<br />

nach Norden an der Ostküste Kam tschatkas bis zur Mündung des Kam tschatka-<br />

Flusses und dem Kap Kam tschatka. Hier bevölkert der Seelöwe die Riffe an den Kaps<br />

oft in sehr großen Herden, so dass man den Chor ihres Gebrülls schon aus weiter<br />

Ferne hört. An der Küste Kam tschatkas bei dem Ochotskischen Meere scheint der<br />

Seelöwe nicht vorzukommen, höchstens noch an der südlichsten, Lopatka zunächst<br />

gelegenen, wo es noch felsige Ufer mit Riffen gibt. Weiter nach Norden folgen flache<br />

Ufer, die das Tier zu meiden scheint. Die häufigste aller Phoca-Arten ist aber jedenfalls<br />

die Ph. nautica.<br />

Das Walross (Trichechus rosmarus) kommt nach Süden höchstens bis Kap Kronozkij<br />

(55° N. Br.) vor. Es fehlt dem Ochotskischen Meer ganz, ebenso den Kurilen<br />

und den südlichen Ufern Kam tschatkas am Stillen Ozean. Am Kap Kronozkij, also<br />

am südlichsten Punkt seiner Verbreitung, sah ich 1852 eine Herde von über 200 Tieren<br />

zusammen auf einer niedrigen Uferfelsplatte, wohin die Walrosse zur Flutzeit<br />

gekommen waren und wo sie nun während der Ebbezeit sich sonnten. Wie mit halbflüssigem<br />

Tran gefüllte, unförmige Schläuche lagen die kolossalen Körper in unbehilflichster<br />

Lage im Trockenen. Jede Bewegung, auch die geringste, war ihnen schwer,<br />

und nur mit der äußersten Anstrengung waren sie imstande, bei starkem Reibungsgeräusch<br />

ihre schweren Körper die wenigen Schritt über die Felsplatte bis zum Meer<br />

weiter zu schieben. Dafür aber, ins Wasser gekommen, schwammen, tauchten und<br />

überschlugen sie sich mit einer Raschheit und Gewandtheit, die erstaunlich war. Mit<br />

betäubendem Gebrüll und Schnaufen starrten die Tiere uns mit ihren gelb lichen Augen<br />

an und hoben ihre langen Hauzähne empor. Einige schienen Lust zu haben, die<br />

höchstens 1/2 Fuß über Wasser liegende Felsplatte wieder zu erklettern, [131] was ihnen<br />

aber nicht gelang, wobei sie aber die Zähne nie gebrauchten, im Gegen teil diese vor<br />

jeder Berührung mit dem harten Gestein durchaus zu hüten schienen. Dass das Walross<br />

seine Zähne als Angriffswaffe gebraucht, erschien mir aus seinem ganzen Benehmen<br />

und der Art und Weise seiner Bewegungen wenigstens zweifelhaft. Nur auf<br />

ein paar Schritt Entfernung schossen wir auf die Tiere, jedoch ohne eins zu töten, und<br />

konnten daher die in fürchterliche Wut geratenen Ungeheuer sehr gut beobachten.

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