Empfehlungen des Kulturkonvents Sachsen-Anhalt
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war dabei, weder zu schwarz zu malen, noch alles durch<br />
die sprichwörtliche rosa-rote Brille zu sehen. <strong>Sachsen</strong>-<br />
<strong>Anhalt</strong> hat ein beeindrucken<strong>des</strong> kulturelles Erbe, es ist<br />
das Kernland der Reformation und ein Land, das für die<br />
deutsche Geistesgeschichte bedeutende Orte aufweist.<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> hat eine spannende Industriegeschichte,<br />
die weit in die Moderne wirkt. Hier arbeiteten Anfang <strong>des</strong><br />
20. Jahrhunderts die Innovatoren von Bau- und Städteplanung<br />
und fand das Bauhaus hier seine Heimstatt.<br />
Gelingt es dieses Erbe sichtbar zu machen? Ist <strong>Sachsen</strong>-<br />
<strong>Anhalt</strong> für Touristen wirklich spannend und reizvoll, wenn<br />
es sich als das Land der Frühaufsteher verkauft? Was heißt<br />
es, Kernland der Reformation zu sein, ein Bun<strong>des</strong>land, auf<br />
das die ganze Welt beim Reformationsjubiläum 2017 blicken<br />
wird, aber die wenigsten Kirchenmitglieder in der<br />
Bun<strong>des</strong>republik aufweist und in weiten Gebieten als religionsfern<br />
bezeichnet werden kann? Und immer wieder<br />
die Frage: Welche Wirkung hat es, wenn unter Moderne<br />
vor allem das Bauhaus und seine Einflüsse verstanden<br />
werden, aber die zeitgenössischen Künste keine tragende<br />
Rolle spielen? Im Kulturkonvent wurde immer wieder diese<br />
Frage aufgeworfen: Für wen wird Kultur vorgehalten?<br />
Wer sind die Nutzer der Kultureinrichtungen? Geht es<br />
in erster Linie darum, Kultur als Attraktion für Touristen<br />
bereit zu halten oder sind es die Menschen vor Ort, die<br />
Kultureinrichtungen besuchen und für deren Diskurs sie<br />
da sind?<br />
Alle diese Fragen wurden im Konvent immer wieder hinund<br />
hergewendet. Eindeutige Antworten gab es nicht,<br />
konnte es auch nicht geben. Denn Lan<strong>des</strong>kulturpolitik<br />
muss mehr im Blick haben: die kulturelle Grundversorgung<br />
der Menschen vor Ort und die Bewahrung <strong>des</strong> kulturellen<br />
Erbes. Dabei gilt es, stets auch zu verdeutlichen,<br />
welche gegenwärtige Bedeutung das kulturelle Erbe entfalten<br />
kann.<br />
Über der gesamten Debatte schwebte drohend das Damoklesschwert<br />
„demografischer Wandel“. <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
wird in den nächsten Jahren weiter an Bevölkerung<br />
verlieren und zwar nicht mehr aufgrund von massiver<br />
Abwanderung, sondern weil weniger Menschen in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
leben, die Kinder haben können. Sich damit<br />
auseinanderzusetzen, ist gerade für Menschen schwer, die<br />
in einer Zeit geboren wurden, als viele Kinder die Straßen,<br />
die Schulen und die Einrichtungen der kulturellen<br />
Bildung bevölkerten. Die älteren Menschen werden, dieser<br />
Logik folgend, einen deutlich größeren Anteil in der<br />
Bevölkerung einnehmen. Dieser Befund lässt aber weder<br />
den Schluss zu, nun nicht mehr in die Arbeit mit jungen<br />
Menschen investieren zu müssen, noch dass das Kulturangebot<br />
massiv zurückgefahren werden müssen. Es musste<br />
aber von dem Traum Abschied genommen werden, allein<br />
durch Kultur den demografischen Abschwung besiegen<br />
zu wollen.<br />
In seinen <strong>Empfehlungen</strong> fordert der Kulturkonvent die<br />
Akteure zu mehr Zusammenarbeit auf. Er unterstreicht,<br />
dass es mehr mobile Angebote geben solle. Er fordert,<br />
dass die Kultur auch zu den Menschen kommen muss und<br />
nicht nur die Menschen zur Kultur.<br />
Vorwurf Kulturabbaukonvent<br />
Der häufigste Vorwurf an den Kulturkonvent war, ein<br />
Kulturabbaukonvent zu sein. Manche behaupteten, dass<br />
der Kultusminister sich aus der Verantwortung stehle<br />
und dem Kulturkonvent die Arbeit übertrage, einen Kulturabbau<br />
vorzubereiten, der dann vom Kulturministerium<br />
nur noch administriert werden müsste. Der Schlussbericht<br />
zeigt, dass der Kulturkonvent weit entfernt<br />
davon ist, diesen Prophezeiungen gerecht zu werden.<br />
Ohne Zweifel war es eine Bürde, dass gleich zu Beginn<br />
der Konventsarbeit massive Kürzungen im Kulturbereich<br />
für das Jahr 2013 vom Landtag beschlossen wurden.<br />
Das war kein Rückenwind, machte aber zugleich<br />
die Dramatik bewusst, worum es im Kulturkonvent<br />
geht. Ebenfalls wenig hilfreich waren die Lan<strong>des</strong>kürzungen<br />
im Etat <strong>des</strong> <strong>Anhalt</strong>ischen Theaters Dessau. –<br />
Ganz unabhängig davon, ob sie angekündigt waren<br />
oder nicht, ob sie gerechtfertigt waren oder nicht. – Sie<br />
haben aber verdeutlicht, dass die Kürzung von 205.000<br />
Euro für Furore sorgen kann. Manch einer mag sich erhofft<br />
haben, dass der Kulturkonvent Vorschläge macht,<br />
diese oder jene Kultureinrichtung zu schließen, in dieser<br />
oder jener Sparte massive Kürzungen vorzunehmen,<br />
diese oder jene Kulturstruktur in Frage zu stellen. Für<br />
einen solchen Abbau, wenn er denn je intendiert war,<br />
ist ein Kulturkonvent ein denkbar falsches Instrument.<br />
Wer eine solche Streichliste haben wollte, hätte besser<br />
eine der zahlreichen kommerziellen Beratungsfirmen<br />
beauftragt, die kommen, Vorschläge machen und danach<br />
wieder verschwinden.<br />
Die Mitglieder <strong>des</strong> <strong>Kulturkonvents</strong> werden weiter zusammenarbeiten.<br />
Sie sind in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> verortet. Sie<br />
sind in ihrem Bun<strong>des</strong>land zu Hause, und zwar nicht nur in<br />
den Oberzentren Halle/Saale, Magdeburg oder Dessau-<br />
Roßlau, sondern auch in der Altmark, im Harz, im Mansfelder<br />
Land und in den anderen Regionen. Sie leben und<br />
arbeiten im Land und wollen für sich und ihre Familien<br />
eine lebenswerte Umgebung zu der Kultur dazu gehört.<br />
Ebenso werden sie sich bei verschiedenen Veranstaltungen<br />
immer wieder begegnen, sie werden die Veränderungen<br />
der Kulturlandschaft in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> gemeinsam<br />
gestalten. Sie werden miteinander kooperieren und<br />
durch diese Zusammenarbeit Synergien freisetzen. Die<br />
Zusammenarbeit im Kulturkonvent hat das Verständnis<br />
für die Belange der verschiedenen Sparten geschärft und<br />
wird hoffentlich einen Beitrag dazu leisten, künftig untereinander<br />
mehr Solidarität zu üben.<br />
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