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Empfehlungen des Kulturkonvents Sachsen-Anhalt

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Finanzierung der Theater und Orchester<br />

Die Finanzierung der Theater und Orchester wird durch<br />

den Abschluss mehrjähriger Verträge <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> mit<br />

den Rechtsträgern, also den Kommunen, gesichert.<br />

Die Theaterverträge für den Zeitraum 2009-2012 wurden<br />

um ein Jahr bis zum 31.12.2013 („Adapterjahr“)<br />

verlängert. Die Förderung ist an Zielvereinbarungen<br />

geknüpft, zum Beispiel zu erreichende Zuschauerzahlen.<br />

Der Betrag, mit dem das Land die Theater fördert,<br />

liegt unter 50 % <strong>des</strong> jeweiligen Gesamtbudgets. 49<br />

Die Förderung der Theater und Orchester durch das Land<br />

bezieht sich ausdrücklich auf eine Unterstützung als kommunale<br />

und regionale Theater und Orchester. Bei der Förderung<br />

handelt es sich um eine Festbetragsfinanzierung,<br />

die nicht dynamisch ist. Das bedeutet, Lohn- und Preissteigerungen<br />

werden nicht berücksichtigt. Im Laufe der Jahre<br />

entstehende Mehrkosten müssen durch die Kommunen<br />

und die Theater selbst erbracht werden. Viele Häuser haben<br />

Haustarifverträge abgeschlossen, die eine untertarifliche<br />

Bezahlung aller Mitarbeiter zur Folge haben.<br />

Die Einkommensverluste, die durch einen Ausgleich mit<br />

verkürzten Arbeitszeiten und zusätzlichen freien Tagen<br />

kompensiert werden, liegen bei den betroffenen Beschäftigten<br />

bei bis zu 33 % ihres Gehalts,. Diese freien Tage<br />

wirken sich negativ auf die Arbeitsfähigkeit der Theater<br />

aus, weil Produktionszeiten verkürzt werden müssen und<br />

somit die Gefahr besteht, dass das künstlerische Ergebnis<br />

geschmälert wird. Durch erhöhte Schließzeiten ergeben<br />

sich Einnahmenverluste. In <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> arbeiten derzeit<br />

folgende Theater und Orchester mit Haustarifverträgen:<br />

die Theater, Oper und Orchester GmbH Halle, die<br />

Lan<strong>des</strong>bühne <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> Lutherstadt Eisleben, das<br />

<strong>Anhalt</strong>isches Theater Dessau, das Nordharzer Städtebundtheater,<br />

die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie Schönebeck<br />

sowie das Philharmonisches Kammerorchester<br />

Wernigerode. Seit 1990 wurden zwei Mehrspartenhäuser<br />

(Theater Zeitz 2003, Lan<strong>des</strong>theater Wittenberg, 2002) 50<br />

mit ca. 200 Mitarbeitern geschlossen. Lediglich das Theater<br />

und Puppentheater Magdeburg, das Theater der<br />

Altmark und das Theater Naumburg bezahlen nach Flächentarif.<br />

Sponsoring und Mäzenatentum spielen bei der Finanzierung<br />

öffentlicher Theater in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> eine untergeordnete<br />

Rolle. Dies hat mehrerlei Gründe. In <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

existieren kaum Unternehmen, die sponsoringfähig<br />

und -willig sind. Wenn überhaupt gefördert wird, dann<br />

erhalten nicht-staatliche und nicht-kommunale Einrichtungen<br />

den Vorzug. Die öffentlichen Theater und Orchester<br />

erhalten allenfalls Zuwendungen bei außergewöhnlichen<br />

Ereignissen und Projekten. Entscheidend ist, dass<br />

der eigentliche Geschäftsbetrieb durch Sponsoring nicht<br />

finanziert wird und nicht finanziert werden kann.<br />

Die folgende Kurzanalyse basiert auf den von den Theatern<br />

und Orchestern erhobenen und dem Kultusministerium<br />

zugearbeiteten Daten. Sie enthält keine Aussagen<br />

zum kulturellen und künstlerischen Stellenwert der Einrichtungen,<br />

sondern konzentriert sich allein auf die vergleichenden<br />

Eckwerte (Stand 31.12.2010). In <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

