Empfehlungen des Kulturkonvents Sachsen-Anhalt
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Kulturtourismus ist bun<strong>des</strong>weit das bedeutendste touristische<br />
Wachstumssegment.<br />
Die meisten Museen in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> (161 von 231) befinden<br />
sich in öffentlicher Trägerschaft, 64 in Trägerschaft<br />
<strong>des</strong> Privatrechts (z.B. e.V., gGmbH) und sechs in Mischformen<br />
gemeinsamer öffentlicher und privatrechtlicher Trägerschaft.<br />
Die von Vereinen getragenen Museen erhalten<br />
Leistungen unterschiedlichster Art ihrer Kommune. Eine<br />
stärkere Einwerbung von Dritt- und EU-Mitteln ist notwendig.<br />
Für eine erfolgreiche Antragstellung fehlt oftmals<br />
der erforderliche Eigenanteil und qualifiziertes Personal. 20<br />
Die Museen haben in den vergangenen Jahren durch den<br />
Abbau von technischem wie museumsfachlich ausgebildetem<br />
Personal einen erheblichen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung<br />
ihrer Träger geleistet, was sich negativ<br />
auf die Bewältigung der Kernaufgaben auswirkt. 21 Eine<br />
Kompensation durch ehrenamtliches Engagement ist nur<br />
begrenzt möglich.<br />
Positiv zu bewerten ist die Nutzung der Baudenkmale als<br />
Museum oder musealer Raum, da die Gebäude einer umfassenden<br />
Nutzung zugeführt, vor Verfall geschützt und<br />
der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dies führt<br />
aber im Vergleich zu modernen musealen Zweckbauten<br />
zu erhöhten Betriebskosten für Pflege und Erhalt, besonders<br />
im Energiebereich (Bsp. Burgen, Schlösser, Klöster).<br />
Herausforderung<br />
Museen sind als Gedächtnisorte besondere Orte der Vergegenwärtigung<br />
der kulturellen Identität in den Regionen.<br />
Sie werden von der Gesellschaft getragen und wirken<br />
in diese in vielfältigsten Formen hinein. Der Erhalt kultureller<br />
Sammlungen vor Ort garantiert historische Identität<br />
in einer Phase der lang anhaltenden Umbrüche im gesellschaftlichen<br />
und wirtschaftlichen Umfeld. Museen haben<br />
eminent wichtige Funktionen, um der Entwurzelung der<br />
Gesellschaft in Zeiten der Globalisierung entgegenzuwirken.<br />
Daraus folgt, dass Museen „demografieneutral“<br />
sind, d. h. sie sind mit ihren Sammlungen im historischen<br />
Kontext ihrer Region verankert und damit in der Regel<br />
standortgebunden. Um diese Einrichtungen zu stärken<br />
und den gesellschaftlichen wie wirtschaftlichen Herausforderungen<br />
gerecht zu werden, ist ein Zusammenwirken<br />
unterschiedlichster Maßnahmen sinnvoll.<br />
Ein Schlüssel zur Bewältigung <strong>des</strong> demografischen Wandels<br />
ist die Kooperationsfähigkeit und Kooperationsbereitschaft<br />
der Museen, ihrer Träger, Politik und Wirtschaft.<br />
Es muss eine stärkere Zusammenarbeit der meist<br />
informellen regionalen Netzwerke im Bereich der Kernaufgaben<br />
und darüber hinaus erreicht werden. 22 Zweckvereinbarungen<br />
zur interkommunalen Zusammenarbeit<br />
sind hier ein erster wichtiger Schritt und werden bereits<br />
vorbildlich durch Erlebniswelt Museen e.V. im Landkreis<br />
Mansfeld-Südharz praktiziert. Derzeit sind mehr als zehn<br />
Museums-Netzwerke aktiv.<br />
Lan<strong>des</strong>identität setzt Wissen und Forschung um die Lan<strong>des</strong>geschichte<br />
und historische Entwicklung voraus. An den<br />
Universitäten in Magdeburg und Halle wird regionalgeschichtlich<br />
geforscht und gelehrt. Die Aktivitäten werden<br />
im Vergleich zu <strong>Sachsen</strong> und Thüringen, die über entsprechende<br />
Einrichtungen verfügen, noch nicht ausreichend<br />
