Mit Herz und Humor - Damit sie Leben in Fülle haben
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Pr<strong>in</strong>z” solle täglich zur selben St<strong>und</strong>e kommen <strong>und</strong> sich jedesmal e<strong>in</strong> wenig näher<br />
zu ihm setzen. Diese Regel hat sich <strong>in</strong> der folgenden Begebenheit bestätigt.<br />
Zum regelmäßigen <strong>Leben</strong>srhythmus Pater Kentenichs <strong>in</strong> Milwaukee gehörte der<br />
tägliche Spaziergang; wenn möglich zur selben Zeit, alle<strong>in</strong> oder mit Begleitung.<br />
Gewöhnlich spazierte Pater Kentenich <strong>in</strong> dem schön angelegten <strong>und</strong> ganz von<br />
hohen Bäumen überschatteten „Calvary cemetery”, dem Friedhof, der auf der anderen<br />
Straßenseite der Bluemo<strong>und</strong> Road lag, se<strong>in</strong>er Wohnung genau gegenüber.<br />
Dennoch konnte es ab <strong>und</strong> zu geschehen, dass er die Route se<strong>in</strong>es Spaziergangs<br />
änderte. So geschah es im Februar des Jahres 1962. Der Spaziergang verlief auf<br />
dem freien Gelände vor dem Heiligtum zwischen Bluemo<strong>und</strong> Road <strong>und</strong> Wiscons<strong>in</strong><br />
Avenue. Zur Zeit des Spaziergangs kamen durch das Gelände mehrere K<strong>in</strong>der<br />
– <strong>in</strong> Gruppen <strong>und</strong> alle<strong>in</strong> – auf ihrem Schulweg. <strong>Mit</strong> der typischen Kurzform des<br />
amerikanischen Grußes: „Hi, Father” huschten <strong>sie</strong> vorbei. <strong>Mit</strong> e<strong>in</strong>em länger gezogenen<br />
„hi” antwortete jedesmal der Ehrfurcht gebietende Priester mit dem langen,<br />
weißen Bart.<br />
Zur selben Zeit tauchte auch immer e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Mädchen auf <strong>in</strong> rotem Mäntelchen,<br />
mit roter Mütze, großen Augen <strong>und</strong> schmalem Gesicht. Als es zum ersten<br />
Mal die würdige Gestalt des Paters langsam auf sich zukommen sah, stutzte es,<br />
verließ den Weg <strong>und</strong> machte über den Rasen e<strong>in</strong>en großen Bogen um die Spaziergänger.<br />
„Die Kle<strong>in</strong>e hat Angst”, me<strong>in</strong>te Pater Kentenich zu se<strong>in</strong>em Begleiter, setzte<br />
jedoch ruhig se<strong>in</strong>en Weg fort. Am nächsten Tag ergab sich dieselbe Konstellation,<br />
mit dem Unterschied, dass das Mädchen ohne Zögern anf<strong>in</strong>g, ihren Bogen<br />
zu schlagen. Bevor <strong>sie</strong> aber aus se<strong>in</strong>em Gesichtsfeld verschw<strong>und</strong>en war, w<strong>in</strong>kte<br />
Pater Kentenich ihr zu, rief „hi”, ließ <strong>sie</strong> dann aber ihres Weges gehen.<br />
Die Szene wiederholte sich am nächsten Tag, allerd<strong>in</strong>gs wiederum mit e<strong>in</strong>em Unterschied:<br />
der Bogen des Mädchens war deutlich kle<strong>in</strong>er geworden; <strong>und</strong> am Tag<br />
darauf sogar noch kle<strong>in</strong>er. „Morgen wird <strong>sie</strong> mir die Hand geben”, kommentierte<br />
Pater Kentenich die langsame Annäherung. Als das Mädchen tags darauf wieder<br />
<strong>in</strong> Sichtweite kam, blieb er stehen <strong>und</strong> ließ <strong>sie</strong> herankommen. „Hi”, grüßte er<br />
<strong>und</strong> streckte ihr se<strong>in</strong>e Hände entgegen zum Gruß. Die Kle<strong>in</strong>e blieb stehen, schaute<br />
den Pater groß an, nahm jedoch die dargebotene Hand nicht. Die Frage nach<br />
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