existieren derzeit acht Theater und zwei Orchester,<br />

die vom Land mit 36.253.500 EUR pro Jahr (Stand 2012) in<br />

Form von Betriebskostenzuschüssen gefördert werden. 66<br />

Das größte Theater- und Opernhaus befindet sich in der<br />

Stadt Halle/Saale (Einwohner: 233.705, 31.12.2012). Die<br />

Bühnen Halle; Oper/Ballett, Staatskapelle (Fusion 2006<br />

von Philharmonischem Staatsorchester und Orchester <strong>des</strong><br />

Opernhauses Halle), Neues Theater, Puppentheater und<br />

Thalia Theater (Aufgabe der Spielstätte in der Kardinal-<br />

Albrecht-Straße zum Ende der Spielzeit 2011/12) wurden<br />

zu Theater, Oper und Orchester GmbH Halle (seit<br />

1.1.2009/2010) vereinigt. Die Mitarbeiter sind in Haustarifen<br />

bis 2014 – 2016 mit einem Gehaltsverzicht von<br />

10 % beschäftigt. Das Ensemble <strong>des</strong> Thalia Theaters soll<br />

als eigenständige Sparte bestehen bleiben und für seine<br />

Arbeit die anderen Spielstätten der TOO nutzen. Die TOO<br />

unterhält regionale Kooperationen zu den Lan<strong>des</strong>bühnen<br />

Eisleben, dem Goethe-Theater Bad Lauchstädt, dem Theater<br />

der Altmark und zu den Händel-Festspielen in Halle.<br />

Die TOO hat ein Gesamtbudget von 38.083.725 EUR, den<br />

höchsten Etat aller Theater und Orchester in <strong>Sachsen</strong>-<br />

<strong>Anhalt</strong>. Das Land fördert mit 11.902.400 EUR, was einem<br />

Anteil von 33,15 % entspricht. Die TOO hat derzeit 492<br />

(+ fünf Auszubildende) Beschäftigte, die in Haustarifverträgen<br />

bis 2016 beschäftigt sind. Seit 1991 wurden<br />

ca. 33,3% <strong>des</strong> Personals durch strukturelle Veränderungen<br />

(Fusionen, Anpassungen etc.) abgebaut. In der Spielzeit<br />

2011/12 gab es 1.974 Veranstaltungen (97 Gastspiele), die<br />

278.622 Besucher erreichten. Dies entspricht einer Erreichung<br />

der Zielvorgabe (300.000) von 92,4 %. Die TOO hat<br />

Einnahmen in Höhe von 3.053.191 Euro, das entspricht<br />

7,49 % (Stand 31.12.2010) und stellt die niedrigste Quote<br />

im Land dar.<br />

Die Bühnen der Stadt Magdeburg, bestehend aus Theater<br />

der Lan<strong>des</strong>hauptstadt Magdeburg und Puppentheater,<br />

befinden sich beide in der Lan<strong>des</strong>hauptstadt (Einwohner:<br />

232.364, 31.12.2012). Das Theater Magdeburg mit Oper,<br />

Ballett, Schauspiel, Kinder- und Jugendtheater sowie das<br />

Puppentheater Magdeburg sind kommunale Eigenbetrie-<br />

49 Das <strong>Anhalt</strong>ische Theater Dessau erhält insgesamt 53,7 %, inkl. <strong>des</strong> Zusatzvertrages Theater der Region, der zu 100 % vom Land getragen wird. Der<br />

Zuschuss der Lan<strong>des</strong>mittel beläuft sich auf 50 % <strong>des</strong> Gesamtbudgets.<br />

50 Das Theater Bernburg fusionierte bereits 1989/90 mit dem Theater Wittenberg und wurde seit 1990 an zwei Standorten betrieben.<br />

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