vernetzt und koordiniert.<br />
In der Enquete-Kommission Kultur in Deutschland heißt es:<br />
„Auch die Stärke dieser kleinteiligen Museumslandschaft<br />
in Deutschland gilt es zu bewahren und die mittleren und<br />
kleineren Häuser vor Nachteilen einer ausschließlichen<br />
´Leuchtturmpolitik´ zugunsten großer Häuser zu sichern.“ 23<br />
Im Jahr 2009 hat der Landtag die Regionalförderung 24 als<br />
Strukturförderung in den Kernbereichen für kleinere und<br />
mittlere Museen in der Fläche beschlossen. Die Förder- und<br />
Qualitätskriterien wurden vom Museumsverband <strong>Sachsen</strong>-<br />
<strong>Anhalt</strong> e.V. entwickelt. Es ist festzustellen, dass die von der<br />
Lan<strong>des</strong>regierung bereitgestellten Mittel nicht in der gewünschten<br />
Höhe abgerufen werden und die Regionalförderung<br />
noch nicht ihre volle Wirkung entfaltet.<br />
20 Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Institut für Museumsforschung, Heft 65. Statistische Gesamterhebung an den Museen der<br />
Bun<strong>des</strong>republik Deutschland für das Jahr 2010, Berlin 2011, S. 32 Tab. 13, vgl. auch: Günter Bernhard, Michael Henker, Susanne Köstering, Zur Situation<br />
der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Museen in Deutschland: Umfrage zur Eingruppierung 2011/12. Zum Download<br />
unter http://www.lwl.org/wma-download/download/Umfrage2011neu.pdf<br />
21 Corrie Leitz: Museen in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> – Entwicklungstendenzen im Personalbereich in den Jahren 2000 bis 2010 und ihre Konsequenzen für die<br />
Museumsarbeit. In: Museumsverband <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> e.V. (Hrsg.), Museumsnachrichten 2011, S. 35 ff.<br />
22 Museumsverband <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> e.V., <strong>Empfehlungen</strong> zur Neustrukturierung der Museumslandschaft <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> bezogen auf die hauptamtlich<br />
geführten Stadt- und Regionalmuseen und Überlegungen zur Einrichtung eines staatlichen Zentraldepots für kommunale Sammlungen, Ausarbeitung<br />
für das Kultusministerium <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 2007.<br />
23 Vgl. Deutscher Bun<strong>des</strong>tag (Hrsg.), Kultur in Deutschland. Schlussbericht der Enquete-Kommission <strong>des</strong> Deutschen Bun<strong>des</strong>tages 2008, S. 168.<br />
24 Gemäß Beschlussprotokoll der 85. Sitzung <strong>des</strong> Ausschusses für Finanzen 4.12.2009 zum EPL 07 nach der Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen<br />
zur Förderung von Kunst und Kultur RdErl. <strong>des</strong> Kultusministeriums vom 22.12.2008 – 51-57001 hatte der Museumsverband am 12. Dezember<br />
2010 dem Kultusministerium auf <strong>des</strong>sen Anforderung hin Kriterien für eine Regionalförderung in schriftlicher Form vorgelegt. Im ersten Halbjahr<br />
2011 erfolgte hierzu die Aufforderung einer Überarbeitung. In Abstimmung mit den Lan<strong>des</strong>behörden ist von diesen eine überarbeitete Fassung<br />
dem Merkblatt zur der Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von Kunst und Kultur RdErl. <strong>des</strong> MK vom 22.12.2008 – 51-<br />
57001 beigefügt worden. Im Haushalt 2012 heißt es auf S. 204 zur Titelgruppe 61 „Die Verteilung der in der Titelgruppe 61 veranschlagten, nicht<br />
gebundenen Haushaltsmittel erfolgt nach den Förderkriterien <strong>des</strong> Museumsverban<strong>des</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> und <strong>des</strong> Kultusministeriums für die regionale<br />
Museumsförderung.“<br />
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