Mit Herz und Humor - Damit sie Leben in Fülle haben
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oft lehrte, „Spiegel der Seele”.<br />
Bei ke<strong>in</strong>er anderen Handlung konnte e<strong>in</strong> Beobachter das so sehr erleben wie bei<br />
der Feier der heiligen Messe: Die liturgischen Gesten vollzog Pater Kentenich so<br />
ruhig <strong>und</strong> doch wiederum so flüssig, so gleichbleibend <strong>und</strong> doch gar nicht mechanisch<br />
oder gar theatralisch, dass <strong>sie</strong> vor allem den E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>er großen Sammlung<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es seelischen Geschehens vermittelten, dessen äußerer Gestus <strong>sie</strong><br />
waren.<br />
Dieses Verhältnis von Andacht <strong>und</strong> Ausdruck konnte zu Situationen führen, die<br />
äußerst komisch gewirkt hätten, wären nicht auch <strong>sie</strong> wieder auf Gr<strong>und</strong> des geistigen<br />
Geschehens be<strong>in</strong>ahe selbstverständlich gewesen.<br />
So vollzog sich die Opferung <strong>in</strong> dem sparsamen, aber ganz gesammelten Gestus<br />
der Darbr<strong>in</strong>gung von Brot <strong>und</strong> We<strong>in</strong>. Darauf folgte die kurze Verneigung mit dem<br />
zusammenfassenden Aufopferungsgebet <strong>und</strong> die Wendung nach rechts zur Händewaschung.<br />
Pater Kentenich hielt dem M<strong>in</strong>istranten dabei ganz kurz Daumen<br />
<strong>und</strong> Zeigef<strong>in</strong>ger beider Hände h<strong>in</strong> .<strong>und</strong> tupfte <strong>sie</strong> dann auf dem bereitgehaltenen<br />
Tüchle<strong>in</strong> nur ab. Verspätete sich nun der M<strong>in</strong>istrant mit Abstellen des We<strong>in</strong>kännchens<br />
<strong>und</strong> Bereitmachen der Geräte für die Händewaschung, dann konnte<br />
es geschehen, dass Pater Kentenich, ganz <strong>in</strong> Andacht versunken, zur rechten Altarseite<br />
kam, se<strong>in</strong>e Hände für das „Lavabo” ausstreckte, die Geste des Abtupfens<br />
e machte – <strong>in</strong> die Luft – <strong>und</strong> schon wieder <strong>in</strong> der <strong>Mit</strong>te des Altares <strong>und</strong> auf dem<br />
Weg zum „Orate fratres” war, bevor der M<strong>in</strong>istrant mit dem Wasser ankam.<br />
Man wird sich kaum w<strong>und</strong>ern, dass bei solcher Andacht <strong>und</strong> Sammlung im liturgischen<br />
Vollzug die Erneuerung der Liturgie <strong>und</strong> der Rubriken durch das Zweite<br />
Vatikanische Konzil bei Pater Kentenich zuerst eher störend wirkte. Bei ihm mußte<br />
die durch die Vere<strong>in</strong>fachung bed<strong>in</strong>gte Änderung der Formen – im Gegensatz<br />
zur Intention der Kirche <strong>und</strong> der Erfahrung der Gläubigen – zuerst e<strong>in</strong>mal vom eigentlichen<br />
Geschehen ablenken. Als deshalb die liturgische Reform <strong>in</strong> Kraft gesetzt<br />
wurde – es war während se<strong>in</strong>es Aufenthaltes <strong>in</strong> – Milwaukee – zeigte Pater<br />
Kentenich die Tendenz, weiterh<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Messe wie bisher <strong>in</strong> Late<strong>in</strong> zu feiern. Er<br />
erfuhr aber bald, dass jemand daran Anstoß nahm. Daraufh<strong>in</strong> entschloß er sich,<br />
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