Mit Herz und Humor - Damit sie Leben in Fülle haben
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Es war e<strong>in</strong>e bekannte Methode der Gestapo im Dritten Reich, Angeklagte <strong>und</strong><br />
Verhaftete dadurch zu zermürben, dass e<strong>in</strong> Verhör auf e<strong>in</strong>e bestimmte Zeit angesagt<br />
wurde, dann aber erst St<strong>und</strong>en später stattfand, währenddessen sich das<br />
„Opfer” im Ungewissen befand.<br />
So geschah es auch mit Pater Kentenich, als er von der Gestapo <strong>in</strong> Koblenz auf<br />
den 20. September 1941 zu ihrer Zentrale „im Vogelsang”, e<strong>in</strong>er Nebenstraße <strong>in</strong><br />
der Nähe des Rhe<strong>in</strong>s, bestellt wurde.<br />
Pater Kentenich rechnete konkret damit, von dort nicht mehr so schnell zurückzukommen.<br />
Er zog se<strong>in</strong>en „allerältesten Habit” an <strong>und</strong> steckte sich das Heftchen<br />
„Von den Herrlichkeiten Mariens”, e<strong>in</strong>e Herausgabe der 1. <strong>und</strong> 2. Gründungsurk<strong>und</strong>e<br />
Schönstatts, <strong>in</strong> die Tasche. Jedwede Begleitung lehnte er ab. Da er nicht<br />
genau wußte, wo sich das Gestapogebäude befand, mußte er e<strong>in</strong>e Frau auf der<br />
Straße danach fragen. Erschrocken gab die Frau Auskunft. Zur bestellten St<strong>und</strong>e<br />
um 8 Uhr morgens fand sich Pater Kentenich „im Vogelsang” e<strong>in</strong>. Es geschah den<br />
ganzen Vormittag nichts. Das Verhör begann um 13 Uhr.<br />
Später wurde Pater Kentenich gefragt, wie es denn gewesen sei, als er so lange<br />
warten mußte <strong>und</strong> was er da getan habe. Se<strong>in</strong>e Antwort: „Ich war so müde von<br />
der vielen Arbeit der vorhergehenden Tage. Da habe ich e<strong>in</strong>fach da unten <strong>in</strong> dem<br />
Wartezimmer gedusselt ‚ne Zeitlang.”<br />
Die Konzentrationslager waren – ganz gleich ob Vernichtungs- oder Arbeitslager<br />
– e<strong>in</strong>e Art Haft, die bewußt darauf ausgerichtet war, den Menschen zu zerstören;<br />
entweder physisch oder psychisch. Den dort gefangenen „Untermenschen” wurde<br />
auf vielfältige Weise beigebracht, dass <strong>sie</strong> ke<strong>in</strong>en Wert <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e Würde besaßen.<br />
Deshalb hatten <strong>sie</strong> ke<strong>in</strong> Recht, waren der Willkür ausgesetzt.<br />
Besonders drastisch wurde dies den Häftl<strong>in</strong>gen gleich bei ihrer Ankunft im Lager<br />
e<strong>in</strong>geprägt. Nicht nur, dass <strong>sie</strong> <strong>in</strong> Sträfl<strong>in</strong>gskleidung zu gehen hatten, kahl geschoren<br />
wurden, ihren Namen verloren <strong>und</strong> nur noch e<strong>in</strong>e Nummer waren. Prügeleien,<br />
Schreiereien <strong>und</strong> Spott, allerlei Schabernack, den die aufnehmenden Pos-<br />
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