Ataxie mit okulomotorischer Apraxie Typ 2: Charakterisierung des ...
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Diskussion 44<br />
5. Diskussion<br />
Die Zielsetzung dieser Arbeit bestand darin, in einem Kollektiv von 79 <strong>Ataxie</strong>-Patienten,<br />
neue Mutationen zu identifizieren, das Mutationsspektrum zu charakterisieren und die<br />
Häufigkeit der AOA2 in der deutschen Population abzuschätzen.<br />
Inzwischen wurden min<strong>des</strong>tens 66 verschiedene Mutationen im SETX-Gen beschrieben,<br />
die <strong>mit</strong> der AOA2 assoziiert sind (Tabellen 19 a, b und c, S. 77-79) (5, 7-10, 12-22) . Bei der<br />
Mehrzahl dieser Mutationen handelt es sich um Nonsense- oder Missense-Mutationen. Es<br />
werden aber auch kleinere Deletionen und Insertionen, sowie Spleißmutationen<br />
beschrieben. Des Weiteren wurden sechs Fälle von größeren Genveränderungen publiziert<br />
(7, 9, 10, 16) . Neben dieser Vielzahl an Mutationen sind 39 nicht-pathogene Sequenzvarianten<br />
im SETX-Gen bekannt (NCBI dsSNP Build 130), was zeigt, dass sich zahlreiche<br />
Normvarianten aber keine einheitliche Wildtyp-Sequenz benennen lassen.<br />
Eine besondere Herausforderung der Molekulargenetik ist es, die Frage zu klären, ob es<br />
sich bei einer Sequenzveränderung um eine Mutation oder um einen Polymorphismus<br />
handelt. Der Begriff Mutation steht für seltene Sequenzveränderungen <strong>mit</strong> einer Häufigkeit<br />
1%<br />
in der Population auftreten. Diese Unterscheidung ist besonders schwierig für noch nicht<br />
beschriebene Missense-Veränderungen. Hier kann der Austausch einer einzelnen<br />
Aminosäure schwerwiegende Veränderungen <strong>des</strong> Proteins zur Folgen haben. Die<br />
Änderung der Proteinstruktur kann zu einem Verlust der üblichen Proteinfunktion („loss<br />
of function mutation“) führen oder sogar den Gewinn einer toxischen Proteinfunktion<br />
(„gain of function mutation“) nach sich ziehen. Andererseits sind viele Polymorphismen<br />
im SETX-Gens bekannt, die auf Protein-Ebene zu einer Änderung der Proteinsequenz<br />
führen, aber dennoch keinen pathogenen Effekt zu haben scheinen. Diese Vielzahl<br />
möglicher Isoformen <strong>des</strong> SETX-Gens erschwert die Interpretation, ob eine Veränderung in<br />
der Proteinsequenz krankheitsursächlich ist und wirft so Probleme in der Diagnosestellung<br />
auf. Von besonderem Interesse ist es daher, anhand von molekulargenetischen Analysen<br />
bei Familienangehörigen und Kontrollpersonen zu klären, ob es sich bei solchen<br />
Sequenzvarianten um Mutationen handelt.