Empfehlungen des Kulturkonvents Sachsen-Anhalt
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29. Kulturtourismus und Marketing<br />
Bestandsaufnahme<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> ist das Kernland deutscher Geschichte<br />
und verfügt aus allen Epochen über herausragende kulturhistorische<br />
Orte. Mit vier UNESCO-Weltkulturerbestätten<br />
verzeichnet <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> die höchste Anzahl in der<br />
Bun<strong>des</strong>republik Deutschland. Der kulturelle Reichtum ist<br />
ein wichtiger Ausgangspunkt für den Kulturtourismus,<br />
der steigende Zuwachszahlen aufweist. Unter dem Begriff<br />
Kulturtourismus werden all jene Reisen definiert, die<br />
kulturelle Aktivitäten als Reiseanlass haben. Je nach Interessenschwerpunkt<br />
oder konkretem Anlass gehören dazu<br />
Kunst-, Event-, Architekturreisen oder religiöse Motive,<br />
aber auch Studien- und Sprachreisen. Die Hauptmotive<br />
<strong>des</strong> kulturorientierten Städtetourismus sind demnach das<br />
Stadterlebnis (Ort und Bauwerke), die Stadtbesichtigung<br />
und der Besuch von Kunst- und Kultureinrichtungen (Museen,<br />
Ausstellungen) bzw. Kulturveranstaltungen. Kulturtourismus<br />
setzt das bestehende Angebot in Wert, stellt<br />
Verknüpfungen her, um Reiseanlässe zu vermarkten und<br />
schafft immer neue Events, um über Lan<strong>des</strong>ausstellungen,<br />
verbindende Veranstaltungsreihen oder Jubiläen Aufmerksamkeit<br />
zu erzeugen. Dabei wird eine Vielzahl kultureller<br />
Angebote auch durch ehrenamtliches Engagement<br />
vorgehalten. Für das Vorhalten touristischer Angebote im<br />
ländlichen Raum sind Heimat- und Brauchtumspflege mit<br />
regionalen und lokalen Bezügen wichtige Bestandteile.<br />
Das Land <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> hat in den frühen 90er Jahren<br />
begonnen, mit einem Markenbildungsprozess und einer<br />
Themenbündelung den überproportional reichen historischen<br />
Bestand <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> zu konzentrieren und vermarktbar<br />
aufzubereiten. Dabei hat man sich von Schwerpunktthemen,<br />
Alleinstellungsmerkmalen und Einzigartigkeiten<br />
leiten lassen. Der Prozess kann als nachhaltig eingestuft<br />
werden, da weder überdimensionierte kostspielige Kunstwelten<br />
geschaffen worden sind, noch ressourcenverzehrende<br />
Highlights geplant wurden. Das Land hat, bedingt<br />
durch die Fülle <strong>des</strong> vorhandenen Kultur-, Kunst- und Geschichtsfundus,<br />
zur Themenbündelung gegriffen.<br />
Prägend ist die Straße der Romanik, die aus etwa 900 romanischen<br />
Baudenkmalen 80 zu einer Kulturreiseroute<br />
vereint hat. Die 80 Objekte wurden einem qualitativen<br />
Ranking unterzogen, entsprechend der örtlichen Voraussetzungen.<br />
Schulungsangebote, Erfahrungsaustausche,<br />
Fachexkursionen und öffentliche Anerkennung haben ein<br />
Netzwerk entstehen lassen, das mit unterschiedlich professionalisierten<br />
Strukturen arbeitet. Mit der organisatorischen<br />
Verknüpfung über einen transnationalen Verein<br />
ist die Koordinierungsstelle im Lan<strong>des</strong>tourismusverband<br />
bemüht, europäische Bekanntheit und ausländische Besu-<br />
che zu forcieren. Für das Marketing zeichnet sich die IMG,<br />
Investitions- und Marketing <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> GmbH verantwortlich.<br />
Ein gemeinsam geführter Fachbeirat dient<br />
der permanenten Analyse der Entwicklung <strong>des</strong> Themas,<br />
Abstimmung von Marketingmaßnahmen und Definition<br />
von Verstärkerthemen. 1,62 Mio. gezählte Besucher haben<br />
die Straße der Romanik 2011 besucht, dabei waren<br />
ca. 0,2 Mio. durch die Lan<strong>des</strong>ausstellung der Naumburger<br />
Meister initiiert. Eine weitere Markensäule wurde 2006<br />
zur historischen Garten- und Parklandschaft marktgerecht<br />
platziert. Die bun<strong>des</strong>weit und international entwickelte<br />
Zuwendung zur Gartenthematik hat ein zukunftsfähiges<br />
Netzwerk Gartenträume aus über 40 Einzelstandorten<br />
entstehen lassen, die über einen dafür gegründeten<br />
Verein koordiniert und betreut werden. Das Thema Gartenlandschaft<br />
haben auch viele andere Bun<strong>des</strong>länder in<br />
ihrem Marketing vorangestellt, allerdings in unterschiedlicher<br />
qualitativer Aufbereitung. Der Gartenträume e.V.<br />
promotet die Veranstaltungen in Netzwerkorten über einen<br />
Veranstaltungskalender und Eventorganisation. Eine<br />
Besucherzählung kann nur punktuell oder geschätzt vorgenommen<br />
werden. Je nach Angebot am Standort birgt<br />
das Gartenthema saisonal ein hohes Potenzial an wirtschaftlichen<br />
Erträgen.<br />
Himmelswege ist ein regional verankertes Kulturreiseprodukt<br />
im Saale-Unstrut-Gebiet, angelehnt an den<br />
Fund- und Ausstellungsort der Himmelsscheibe von Nebra.<br />
Ergänzt wird mit dem Sonnenobservatorium Goseck<br />
und der Dolmengöttin von Langeneichstädt. Da das Land<br />
einen überaus reichen Bestand archäologisch attraktiver<br />
Fundsituationen beherbergt, taugt das Thema zur Ausweitung.<br />
Allerdings sind die Folgekosten für Präsentation<br />
und Inszenierung zu beachten. Das Sonnenobservatorium<br />
und der Neubau für die Himmelsscheibenpräsentation<br />
sind in ihrer Langzeiteffizienz noch nicht bestätigt. In die<br />
genannten Themen sind Museen eingebunden, die einen<br />
großen Teil der Substanz eines Projektes beherbergen.<br />
Die stärkere Vernetzung mit und qualitative Aufwertung<br />
von Museen könnte den Bestand in der gegenwärtigen<br />
Dichte sichern helfen. Eine Profilierung hilft, die Bekanntheit<br />
zu stärken. Lan<strong>des</strong>ausstellungen sind willkommene<br />
Verstärkerthemen im Kulturtourismus und werden erfolgreich<br />
konzipiert.<br />
Weitere kulturtouristische Themen sind Mitteldeutsche Barockmusik,<br />
die durchaus mit einen USP (Unic selling position)<br />
zu versehen ist. Die reiche Musiklandschaft wird durch Ensembles<br />
und originale und originelle Spielstätten aufgewertet.<br />
Musikpflege ist ein attraktiver und für den Kulturtourismus<br />
weiter aufzuschließender Zweig der Kulturwirtschaft.<br />
Dabei ist einzuschätzen, dass nicht mehr Veranstaltungen<br />
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