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Empfehlungen des Kulturkonvents Sachsen-Anhalt

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jene Gruppe, die die Breitenmusik trägt. Diese Traditionen<br />

sind tief in der Gesellschaft verwurzelt.<br />

Herausforderung<br />

Hinsichtlich der Vokalmusik hat sich mit der freien Entfaltung<br />

<strong>des</strong> Chorwesens nach 1990 die größte Dichte an<br />

Chören aller neuen Bun<strong>des</strong>länder entwickelt, die aber zunehmend<br />

unter dem Eindruck <strong>des</strong> demografischen Wandels<br />

(Überalterung) stehen. Damit verbunden ist oftmals<br />

ein Festhalten am bisherigen Repertoire festzustellen,<br />

was zu einer Kluft zwischen den Generationen führt, die<br />

wegen <strong>des</strong> Fehlens der mittleren Generation (Pendler)<br />

im Ensemble nur schwer zu vermitteln ist. Viele Chöre im<br />

ländlichen Raum eint vor allem ihre soziokulturelle Ankerfunktion.<br />

Ursache für diese Tendenz ist der allgemeine<br />

demografische Wandel und der Rückzug <strong>des</strong> Singens aus<br />

dem gesellschaftlichen Alltag. Ihnen gegenüber stehen<br />

Neugründungen von meist gemischten Chören, in denen<br />

sich oftmals Jugendliche zusammenfinden, die teilweise<br />

hohe Leistungsansprüche an sich stellen. Dafür haben z. B.<br />

die künstlerischen Ausbildungsstätten eine katalytische<br />

Rolle entwickelt.<br />

Die die mitteldeutsche Chorlandschaft einstmals auszeichnende<br />

Leistungskraft der Laienchöre zu erhalten, sollte<br />

weiterhin das strategische Ziel für Förderinstrumente<br />

bleiben. Die Instrumentalmusik, die bereits vor 1989 allein<br />

schon wegen fehlender Instrumente in einem bedenklichen<br />

Zustand war, befindet sich in einer immer noch fragilen<br />

Lage. Mit dem Lan<strong>des</strong>musikverband <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

e.V. gibt es nur einen und zudem nicht flächendeckend<br />

agierenden Fachverband für die Blas- und Volksmusik.<br />

Andere, wie Zupfmusiker- und Akkordeonverband bis<br />

hin zu Laien-Kulturorchesterverbänden, haben es immer<br />

noch und schon mangels Masse schwer, Wirksamkeit und<br />

Gestaltungskraft zu entfalten. Das resultiert daraus, dass<br />

Ensembles dieser Genres, die in westlichen Bun<strong>des</strong>ländern<br />

Mitglied <strong>des</strong> entsprechenden Fachverban<strong>des</strong> wären, sich<br />

oftmals als Ensembles an kommunalen Musikschulen gegründet<br />

haben. Wird auf der einen Seite dadurch die Position<br />

der Musikschule als Träger der instrumentalen Ausbildung<br />

und Gestalter <strong>des</strong> Konzertlebens gestärkt, finden<br />

Ensembles außerhalb dieser Struktur nur schwer, oftmals<br />

sogar keine institutionellen Ansprechmöglichkeiten.<br />

Ein ebenso in den Blick zu nehmen<strong>des</strong> Feld ist das von<br />

Instrumentalgruppen, die sich nicht in klassische Orchesterformen<br />

einsortieren lassen, also Weltmusikgruppen,<br />

Liebhaber-Ensembles mit stilistischem Schwerpunkt<br />

(bspw. Mittelalter), Rockbands und Jazz-Combos u. ä. Vor<br />

allem vor dem Hintergrund der musikalischen Eigenerfahrung<br />

mit Rock, Blues, Popularmusik bieten diese, z. T. nonkonformistischen,<br />

Strömungen auch einen potenziellen<br />

Ansatz für Neuentwicklungen im Laienmusikbereich. Vor<br />

diesem Hintergrund haben die vom Lan<strong>des</strong>musikrat angeregten<br />

und vom Land eingesetzten Förderinstrumente,<br />

zu allererst die „Übungsleiterpauschale”, eine stabilisierende<br />

und qualifizierende Wirkung entfaltet. Ungeachtet<br />

der Alterskategorie und <strong>des</strong> Genres <strong>des</strong> Ensembles werden<br />

Chöre und Orchester gefördert, die sich durch einen<br />

ausgebildeten Chor-/Ensembleleiter, bspw. Hochschulabsolvent<br />

oder Absolvent einer nebenberuflichen C2-Ausbildung,<br />

also fachlich qualifiziert, anleiten lassen. Aktuell<br />

partizipieren ca. 320 Chöre und 40 Instrumentalensembles<br />

an dieser Förderung. Parallel dazu wurden Ausbildungsrichtlinien<br />

und Prüfungsordnungen entwickelt, um an der<br />

Musikakademie den Nachwuchs künstlerischer Leiter erfolgreich<br />

auszubilden. Regelmäßige Lan<strong>des</strong>-Chortreffen<br />

und Chor-/Orchesterwettbewerbe geben einen Ein- und<br />

Ausblick auf die Entwicklungen in diesem Bereich.<br />

<strong>Empfehlungen</strong><br />

!" "Der Kulturkonvent empfiehlt den Akteuren, Netzwerkstrukturen<br />

und Initiativen zur Unterstützung der<br />

populären Musik in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> zu schaffen. Die<br />

Initiative „Runder Tisch Jazz/Rock/Pop“ ist vom Land<br />

und den Kommunen zu unterstützen.<br />

!" "Der Kulturkonvent empfiehlt der Musikakademie<br />

für Bildung und Aufführungspraxis Kloster Michaelstein<br />

und dem Musikalische Kompetenzzentrum<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>, die Vermittlung von musikalischem<br />

Grundwissen und die Fähigkeit zum musikpraktischen<br />

Musizieren für Grundschullehrer und Erzieher in Zusammenarbeit<br />

mit den Verbänden der Breitenmusik<br />

zu intensivieren.<br />

17.4. Freie Musikszene<br />

Bestandsaufnahme<br />

Die freie Musikszene in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> umfasst alle Genres<br />

der populären Musik (vom Blues über Country, Folk,<br />

Hip-Hop, Metal, Pop, Punk bis hin zur Rockmusik), wie<br />

auch die als E-Musik tradierten. Eine quantitative Erhebung<br />

über die Zahl der Musiker oder der Gruppen liegt<br />

nicht vor, es dürften sich jedoch weit über 1.000 Menschen<br />

professionell und semiprofessionell im Bereich der<br />

populären Musik betätigen. Hinzu kommt noch ein Vielfaches<br />

im Amateursektor.<br />

Rund um die Webseite Szenepunkt hatte sich mit der Bun<strong>des</strong>förderung<br />

seit 2005 in den neuen Bun<strong>des</strong>ländern ein<br />

Jugendkulturnetz (jugendkulturnetz.de) als Koordinierungsstelle<br />

entwickelt. Diese sah als ihre Aufgaben an,<br />

Kontakt zu den Jugend(sub)kulturen insbesondere über<br />

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