Mit Herz und Humor - Damit sie Leben in Fülle haben
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Es gab wenige Ausnahmen. Zu ihnen gehörte e<strong>in</strong> junger Kaplan, dem der Vater<br />
sehr früh gestorben war. In der „Hölle von Dachau” bat jener Kaplan Pater Kentenich,<br />
er möge doch zu ihm „Du” sagen. Und Pater Kentenich g<strong>in</strong>g auf die Bitte<br />
e<strong>in</strong>. Der Bittsteller war Kaplan He<strong>in</strong>z D. Zusammen mit Pater F. war er der vertrauteste<br />
<strong>Mit</strong>arbeiter Pater Kentenichs im Konzentrationslager. Er führte e<strong>in</strong>e der<br />
beiden Führergruppen, die sich im Lager gebildet hatten. Auf ganz ungewöhnliche,<br />
wahrhaft providentielle Weise hatte er während e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>satzes <strong>in</strong> der Besoldungsstelle<br />
der SS se<strong>in</strong>en Füllfederhalter zurükkbekommen <strong>und</strong> stand so Pater<br />
Kentenich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er freien Zeit als Schreiber zur Verfügung. Nun wohnten zwar<br />
beide im Priesterblock 26, aber doch zeitweise nicht <strong>in</strong> derselben Stube. Pater<br />
Kentenich konnte zur Stube 4 gehören, Kaplan D. zur Stube 3.<br />
Nun stelle man sich das Gewimmel von Menschen während der arbeitsfreien Zeit<br />
vor! Stuben, die für 50 Mann gebaut waren, wurden zeitweise von 200 Mann<br />
<strong>und</strong> mehr bewohnt. Im Schlafsaal gab es nichts wie dreistöckige Bettgestelle –<br />
wobei <strong>in</strong> drei Betten fünf Mann schliefen – <strong>und</strong> kaum schulterbreite Gänge dazwischen.<br />
Im Aufenthaltsraum wurde <strong>in</strong> Schichten gegessen. Jeder Hocker dort<br />
hatte mehreren _ Häftl<strong>in</strong>gen zu dienen. Wollte man zu e<strong>in</strong>em Häftl<strong>in</strong>g, der vielleicht<br />
im Schlafsaal auf se<strong>in</strong>em Bett saß, dann mußte man sich buchstäblich an<br />
Dutzenden von Häftl<strong>in</strong>gen vorbeizwängen, um zu ihm zu gelangen. Pater Kentenich<br />
wäre deshalb auf der Suche nach se<strong>in</strong>em Schreiber jedesmal vielen <strong>Mit</strong>brüdern<br />
zur Last gefallen. Er wählte e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>facheren Weg. An der Außenseite des<br />
Blockes entlanggehend, konnte er zu den Fenstern der ebenerdig gebauten Baracke<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>schauen <strong>und</strong> rufen. Um aber auch so nicht immer die Aufmerksamkeit<br />
aller auf sich <strong>und</strong> den Kaplan He<strong>in</strong>z D. zu lenken, vermied er den Namen des<br />
Gesuchten. So tauchte häufi g an e<strong>in</strong>em der Fenster der Stube 3 e<strong>in</strong> Kopf auf<br />
<strong>und</strong> zischte: „nz!” Der Zischlaut blieb im Stimmengewirr der Stube nahezu unbemerkt,<br />
war aber<br />
Nachdem die Paketsperre im Oktober 1942 aufgehoben worden war, bildete sich<br />
um Pater Kentenich e<strong>in</strong>e Eßgeme<strong>in</strong>schaft von Schönstättern – scherzhaft „Spatzenle<strong>in</strong>e”<br />
genannt -, unter der regelmäßig geteilt wurde, was – vor allem für Pater<br />
Kentenich – an Eßwaren <strong>in</strong>s Lager kam. Auch andere Häftl<strong>in</strong>ge erhielten Unterstützung<br />
bei Pater Kentenich; bei x besonderen Anlässen oder <strong>in</strong> großen Not-<br />
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