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Empfehlungen des Kulturkonvents Sachsen-Anhalt

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30. Kulturwirtschaft<br />

Bestandsaufnahme<br />

Die Kulturwirtschaft bewegt sich im Spannungsfeld von<br />

Wirtschafts-, Beschäftigungs- und Kulturpolitik. Berücksichtigt<br />

man bei der Betrachtung dieses kulturwirtschaftlichen/privatwirtschaftlichen<br />

Teils den gesamten kulturellen<br />

Sektor, so ergibt sich ein Modell, welches den Markt<br />

um die Akteure Staat und Gemeinnützigkeit (intermediärer<br />

bzw. Dritter Sektor) erweitert. 65 Eine genaue definitorische<br />

und statistische Abgrenzung gibt es nicht, da sie<br />

unterschiedlich intensiv miteinander vernetzt sind.<br />

schaftszweigen von Tonträgerindustrie, Verlagswesen<br />

oder Kunstmarkt reichen… Die Kreativwirtschaft weist<br />

eine hohe Wachstumsdynamik und großes Beschäftigungspotenzial<br />

auf. Weltweit wird erkannt, dass die Verbindung<br />

von kultureller Kreativität mit Wirtschaft und<br />

Technologie einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen<br />

Entwicklung einer Region leistet. Nach den Theorien<br />

von Richard Florida 87 ist die Kreative Klasse darüber hinaus<br />

wachsender Wirtschafts- und Bildungsmotor, wichtiger<br />

Standort- und Imagefaktor und hohes Potenzial für<br />

die Stadtentwicklung. 69<br />

„Die Kulturwirtschaft in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> umfasst alle Wirtschaftsbetriebe<br />

und erwerbswirtschaftliche Aktivitäten,<br />

die für die Vorbereitung, Schaffung, Erhalt und Sicherung<br />

von künstlerischer Produktion, Kulturvermittlung und/<br />

oder medialer Verbreitung Leistung erbringen oder Produkte<br />

herstellen oder veräußern.“ 66 „Der wirtschaftlich<br />

verbindende Kern jeder kultur- und kreativwirtschaftlichen<br />

Aktivität ist der so genannte schöpferische Akt.“ 67<br />

„Damit sind alle künstlerischen, literarischen, kulturellen,<br />

musischen, architektonischen oder kreativen Inhalte, Werke,<br />

Produkte, Produktionen oder Dienstleistungen gemeint,<br />

die als wirtschaftlich relevanter Ausgangskern den<br />

elf Teilmärkten zugrunde liegen. … Der schöpferische Akt,<br />

gleichgültig ob als analoges Unikat, Liveaufführung oder<br />

serielle bzw. digitale Produktion oder Dienstleistung, die<br />

urheberrechtlich geschützt sein können oder nicht, weist<br />

diesen ästhetischen Kern oder Bezug, der mit einem wirtschaftlichen<br />

Prozess einhergeht, auf. Der schöpferische<br />

Akt, Grundlage der kultur- und Kreativwirtschaft, wird<br />

aber von den Kreativen, den Künstlern und Künstlerinnen<br />

vollzogen. Insgesamt gilt … Die Kultur- und Kreativwirtschaft<br />

ist ein Hochrisikobereich mit extrem schwankendem<br />

Markterfolg. Dies gilt ebenso für global, lokal und<br />

regional agierende Kultur-/Kreativ-Unternehmen.“ 68<br />

Über die eigene Branche hinaus erbringt die Kultur- und<br />

Kreativwirtschaft aber auch Leistungen für andere Branchen.<br />

Das Kreativbusiness vernetzt unterschiedliche Teilmärkte,<br />

die von den Branchen Musik, Literatur, Kunst,<br />

Film oder Fernsehen bis zu den entsprechenden Wirt-<br />

Abbildung 6: Das Drei-Sektoren-Modell unterteilt den<br />

gesamten kulturellen Sektor in einen öffentlichen,<br />

einen intermediären und einen<br />

privaten Sektor<br />

In Deutschland arbeiten mehr Menschen in der Kultur- und<br />

Kreativwirtschaft als bspw. in der Automobilindustrie und<br />

da „kulturelle und kreative Güter in der Regel auf ein stark<br />

lokales Publikum innerhalb eines gemeinsamen Sprachund<br />

Kulturraums ausgerichtet sind, sind Verlagerungen<br />

von Wirtschaftsteilen dieses Sektors ins außereuropäische<br />

Ausland zudem weniger ausgeprägt als in anderen Bereichen.<br />

Kultur und Kreativität wirken positiv auf die soziale<br />

65 Kulturwirtschaftsbericht <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 2006. Im Auftrag <strong>des</strong> Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>, S. 15. Eine Übersicht<br />

über erstellte Studien gibt es unter: http://www.kreativwirtschaft-deutschland.de/Links/Kulturwirtschaftsberichte/tabid/88/Default.aspx<br />

66 Christian Antz: Kreativwirtschaft aus der Provinz? Die Potenziale der Medien- und Designwirtschaft in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>. In: Jahrbuch für Kulturpolitik<br />

2008 Kulturwirtschaft und kreative Stadt, S. 103-116, hier S. 103.<br />

67 Vgl. Deutscher Bun<strong>des</strong>tag (Hrsg.), Kultur in Deutschland. Schlussbericht der Enquete-Kommission <strong>des</strong> Deutschen Bun<strong>des</strong>tages 2008, S. 348. Es heißt:<br />

„Es bleibt zu betonen, dass im Mittelpunkt der Kulturwirtschaft nicht der Beruf, sondern <strong>des</strong>sen Ausübung steht, also der schöpferische Akt der<br />

künstlerisch und kreativ Tätigen – und zwar unabhängig davon, ob diese Tätigkeit beruflich, nebenberuflich oder ehrenamtlich ausgeführt wird.“<br />

68 Monitoring zu wirtschaftlichen Eckdaten der Kultur- und Kreativwirtschaft 2009, Bun<strong>des</strong>ministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi). S. 18.<br />

69 Richard Florida: The Rise of the Creative Class: And How It’s Transforming Work, Leisure, Community and Everyday Life, 2003.<br />

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