Mit Herz und Humor - Damit sie Leben in Fülle haben
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<strong>und</strong> zwar unmittelbar, nachdem jener sich verlesen hatte <strong>und</strong> noch bevor der Zusammenhang<br />
des Satzes ergab, dass das gelesene Wort nicht stimmen konnte.<br />
Er hatte also den Bericht klar im Gedächtnis, hörte das Gelesene mit <strong>und</strong> …erledigte<br />
se<strong>in</strong>e Post.<br />
Die <strong>in</strong>nere Sammlung <strong>und</strong> Konzentrationskraft trat vor allem <strong>in</strong> Pater Kentenichs<br />
Redetätigkeit oder bei Diktaten hervor. Reden <strong>und</strong> Predigten hielt er immer frei,<br />
ohne vorliegendes Konzept. Oft waren <strong>sie</strong> ausgedehnt, der Gedankengang folgte<br />
freien <strong>und</strong> spontanen Assoziationen. Dann überraschte es immer wieder, dass<br />
der Redner se<strong>in</strong>e Disposition, die sich bei Tagungen <strong>und</strong> Exerzitien über viele Vorträge<br />
h<strong>in</strong> erstreckte, eigentlich nie verlor. Er konnte zwar meist die angekündigte<br />
Gliederung nicht bis zum Ende ausführen; präsent aber blieb <strong>sie</strong>.<br />
Bei Diktaten geschah Ähnliches. In größeren Abhandlungen konnte e<strong>in</strong> Unterpunkt<br />
der Gliederung durch viele Zitate <strong>und</strong> Ausfaltungen vom nächsten über<br />
Dutzende von Seiten entfernt se<strong>in</strong>. Dann aber tauchte er wieder auf. Auch wenn<br />
Pater Kentenich im Diktat unterbrochen wurde, konnte er, nachdem er sich ganz<br />
der Ursache der Unterbrechung – e<strong>in</strong> Telefonanruf, e<strong>in</strong>e Verabredung, e<strong>in</strong>e Mahlzeit<br />
– zugewandt hatte, das Diktat an der Stelle fortsetzen, an der es unterbrochen<br />
worden war. Es ist nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass sich solche Fähigkeiten <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Umgebung bew<strong>und</strong>ernd herumsprachen…<strong>und</strong> deshalb bei kritischen Geistern<br />
die Frage hervorriefen, ob denn wirklich alles so stimme oder ob der Gründer<br />
nicht ungebührlich ideali<strong>sie</strong>rt werde. In den sechziger Jahren bekam Pater Kentenich<br />
e<strong>in</strong> Diktiergerät geschenkt. Er ließ es sich erklären <strong>und</strong> begann auch, es zu<br />
gebrauchen. E<strong>in</strong>es Tages versagte das Gerät. Es nahm nicht mehr auf. Pater Kentenich<br />
bat e<strong>in</strong>en jungen Mann, doch e<strong>in</strong>mal nach dem Gerät zu sehen. Der Defekt<br />
war unerheblich <strong>und</strong> konnte schnell behoben werden. Zur Probe, ob das Gerät<br />
– jetzt wirklich wieder aufnähme, bat der Reparateur Pater Kentenich, etwas<br />
<strong>in</strong>s Mikrophon zu sprechen. ,Ja, was soll ich jetzt so geschw<strong>in</strong>d sagen”, fragte jener<br />
scherzhaft. Frech, wie der junge Mann war, me<strong>in</strong>te er: „Herr Pater, Sie können<br />
doch e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> dem Diktat fortfahren, das auf dem Band angefangen ist.” Der<br />
Angesprochene spürte sofort den lauernden Unterton <strong>und</strong> nahm die Herausforderung<br />
an. Er bat den letzten Satz vom Band noch e<strong>in</strong>mal hören zu dürfen, besann<br />
sich dann ganz kurz <strong>und</strong> setzte das Diktat fort.<br />
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