Ataxie mit okulomotorischer Apraxie Typ 2: Charakterisierung des ...
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Einleitung 4<br />
2.3 <strong>Ataxie</strong> <strong>mit</strong> <strong>okulomotorischer</strong> <strong>Apraxie</strong> <strong>Typ</strong> 2 (AOA2)<br />
Die autosomal-rezessiv vererbte <strong>Ataxie</strong> <strong>mit</strong> <strong>okulomotorischer</strong> <strong>Apraxie</strong> <strong>Typ</strong> 2 (AOA2;<br />
ataxia with oculomotor apraxia type 2) beginnt in der Regel zwischen dem 10. und 22.<br />
Lebensjahr. Primär wird die Erkrankung durch eine cerebelläre <strong>Ataxie</strong> charakterisiert, die<br />
bei nahezu allen Patienten (93%) von einer sensomotorischen Neuropathie und in einigen<br />
Fällen von der namensgebenden okulomotorischen <strong>Apraxie</strong> (47%) begleitet wird (5, 6) .<br />
Übereinstimmend <strong>mit</strong> der cerebellären <strong>Ataxie</strong> weisen AOA2-Patienten eine cerebelläre<br />
Atrophie im MRT auf. Eine postmortale Studie zeigte einen Verlust an Purkinjezellen im<br />
Cortex <strong>des</strong> Kleinhirns (7) . Bei etwa 86% der Patienten ist ein erhöhter -Fetoproteinspiegel<br />
im Serum nachweisbar. Des Weiteren wurden gelegentlich erhöhte Serumkonzentrationen<br />
an Creatinkinase, Cholesterin und Immunglobulinen beobachtet, während die<br />
Albuminkonzentration im Serum im Normalbereich liegt. Überdies können weitere<br />
Symptome auftreten, die scheinbar sehr variabel sind, wie z.B. Strabismus, pyramidale<br />
Zeichen und choreatische und dystonische Bewegungen (5-10) .<br />
Die AOA2 wird <strong>mit</strong> Mutationen im Senataxin-Gen (SETX; GenBank Accession-Nummer:<br />
NM_015046; OMIM *608465) assoziiert, das auf Chromosom 9q34 lokalisiert ist (5) . Das<br />
SETX-Gen besteht aus 26 Exons, wobei Exon 3 bis 26 kodierend sind (Abb.1, S. 5). Für<br />
das SETX-Gen sind zwei Transkripte <strong>mit</strong> einer Größe von 9 bzw. 11,5 kb bekannt, die in<br />
zahlreichen Geweben exprimiert werden (5, 11) . Dieses Gen ist sehr polymorph. Derzeit sind<br />
min<strong>des</strong>tens 39 Einzelnukleotid-Austausche im SETX-Gens bekannt, von denen 29 sogar<br />
eine Änderung der Aminosäuresequenz zur Folge haben, aber nach derzeitigem<br />
Kenntnisstand nicht krankheitsverursachend sind (NCBI dsSNP Build 130). Zusätzlich<br />
wurden bisher min<strong>des</strong>tens 66 Mutationen im SETX-Gen publiziert, die die AOA2<br />
verursachen (5, 7-10, 12-22) . Bei der Mehrzahl dieser Mutationen handelt es sich um Missense-<br />
Mutationen, Nonsense-Mutationen, kleinere Deletionen und Insertionen, die zu einem<br />
Leserasterverschub führen, sowie Spleißmutationen. In seltenen Fällen wurden auch<br />
größere Genveränderungen wie Deletionen mehrerer Exons<br />
(7, 9, 10)<br />
und<br />
eine ~10 kb-<br />
Duplikation (16) beschrieben. Einige dieser Mutationen wurden in homozygoter Form<br />
nachgewiesen, während andere Mutationen in compound heterozygoter Form auftreten.<br />
Neben der AOA2 wird auch die autosomal-dominant vererbte amyotrophe Lateralsklerose<br />
<strong>mit</strong> juvenilem Beginn (ALS4; OMIM #602433) durch Mutationen im SETX-Gen<br />
verursacht (11) . Das klinische Bild der ALS4 unterscheidet sich jedoch stark von dem der<br />
AOA2. Die ALS4 ist durch eine langsam fortschreitende Motoneuropathie gekennzeichnet,