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Empfehlungen des Kulturkonvents Sachsen-Anhalt

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31. Medien<br />

32.1. Bürgermedien<br />

Bestandsaufnahme<br />

Unter dem Begriff Bürgermedien werden verschiedene<br />

Formen (Offene Kanäle, Bürgerradio, nicht-kommerzieller<br />

Lokalfunk, Bürgerrundfunk etc.) der direkten Bürgerbeteiligung<br />

an den elektronischen Medien verstanden.<br />

Bürgermedien eröffnen aktive Beteiligungsmöglichkeiten<br />

für Bürger und Bürgerinnen als Programmmacher<br />

und -gestalter, schaffen Öffentlichkeit für Meinungen,<br />

Themen und Perspektiven, die im sonstigen Medienangebot<br />

nicht vertreten bzw. unterrepräsentiert sind, tragen<br />

zur Ausbildung von Medienkompetenz und der kulturellen<br />

und politischen Bildung bei. Bürgermedien sind<br />

ein wichtiger Teil unserer demokratischen Kultur, die von<br />

Einmischung, Beteiligung und Auseinandersetzung über<br />

aktuelle kulturelle, gesellschaftliche und politische Themen<br />

lebt.<br />

Das Bürgerfernsehen und Bürgerradio in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

funktioniert sowohl auf Produzentenseite als auch auf<br />

der Konsumentenseite sehr gut. Die Offenen Kanäle und<br />

nicht-kommerziellen Lokalradios sind eine wichtige Ergänzung<br />

der regionalen und lokalen Medienlandschaften<br />

und eine Bereicherung für die publizistische Vielfalt.<br />

Neben ihrer genuinen Aufgabe der medialen Bürgerbeteiligung<br />

führen die Offenen Kanäle Medienkompetenzprojekte<br />

mit unterschiedlichen Zielgruppen, u.a. in der<br />

schulischen und außerschulischen Jugendarbeit, Projekte<br />

mit Migrantinnen und Migranten, mit behinderten Menschen,<br />

älteren Menschen und benachteiligten Jugendlichen,<br />

durch.<br />

Bürgermedien und Bürgerradio sind mit der lokalen und<br />

regionalen Kunst- und Kulturszene vernetzt, kooperieren<br />

untereinander, begleiten Veranstaltungen und sind in<br />

diesem Sinne auch Kulturveranstalter.<br />

Die Europäische Kommission forderte 2008 die Mitgliedsstaaten<br />

auf, mehr für die Anerkennung und Unterstützung<br />

der Bürgermedien zu tun und ihrem Beitrag<br />

zu Medienpluralismus und kultureller Vielfalt mehr<br />

Aufmerksamkeit zu widmen. „Alternative Medien begünstigen<br />

nicht das Sich-Abschotten einer Gruppe. Im<br />

Gegenteil: Sie fördern eine bessere soziale Integration<br />

und ermöglichen ihren Zuhörern/Zuschauern eine direkte<br />

Teilnahme und Erörterung ihrer Probleme. Alternative<br />

Sender sind Ausdrucksmittel von Personengruppen, sie<br />

dienen dem Projekt sozialer und kultureller Integration.“<br />

Herausforderungen<br />

In <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> gibt es derzeit an sieben Standorten<br />

Offene Kanäle (Magdeburg, Wettin, Stendal, Merseburg,<br />

Salzwedel, Dessau, Wernigerode), die mit ihrem Angebot<br />

rund 198.000 Haushalte erreichen. Mit der Digitalisierung<br />

werden es voraussichtlich erheblich mehr sein. Eine Reichweitenanalyse<br />

der Medienanstalt <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> ergab,<br />

dass die Offenen Kanäle dort, wo sie empfangen werden<br />

einen hohen Bekanntheitsgrad und eine hohe Reichweite<br />

aufweisen. So schalten bspw. innerhalb von 14 Tagen<br />

rund 370.000 Menschen in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 49 Minuten<br />

lang eines der insgesamt neun Bürgermedien ein (Radio<br />

und Fernsehen). In Magdeburg sind es 35.700 Personen,<br />

die den Offenen Kanal Magdeburg durchschnittlich 39<br />

Minuten pro Tag einschalten. Die Offenen Kanäle senden<br />

wöchentlich ca. 50 Stunden neues Programm. An den sieben<br />

Standorten waren in den vergangenen zehn Jahren<br />

ca. 20.000 Bürger und Bürgerinnen als Programmmacher<br />

tätig. Bei Radio Corax (Halle/Saale) gestalten ca. 400 Bürger<br />

und Bürgerinnen das 24-Stunden-Radioprogramm.<br />

Der Grundbetrieb der Offenen Kanäle wird zum Teil aus<br />

den Rundfunkgebühren (über die Medienanstalt <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>)<br />

finanziert, unterliegt aber deutlichen Absenkungen.<br />

Das Bürgerradio Radio Corax erhält als Verein<br />

Zuschüsse, die es verdoppelt. Bemühungen größere Projekte,<br />

die mehr Mittel benötigen, umzusetzen, scheitern<br />

oft an der Vorfinanzierung.<br />

Bürgermedien sind auch Ausbilder für die Berufe Mediengestalter<br />

Bild und Ton und Videoeditor. Diese 44<br />

Ausbildungsplätze mussten gestrichen werden, was einen<br />

enormen personellen Verlust für den Medienstandort<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> bedeutet. Viele Ausbildungsabsolventen<br />

entschieden sich danach für ein Studium im Medienbereich,<br />

haben sich mit Produktionsfirmen selbständig<br />

gemacht oder sind später bei Deutschlandradio Kultur,<br />

Deutschlandfunk, MDR etc. tätig.<br />

Die Bürgermedien konkurrieren mit den neuen „offenen<br />

Kanäle“ (youtube etc.) um die Aufmerksamkeit und das<br />

Kreativitätspotenzial <strong>des</strong> jungen Publikums.<br />

<strong>Empfehlungen</strong><br />

!" Der Kulturkonvent empfiehlt Land und Kommunen,<br />

sich der gesamtgesellschaftlichen Bedeutung der Bürgermedien<br />

im Bereich der kulturellen, politischen und<br />

medialen Bildung bewusst zu werden. Bürgermedien<br />

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