4. Hessischer Kultur- und Kreativwirtschaftsbericht: Innovation durch ...

BEMBEL-WITH-CARE (Kultur- und Kreativpilot Deutschland 2011)
und eine ökologische und bessere Gesellschaft
schaffen sowie die Lebensqualität verbessern. 27
Insbesondere die beiden letztgenannten Aspekte
bereichern die technologische Dimension
des Innovationsbegriffs: Die Bedeutung
des Zugangs zu Produkten und Dienstleistungen,
also eine erfolgreiche Markteinführung,
sowie Innovationen für die Gesellschaft und
Organisationsabläufe in Unternehmen, d. h.
soziale Innovationen. Beide Aspekte stellen
zentrale Stärken der Kultur- und Kreativwirtschaft
dar. Die EU geht mit ihrer Europäischen
Innovationsunion insbesondere im Bereich
Design verstärkt auf diesen Wandel des Innovationsbegriffs
ein.
2.2
Innovationen in der Kultur- und
Kreativwirtschaft
BEMBEL-WITH-CARE steht für die Begründung der
„Apfelweinkultur 2.0“ und den weltersten Apfelwein
in Dosen. Diplom-Designer und bekennender
Apfelweinliebhaber Benedikt Kuhn gründete das
Unternehmen 2007. Um von dem verstaubten
Image des Getränks wegzukommen, sollte das neue
Erscheinungsbild klar, modern, unverkennbar und „kultig“ sein - Apfelwein
sollte als erfrischende Alternative zu Bier oder Wein überregional bekannt
werden. Aus diesem Gedanken entstand die „Apfelweinkultur 2.0“.
Erstmals wurde der neue Apfelwein, regional hergestellt von der Traditionskelterei
Krämer aus Äpfeln von Odenwälder Streuobstwiesen, im Fünf-Liter-
Fass angeboten. Mit der Einführung des weltweit ersten Apfelweins in
0,5-Liter-Getränkedosen erobert BEMBEL-WITH-CARE seit 2009 regional wie
auch überregional den Markt. Der Apfelweinliebhaber kann nun zwischen
den Sorten „Apfelwein-Pur“, „Apfelwein-Sauer gespritzt“ und „Apfelwein-Cola“
wählen. Im Online-Shop erhältliche Merchandisingprodukte wie Bembel,
T-Shirts, Aufkleber und viele andere statten den „Apfelweinfan 2.0“ passend
aus. Die Marke BEMBEL-WITH-CARE und besonders die Dose ist seit ihrer
Entstehung immer weiter zum Kultobjekt geworden und besitzt mittlerweile
eine große Fangemeinde in ganz Deutschland.
Lange Zeit nahm die Wirtschaftspolitik die
Impulse der Kultur- und Kreativschaffenden
für die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt
kaum wahr. Durch das unorthodoxe Arbeiten
und Ausprobieren von utopischen Modellen
entwickeln Kultur- und Kreativschaffende
jedoch häufig unkonventionelle Konzepte und
Lösungen, die dann für andere Branchen eine
Pionier- oder Lotsenfunktion übernehmen
können. Da Innovationen in der Kultur- und
Kreativwirtschaft häufig dem nicht-technologischen
Bereich zuzuordnen sind, ist dieser
Querschnittsbranche der Zugang zu vielen Innovationsförderprogrammen
noch erschwert.
Die Etablierung der Kultur- und Kreativwirtschaft
im Bewusstsein von Entscheidern aus
Politik und Wirtschaft in den letzten Jahren
durch breit angelegte Berichterstattung über
ihre wirtschaftliche Bedeutung wirkte unterstützend
auf dem Weg zur Anerkennung der
Kreativunternehmen und der selbständigen
Kreativberufe. So nimmt die Zahl der Gründer
deutschlandweit stetig zu, obwohl die erwerbswirtschaftliche
Situation von Selbstständigen
in der Kultur- und Kreativwirtschaft teilweise
prekär ist. Gerade Selbstständige und kleine
Unternehmen im Kreativbereich sind wichtige
wirtschaftliche Akteure: Sie können schnell
und flexibel auf Veränderungen reagieren und
entwickeln ein hohes Gespür für gesellschaftliche
und wirtschaftliche Trends.
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27 Vgl. Turning Europe into a true
Innovation Union (2010)