Bibliotheca Kamtschatica Kulturstiftung Sibirien - Siberian-studies.org
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am Westufer untergeordnet und in ganz besonders ausgesetzten Örtlichkeiten vorkommt.<br />
Im Kam tschatka-Tal sowie in der Umgegend des Peterpaulshafens habe ich<br />
nirgends gefrorenen Boden beobachten können.<br />
Von ausgesprochen vorherrschenden Windrichtungen oder von einer entschiedenen<br />
Periodizität derselben kann in Kam tschatka wohl kaum die Rede sein, wohl aber<br />
ist es auffallend, dass die Winde aus nördlicher Richtung die selteneren sind, wenigstens<br />
für die südlichen und mittleren Teile des Landes. Die heftigsten Winde, die nur<br />
zu oft zu wirklichen Stürmen werden, wehen zumeist aus SW. und SO. und treiben<br />
dann schwere Wolkenmassen heran, die Sommer und Winter kolossale Regen- und<br />
Schneemengen über das Land schütten. Das Mittelgebirge zieht gleichsam wie ein<br />
hoher Schirm mitten durch die Halbinsel, pariert und fängt die heranziehenden<br />
Wolken mit ihren Niederschlägen von beiden Seiten auf, so dass die mehr westlichen<br />
Winde dem Osten des Landes heitere Witterung bringen, dagegen dem Westufer den<br />
dort so sehr gefürchteten Kurilischen Wind mit seinen großen Regen- und Schneemassen.<br />
Ebenso bringt der Südostwind dem Ostufer die stärksten Niederschläge,<br />
während das Westufer trockene Tage hat. Die starken Winde und Stürme, die aus<br />
südwestlicher und südöstlicher Richtung über die weiten Oberflächen der großen<br />
Meere dahinbrausen, führen dem Lande enorme Feuchtigkeitsmengen zu, die als riesige<br />
Stratenwolken an das Gebirge anprallen und sich entladen, während auf der entgegengesetzten<br />
Gebirgsseite [76] nur kleine Haufenwolken durchbrechen und dann<br />
meist in höheren Luftschichten vereinzelt, ohne Niederschläge zu geben, über das<br />
Land dahineilen.<br />
Gewitter scheinen im Ganzen eine sehr seltene Erscheinung zu sein. Während<br />
meines Aufenthaltes in Kam tschatka habe ich nur ein einziges in Ishiginsk und ein<br />
paar im mittleren Teil des Landes erlebt, jedes Mal nur schwach und von kurzer Dauer.<br />
Ebenso scheinen im Sommer Hagelschläge fast gar nicht vorzukommen, während<br />
Graupenfälle mit Regen gemischt, besonders im Frühling und Herbst, häufiger beobachtet<br />
werden. Obgleich es im Sommer wohl mehr Regentage als trockene gibt,<br />
so ist doch die fallende Wassermenge nicht so auffallend, da die überall vorhandene<br />
starke Abdachung den Abfluss sehr begünstigt. Nur an dem oft plötzlichen und starken<br />
Anschwellen der zahlreichen Gebirgsbäche kann man die Größe der Niederschläge<br />
beobachten. Anders ist es im Winter mit dem Schneefall, wo die gefallenen<br />
Niederschläge auch liegen bleiben und sich zu kolossalen Massen anhäufen. Der bei<br />
stillem Wetter oder bei mäßigem Winde fallende Schnee ist, falls die Luftströmung<br />
aus südlicher Richtung kommt, zumeist durch die lauere Luft durchaus feucht und<br />
fällt in großen Flocken. Es bilden sich dann 3–5 Zoll starke neue Schichten, die bei<br />
dem nächsten Frost zusammenfrieren und so, indem Schicht auf Schicht sich legt,<br />
viele Fuß mächtige Schneelager, das ganze Land überdeckend, bilden. Fällt aber der<br />
Schnee mit starkem Winde, ja mit Sturm, so entstehen die gefürchteten Schneestürme<br />
(Purga), welche kolossale Schneemassen vor sich hertreiben und bergehoch an<br />
geeigneten Orten anhäufen. So kommt es vor, dass nach an Schneestürmen reichen